Alte Kirche neu entdecken
Erfurter Schottenkirche wurde saniert / Förderverein wird weiter bestehen
Erfurt. Die Erfurter Kirche St. Nicolai und Jacobi, auch Schottenkirche genannt, wurde in den zurückliegenden zwei Jahren grundlegend saniert und restauriert. Heute zeigt sich die einzige romanische Kirche der Stadt wieder in ihrer ursprünglichen Schönheit.
"Kirchlich gesehen hat unsere Kirche eher eine geringe Bedeutung, kunsthistorisch ist sie aber eine der bedeutendsten Erfurts", berichtet Josef Englert, der Vorsitzende des Fördervereins der Schottenkirche. Seit 2001 hat der Verein die Sanierung und Renovierung auf den Weg gebracht. Jetzt nach Abschluss der Bauarbeiten, so Englert, stand die Frage, wie es mit dem Verein weitergehen soll. "Wir haben uns zum Weitermachen entschlossen. Der Verein soll und kann eine Stimme für diese Kirche sein und wir sind dankbar für alle, die mit uns weiter die Stange halten", so der Vorsitzende.
Förderverein Schottenkirche brachte 70 000 Euro ein
Konkret konnte der Förderverein die Sanierung des Gestühls, den Einbau einer modernen Sitzplatzheizung und die Beleuchtungskörper finanzieren, wie der Architekt Jörg-Peter Gottstein sagte. Möglich wurde dies durch Spenden und verschiedene Aktionen wie Ausstellungen und Benefizkonzerte, Führungen bei denen die für die Arbeiten erforderlichen 70 000 Euro zusammenkamen. Unser Verein hat zurzeit 50 Mitglieder darunter auch Mitglieder aus Regensburg, München, Biberach, Hofheim, Hattersheim und Hildburghausen", so Josef Englert.
Um der Bedeutung des Baudenkmals Schottenkirche gerecht zu werden, war die jetzt abgeschlossene umfassende Sanierung und Ausgestaltung des Innenraumes sowie die Sicherung des Gebäudes erforderlich. Dabei, so Jörg-Peter Gottstein, galt es bauliche Fehler der zurückliegenden Sanierungen zu beheben. So beispielsweise am Turm, der ohne neue Verankerungen und die Sicherung im Erdreich irgendwann zusammengebrochen wäre. Der Innenraum selbst war düster. Gottstein: "Seit 1963 ist hier nichts mehr gemacht worden, die Wände waren schmutzig, es war wie in einer Höhle. Und die Elektrik stammte aus dem Jahr 1958."
Einladung, die alte Kirche neu zu entdecken
Jörg-Peter Gottstein und Josef Englert sind mit dem Erreichten sehr glücklich. Die Kirche präsentiert sich hell und freundlich, durch die nun sauberen Fenster fällt Licht hinein und die Beleuchtung ist dem romanischen Raum angemessen. Die Kosten in Höhe von einer Millionen Euro haben sich gelohnt. Jetzt soll noch ein gläserner Windfang eingebaut werden, der Besuchern auch dann einen Einblick in das Gotteshaus ermöglicht, wenn keine Aufsicht vor Ort ist. Josef Englert: "Uns war von Anfang an wichtig, dass die Kirche allen Erfurtern und den Gästen der Stadt zugänglich ist." Und Jörg-Peter Gottstein fügt hinzu: "Kunsthistorisch ist sie eine Perle und für mich ist es einfach eine tolle Sache, hier tätig geworden zu sein. Allein wenn ich mir die Steine anschaue und mir überlege, wie alt sie sind, habe ich Ehrfurcht."
Beide hoffen, dass nun recht viele Menschen die Schottenkirche neu für sich entdecken, dass der helle, klare Kirchenraum von der Gemeinde gut angenommen wird und dazu einlädt, auch mal wieder zum Gottesdienst in die Kirche zu kommen.
Von Holger Jakobi
Hintergrund
Mönche lehrten an der Universität
Der Ire Marianus hatte sich auf der Pilgerfahrt von Irland nach Rom (um 1075) in Regensburg niedergelassen, ehe seine Nachfolger (um 1089) die dortige berühmte Abtei St. Jakob gründeten. Von diesem Mutterkloster aus entstand - nach Würzburg und vor Nürnberg als zweites das Erfurter Kloster wahrscheinlich ab 1136. Unter den geschichtlich jüngeren ‚Schottenklöstern‘ des zwölften Jahrhunderts sind Konvente zu verstehen, die nur von den Iren besetzt waren. Jedoch wurden die irischen Mönche, die nach der Benediktinerregel lebten, dann im frühen 16. Jahrhundert von den namengebenden Schotten verdrängt. Das Kloster spielte während des Mittelalters und danach im Leben der Stadt Erfurt eine nicht unbedeutende Rolle. Außer dem religiösen Dienst widmeten sich die Mönche der Pflege der Wissenschaften in vielfältiger Weise, lehrten an der Erfurter Universität und bekleideten dort hohe akademische Ämter. 1820 erfolgte die Aufhebung des Klosters, bald darauf der Abbruch der Klostergebäude.
Die Schottenkirche St. Nicolai und Jacobi gehört derzeit noch als Filiale zur Gemeinde St. Lorenz Erfurt. Sie war einst als Pilgerstützpunkt auf der Wallfahrt zu den heiligen Stätten im Süden gedacht und wurde 1136 errichtet. Brände (1299 und 1472) vernichteten den Erstlingsbau. Zeugnis legen die wiederverwendeten, profilierten Bausteine ab, die noch heute sichtbar sind. Aus der Gründungszeit scheint der bemerkenswerte Palmettenfries oberhalb der westlichen Arkaden zu stammen; er verweist unverkennbar in das zwölfte Jahrhundert und mag sich durch das ganze Schiff gezogen haben. (Quelle: Förderverein Schottenkirche)