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In Umkehr und Verzicht liegt auch Genuss

Marko DutzschkeDass der Teufel den Sekt gemacht hat, und die Selters vom lieben Gott kommt, ist keine christliche Erfindung. Nein, diese Behauptung stellt die deutsche Band "Fettes Brot" in einem ihrer Lieder auf. Darüber hinaus erfahre ich aus einem Internetforum, dass längst nicht mehr jedermann und wohl auch nicht jede Frau weiß, was eine Selters ist. Also nutze ich die Gelegenheit und kläre auf: Eine Selters ist schlicht und einfach eine Flasche Wasser.
Damit erklärt sich auch die Bedeutung des geflügelten Wortes "Sekt oder Selters". Es dürfte vergleichbar sein mit anderen bekannten Worten wie etwa "Hop oder Top", "ganz oder gar nicht" und "alles oder nichts". Vor die Wahl gestellt, werden sich die meisten Menschen eher für sprudelnden Sekt als für stilles Wasser entscheiden. Mit "Fettes Brot" könnte man die Behauptung aufstellen, christlich sei ein bescheidener Verzicht. Über dieses Vorurteil Gott und dem Glauben gegenüber muss uns nicht erst ein Lied aufklären. Religion gilt vielen Menschen als etwas, das den Spaß am Leben gründlich verdirbt. Dabei ist genau das Gegenteil richtig. Es geht darum, das Leben in jeder Weise zu genießen, in der Fülle wie im Verzicht. Wirklich christlich werde ich darum ein entschiedenes "Sekt und Selters" nennen. Dazu passt für mich eine Stelle aus dem Buch Hiob: "Nehmen wir das Gute an von Gott, sollen wir dann nicht auch das Böse annehmen." Oft genug geht es nicht um ein schweres Leiden wie in Hiobs Fall, sondern nur um diese oder jene Herausforderung.
Gerade haben wir ausgelassen Fasching gefeiert und das Leben in vollen Zügen genossen. An den meisten Orten dürfte am Aschermittwoch alles vorbei gewesen sein. Nur hier und da sind noch ein paar Narren unterwegs, die Kulturlosigkeit für Narretei vorgeben und munter weiter Zampern. Es wird Zeit, die Kostüme auszuziehen und die fünfte Jahreszeit ausklingen zu lassen. Mit dem Aschermittwoch beginnt in der Kirche die Fastenzeit. In unserem Kindergarten verbrennen wir ein paar Girlanden und Luftschlangen und lassen uns das Kreuz mit der frischen Asche auf die Stirn zeichnen.
Es käme darauf an, das Leben weiter zu genießen, bei einem Glas Wasser genau wie beim Sekt. Immer mehr Menschen geben viel Geld aus für Fastenkuren und stille Tage. Vor einiger Zeit habe ich von einem Bauern gehört, der Stille Tage auf seinem Bauernhof anbietet. Er sagte, die Menschen kommen vor allem aus Großstädten zu ihm und suchen ein Leben abseits von Trubel und Partykultur. In Umkehr, Versöhnung und Verzicht liegt ein Genuss, den uns die kommenden 40 Tage bieten.

Kaplan Marko Dutzschke,
Cottbus

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