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Vor 100 Jahren gegründet: Gemeinde Dom zum Heiligen Kreuz erinnert an Verein der Eichsfelder

Alois Scholz traute seinen Augen nicht, als er beim Festumzug zum Rolandsfest 1999 die Fahne des Vereins der Eichsfelder Nordhausen erblickte. Die Organisatoren hatten sich damals an Pfarrer Wolfgang Ipolt - heute Regens im Priesterseminar Erfurt - mit der Bitte gewandt, ihnen eine Kirchenfahne zur Verfügung zu stellen, die sie zur Darstellung einer historischen Szene benötigten. Mit dem Entdecken der Fahne durch den gebürtigen Dingelstädter Scholz kam in der katholischen Gemeinde etwas in Gang, was mit einer Feier im Mai ihren Abschluss finden wird: Die Erinnerung an die Eichsfelder Katholiken, die einst nach Nordhausen kamen und hier im Oktober 1911 den Verein der Eichsfelder gründeten.

Die ganze Gemeinde ist zum Fest geladen

"Wir wollen allerdings keine Feier machen, die nur die Eichsfelder in der Gemeinde in den Blick nimmt. Es geht vielmehr darum, an Menschen zu erinnern, die sich einst hier zusammenfanden und die Teil unserer Geschichte sind", betont Pfarrer Richard Hentrich. Und Alois Scholz ergänzt: "Wir wollen den Verein nicht neu gründen. Die ganze Gemeinde ist zum Fest eingeladen. Wir wollen neugierig auf das Eichsfeld machen."

Scholz ist Vorsitzender einer Arbeitsgruppe, die sich mit dem Ziel gegründet hatte, die Geschichtes des Vereins der Eichsfelder zu erforschen und die das Fest im Jubiläumsjahr vorbereitet. Kürzlich wurde im Kapitelsaal am Dom zum Heiligen Kreuz das Projekt vorgestellt. Einblicke in die Geschichte gab dabei Paul Lauerwald. Hauptquelle seiner Arbeit war das Studium der Zeitung der Eichsfelder in der Fremde, einem 1910 gegründeten Dachverband, der auch heute tätig ist. Die in Nordhausen erschienenen Tageszeitungen waren als Quelle unbrauchbar, da die katholischen Aktivitäten für sie kein Thema waren. Lauerwald machte deutlich, dass sich die Nordhäuser Gruppe als katholischer Verein unter dem Motto "Treu zur Heimat - Treu im Glauben" verstand. Nach ersten Zusammenkünften in den Jahren 1909 und 1910 kam es im Oktober 1911 zur Gründung. Basis war das Zusammengehörigkeitsgefühl der Eichsfelder und die Pflege des Brauchtums. Eine eigene Fahne wurde 1924 im Vorfeld eines großen Eichsfeldtreffens in Paderborn angeschafft. Auch gab es - wie es sich gehörte - ein eigenes Vereinslokal. Paul Lauerwald berichtete weiter, dass sich die letzte Meldung über den Verein im Jahr 1941 findet. Er sagte: "Wir müssen annehmen, dass sich die Arbeit im Zweiten Weltkrieg langsam zerstreute." Eine Wiedergründung nach 1945 war dann nicht mehr möglich.

Informationen zur Vereinsgeschichte gesucht

Zwar ist Paul Lauerwald mit seinen Forschungen weit gekommen, doch es gibt noch genügend Lücken, die eventuell gefüllt werden können. Daher seine Bitte, dass alle, die mit der katholischen Gemeinde in Nordhausen verbunden sind oder waren, einmal nachschauen, ob es nicht das eine oder andere Familienzeugnis gibt, das auf den Verein der Eichsfelder hinweist.

Besondere Einblicke in das Eichsfeld gab an diesem Abend Prof. Georg Hey, dessen Eltern aus dem Eichsfeld stammten. Georg Hey machte deutlich, dass es für ihn nach Jahren der Teilung und Wanderschaft durch die damalige Bundesrepublik eine ganz wichtige Erfahrung ist, im Eichsfeld die Region zu wissen, in der seine Wurzeln liegen. "Ich erfahre hier endlich die Beheimatung, ohne die es im Leben nicht geht. Ich bin stolz über die klare Orientierung und den tiefen Glauben, für die das Eichsfeld steht."

Eingebunden ist das Fest zu 100 Jahre Gründung des Vereins der Eichsfelder, das am 22. Mai gefeiert wird in das Jubiläumsjahr 1050 Jahre Stift und Dom Nordhausen.

www.dom-nordhausen.de

Von Holger Jakobi