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100 Jahre jung: St. Joseph

Kirchweih-Festwoche in Chemnitz geht zu Ende - Jugendliche mischten kräftig mit

Chemnitz. Festgottesdienste, Vorträge, Kulturprogramm, Bischofsbesuch, Festschrift - die Feierlichkeiten zum 100. Weihetag der Chemnitzer St.- Josephskirche unterschieden sich kaum von anderen Jubiläen gleichaltriger Kirchen. Auffallend allerdings: das große Engagement der Jugendlichen.

Den gesamten Kuchen in Rekordzeit verkauft: Einige Jugendliche der Chenmnitzer St.-Josephs-Gemeinde beim Auftakt der Kirchweih-Jubiläumswoche.

Gleich zum Auftakt der Jubiläums- Festwoche am vergangenen Sonntag traten sie in Aktion: Die Jugendlichen der St.-Joseph-Gemeinde hatten beim Kirchencafé nach dem Gottesdienst den Kuchenverkauf übernommen - nicht ganz frei von Eigennutz, denn nach einer größeren Spende an die litauische Partnerjugend war Ebbe in der Kasse. Am Mittwoch luden sie die Gemeinde unter dem Motto "100 Jahre jung" zu einer selbst ersonnenen spielerischen Zeitreise in die Zukunft ein.

Dass die Jugend im Gemeindeleben von St. Joseph mitmischt, war keinesfalls der Jubiläums- Ausnahmezustand, sondern hat Tradition - bei allem Kommen und Gehen, dem eine Gruppe dieser Altersklasse hier wie überall unterliegt. Jeden Dienstag treffen sich zehn bis 15 Mädchen und Jungen zur Gruppenstunde, seit neustem in einem eigenen Jugendraum. Unter anderem bestreiten sie einen der vier Chöre, den es in der Gemeinde gibt. Sie sind als Sternsinger unterwegs und besuchen im Advent die Senioren. "Dass fast die gesamte Gemeindejugend als Helfer an der Religiösen Kinderwoche teilnimmt, habe ich bereits vorgefunden, als ich 1990 herkam. Das hatte ich zuvor noch nirgendwo erlebt", berichtet Pfarrer Hans- Joachim Paschke. Wenn er über "seine" Jugendlichen spricht, gerät er leicht ins Schwärmen: von ihrer Eigeninitiative etwa, ihrem außergewöhnlichen Zugehörigkeitsgefühl zur Gemeinde und der ausgewogenen Mischung von Begegnung und Tiefgang.

Dass er sie sonntags in den Kirchenbänken oder als Ministranten gar nicht so häufig zu Gesicht bekommt, scheint Pfarrer Paschke nicht groß zu bekümmern. Fast überall dort, wo auf Bistumsoder Dekanatsebene bei der Jugend etwas los ist, ist die Chemnitzer St.-Josephs-Gemeinde mit einer Gruppe vertreten, seien es Rosenthal-Wallfahrten, Kurse im Jugendhaus Schmiedeberg oder Turniere in unterschiedlichen Sportarten. "Es tut uns einfach gut, uns als Gruppe in einer größeren Gemeinschaft zu erleben", erzählt Johannes Langrzik, der derzeitige Jugendsprecher.

"Hat die St.-Josephs-Gemeinde einfach Glück mit ihrer Jugend oder gibt es ein Erfolgsgeheimnis?" Bei dieser Frage wird Hans- Joachim Paschke nachdenklich. Er denkt an seine Vorgänger und Vorgängerinnen, außergewöhnlich charakterstarke Priester und Gemeindereferentinnen, die die ganze Gemeinde und damit auch die jeweilige Jugend seit Generationen geprägt und zu Engagement in Kirche und Gesellschaft motiviert haben. Er denkt aber auch an ein einschneidendes und nachhaltiges Erlebnis, das die Jugendlichen vor einigen Jahren zu verkraften hatten: Ganz plötzlich war damals der 18-jährige Joseph Langrzik gestorben, ein Jugendlicher, der sich mit seinen musischen Talenten und seiner Fähigkeit, andere zu begeistern, sehr intensiv in die Gemeindejugend eingebracht hatte. "So schmerzlich dieser Tod für jeden von uns war, die Jugendlichen sind an dieser Erfahrung gewachsen", glaubt Pfarrer Paschke. Besonders eindrücklich sind ihm die ersten Tage und Wochen nach Josephs Tod in Erinnerung, in der sich die Gemeinde wie vielleicht nie zuvor für Nichtchristen geöffnet habe. "Viele seiner Klassenkameraden sind damals spontan zu uns aufs Kirchengrundstück gekommen, um zu reden und in ihrer Trauer nicht allein zu sein. Von ihren Lehrern war niemand bereit gewesen, mit ihnen zu sprechen …"

Von Dorothee Wanzek

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