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Anstoß

Wie Elija unter dem Ginsterstrauch

Schwester Susanne Schneider

Eine mir bekannte Sozialarbeiterin war in ihrem Beruf kreativ und innovativ. Wenn jemand ihre professionelle Hilfe brauchte, half sie und versorgte andere und kümmerte sich um sie. Dabei schaute sie nicht auf die Uhr und war sehr um das Wohl der ihr Anvertrauten bedacht. Doch dann wurde sie einfach krank: Zuerst Erkältung, dann Bronchitis, dann war eine Viruserkrankung dazu gekommen. Schließlich schlug die Situation auf ihre Stimmbänder: Sie brachte kaum mehr ein Wort heraus. All dies zog sich lange hin und so fehlte sie am Arbeitsplatz mehrere Monate.

In dieser Situation erzählte sie mir, sie fühle sich wie Elija unter dem Ginsterstrauch: Auch der Prophet hatte hart gearbeitet und sich selbst in keiner Weise geschont. Er hatte sich mit Feuer und Schwert für den richtigen Glauben eingesetzt. Dabei hatte er bei sich selbst, aber vor allen Dingen bei seinen Gegnern keine Schwäche zugelassen. Doch nun ging nichts mehr. Er war völlig ausgepowert und so depressiv geworden, dass er eigentlich nur noch sterben wollte. So legte er sich, erschöpft, entnervt, überspannt, unter einen Ginsterstrauch und wünschte sich den Tod.

Was hatte Elija aus diesem tiefen Tal herausgeholfen? Die Bibel erzählt, dass ein Engel ihn anrührte, ihm Brot und Wasser hinstellte und ihn aufforderte zu essen. Elija tat, wie ihm geheißen wurde, und schöpfte daraus neue Kraft.

Die Frau erzählte, dass es bei ihr genauso gewesen sei: Sie sei von "Engeln" - guten Menschen - aufgefordert worden, die Krankheit anzunehmen und nicht dagegen zu rebellieren. Jeden Tag sei das etwas mehr gelungen. Man hätte ihr keine Vorhaltungen gemacht. Statt dessen sei man ihr mit Verständnis und Wohlwollen begegnet. Diese Haltung habe sie zunächst verwundert, weil sie damit nicht gerechnet habe. Immer mehr habe sie dann darüber Freude und Sicherheit gespürt und dieses Gefühl genossen.

Und zum ersten Mal in ihren Leben habe sie diese guten Worte bewusst gehört und auf sich wirken lassen. Schließlich sei der entscheidende Durchbruch passiert, als sie die guten Worte, die sie von anderen gehört hatte, auch sich selbst gesagt habe. Sie sei ja erfahren im Trösten und diese Erfahrung habe sie nun auf sich selbst angewandt: Sie habe plötzlich den Wohlwollen-Scheinwerfer auf sich selbst gerichtet! Die Überraschung war dabei, dass sie dazu gar nichts Neues lernen musste: Sie richtete einfach das Wohlwollen, das sie gewöhnlich den anderen Menschen schenkte, auf sich selbst. So habe sie sich nach und nach wieder aufgerappelt.

Schwester Susanne Schneider, Missionarinnen Christi, Kontaktstelle Orientierung Leipzig

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