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"Er hat die Würdigung verdient"

In Halle ist der Hospizgründer, Seelsorger und Krankenpfleger Heinrich Pera geehrt worden

Von Eckhard Pohl
Halle. In Halle ist eine Straße nach dem Gründer des Hospizdienstes der Saalestadt, Pfarrer Heinrich Pera, benannt worden. Am 3. März wurde aus diesem Anlass des 2004 gestorbenen Seelsorgers und Vorreiters der Hospizarbeit gedacht.

Mit einem Festakt im überfüllten Elisabeth-Saal des Krankenhauses St. Elisabeth und St. Barbara haben Vertreter der Stadt Halle, Mitarbeiter und Förderer der Hospizarbeit und zahlreiche Gäste an den Pionier der Hospizidee in Halle und langjährigen Vorsitzenden der Bundesarbeitsgemeinschaft Hospiz, Pfarrer Heinrich Pera (1938-2004), erinnert. Anlass war die Umbenennung der Tauben- in Heinrich-Pera-Straße. In der Straße befindet sich das von Pera eingerichtete Hospiz.

Besondere Sorge um todkranke Menschen
Vor einem halben Jahr hatte der hallesche Stadtrat dem Antrag von CDU-Stadtrat Bernhard Bönisch (MdL) zugestimmt, die Straße umzubenennen. Er habe Heinrich Pera "praktisch schon immer" gekannt, sagte Böhnisch sichtlich bewegt bei der Festversammlung. Pera habe seinen Sohn getauft, jetzt lägen beide auf dem gleichen Friedhof. Wegen seiner "unsterblichen Verdienste um Sterbebegleitung und Trauerarbeit" habe er Pera zum Ehrenbürger der Stadt vorschlagen wollen, doch dann sei dieser 2004 plötzlich gestorben. Nun solle wenigstens die Benennung der Straße nach ihm sein Andenken wachhalten.
Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados (SPD) erinnerte daran, dass Pera die besondere Sorge um todkranke Menschen bereits 1975 und damit zu einem Zeitpunkt in den Blick rückte, als Sterben und Tod nicht zum optimistischen Menschenbild der DDR passten. "Heinrich Pera ist ein großer Mensch gewesen." Die Oberbürgermeisterin dankte allen, die sich heute in der Hospizbewegung einbringen. Es sei gut, sich gegenseitig zu zeigen: Wir stehen in schweren Stunden zueinander.
Pera hatte als Klinikseelsorger 1985 in Halle einen ambulanten Hospizdienst eingerichtet. Daran erinnerte mit der Allgemeinmedizinerin Dr. Gisela Baum eine Weggefährtin der ersten Stunde an den Priester und Krankenpfleger. Mit dem Anliegen der intensiven Begleitung Schwerkranker und Sterbender sei Pera zunächst durch Bücher der Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross und durch Kontakte zu Anhängern der Hospizbewegung im polnischen Krakau in Berührung gekommen. 1985 lernte er bei einem London-Aufenthalt die Pionierin der Hospizarbeit, Dr. Cicely Saunders, und das St. Christopher’s Hospice in Sydenham kennen.
Zurückgekehrt begann Pera gemeinsam mit Mitstreitern mit der ambulanten Hospizarbeit. Auch er selbst übernahm pflegerische Aufgaben. Bis 1989 seien so 59 meist krebskranke Patienten in ihnen vertrauter häuslicher Umgebung betreut worden, sagte Gisela Braun. Möglich sei dies nicht zuletzt durch die Anbindung an das St.-Elisabeth-Krankenhaus gewesen, dessen Personal für den Notfall im Hintergrund bereitstand. Entscheidend für die Arbeit sei aber auch der Glaube gewesen. Gisela Braun: "Wichtige Basis für das Gelingen von Hospizarbeit ist die christliche Grundhaltung."

Nicht unumstritten und doch ein großer Mensch
Nach der Wende wurde dann 1993 das Tageshospiz und 1996 das Stationäre Hospiz eingerichtet. Als Mitbegründer und Vorsitzender prägte Heinrich Pera zudem die 1992 in Halle gegründete Bundesarbeitsgemeinschaft Hospiz entscheidend mit. Dies machte Horst Schmidbauer deutlich. Er ist stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Hospiz- und Palliativverbandes mit Sitz in Berlin. Als "Architekt" der vielfach ehrenamtlich geleisteten Hospizarbeit habe sich Pera gegen eine "schleichende Ökonomisierung der Arbeit für Menschen am Lebensende" engagiert und die Übernahme anfallender Kosten durch die Sozialversicherungsträger erreicht.
Für Stephan Schwarte, Geschäftsführer der Katholischen Wohltätigkeitsanstalt zur heiligen Elisabeth mit Sitz in Reinbek, hat Pera die öffentliche Würdigung "in jeder Weise verdient". "Heinrich Pera war nie unumstritten - bei der Verfolgung seiner Ziele, bei der Einbindung Dritter in sein Wirken, auch in seinem priesterlichen Verhalten. ... Ja, er hat auch manchen vor den Kopf gestoßen", so Schwarte, der im Namen der Schwestern von der heiligen Elisabeth und der Mitarbeiter des Krankenhauses St. Elisabeth und St. Barbara, mit denen Pera stets verbunden war, sprach. Ohne Pera hätte es die Hospizarbeit so früh in Halle jedoch nicht gegeben. "Die Chancen und Notwendigkeiten von Hospizarbeit und Palliativmedizin", so habe es in einer Fürbitte bei Peras Requiem 2004 geheißen, "hat er zu einem Zeitpunkt erkannt und mit seinen Helfern charismatisch umgesetzt, als viele Ärzte und manche Kirchenleitungen noch abwehrend vor den Gefahren so genannter ,Sterbekliniken‘ warnten."

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