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Die Heilige mit der Sonne oder was wirklich ist

Jutta von Sangerhausen

Dass Legenden mitunter viel Wahrheit enthalten, zeigt Gemeindereferentin Angela Degenhardt (Sangerhausen) am Beispiel einer Geschichte über Jutta von Sangerhausen.

Angela Degenhardt

In einer Religionsklasse beschäftigten wir uns in den letzten Wochen mit Jutta von Sangerhausen, einer Heiligen des Magdeburger Regionalkalenders. Als Zeitgenossin der heiligen Mechthild von Magdeburg wurde sie um das Jahr 1220 in Sangerhausen geboren und starb am 5. Mai 1260 in Kulmsee (Chelmza) in Preußen. Dorthin war sie dem Hochmeister des Deutschen Ordens Anno von Sangerhausen gefolgt, nachdem sie verwitwet und ihre Söhne erwachsen waren, um sich nach dem Vorbild der heiligen Elisabeth um Arme und Kranke zu kümmern.

Für den Gedenktag der heiligen Jutta wollten wir ein kleines Rollenspiel einstudieren. Neben biografischen Daten enthielt das Stück zwei Episoden aus ihrem Leben. Eine der Geschichten spielt im Deutschordensland: Nach Besuchen bei ausgestoßenen Aussätzigen verirrt sich Jutta mit einigen Gefährtinnen auf dem Heimweg in der Dunkelheit. Als ihre Begleiterinnen vor Angst verzweifeln wollen, wirft sich Jutta auf die Knie und betet. Da geht die Sonne noch einmal auf und leuchtet ihnen, bis sie sicher nach Hause gelangt sind.

Eine wunderbare Geschichte, die Jesu Wort bestätigt, dass dem, der sich zuerst um Gottes Reich sorgt, dazu gegeben wird, was er braucht (Mt 6,33).

Beim Proben des Stückes erwähnte ich nun beiläufig, dass ich auf der Suche nach weiteren Legenden von der heiligen Jutta sei, aber leider ist nur wenig über ihr Leben bekannt. Mit leichtem Entsetzen stellte daraufhin ein Kind die Frage, ob es Jutta etwa nicht wirklich gegeben habe? Und bevor ich antworten konnte, schob sich die Frage nach: Aber Jesus, den gab es doch wirklich!? Die Kinder ließen sich Gott sei Dank leicht beruhigen: Ja, selbstverständlich gab (und gibt) es Jesus wirklich und auch die heilige Jutta hat wirklich gelebt. Aber der zweifelnden Frage, was nun wirklich wie ist, werden die Dritt- und Viertklässler in ihrem Leben wohl noch oft begegnen. Viel wird daran liegen, ob es gelingt, dass sie mit dem Herzen erkennen lernen, was - jenseits aller mess- und wägbaren Fakten - Wirklichkeit und zum Guten wirksam ist und wie sie dies durch erwachsene Christen erfahren.

Die Geschichte von der Sonne ist literarisch natürlich eine Legende, aber das macht sie im Kern nicht weniger "wahr". Für mich ist die Sonne, mit der die heilige Jutta dargestellt wird, ein Bild dafür, dass durch sie das Licht Gottes in das Leben ihrer Mitmenschen hinein schien. Zugleich macht die noch einmal aufgehende Sonne deutlich, was viele Menschen im Glauben erfahren: Wer sich "um Gottes und der Menschen willen", wie es im Pastoralen Zukunftsgespräch des Bistums Magdeburg heißt, um den Nächsten und um Gottes Reich müht, den lässt Gott gewiss nicht im Dunkeln stehen!

Angela Degenhardt,
Gemeindereferentin in Sangerhausen

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