Ruf als geistliches Biotop festigen
Priorin M. Agnes Fabianek über anstehende Aufgaben für die Zisterzienserinnen in Helfta
Kloster Helfta. Nach den Jahren des Aufbruchs sind die Zisterzienserinnen von Helfta um Priorin M. Agnes Fabianek nun bestrebt, den Bestand des Klosters als Ort der Mystik und Spiritualität dauerhaft zu sichern. Dabei möchten die Schwestern allen Interessierten Angebote machen.
"Helfta ist der Ort der drei großen Mystikerinnen des 13. Jahrhunderts. Und es soll auch in der Gegenwart ein Ort der Mystik und der Spiritualität, also ein geistiges Biotop sein und bleiben", sagt die Priorin der Zisterzienserinnen von Helfta, Mutter M. Agnes Fabianek (70). Zudem sei der Ort in den letzten Jahren zu einer Stätte geworden, an der sich die Frauen der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) oft zu Versammlungen treffen und mit viel Liebe und Einsatz das lebendige Labyrinth auf dem Klostergelände pflegen. Dies "schätze ich sehr und bin dankbar dafür", so die Priorin.
Zugleich möchte Mutter Agnes Helfta aber auch "zu einem Ort der Jugend machen". Auf dem Wiesengelände hätten die Jugendlichen genug Platz, um ihre Freizeit gestalten zu können. Zudem stünden das Liboriushaus als Aufenthaltsort und die Gertrudkapelle für Meditation und Gottesdienst zur Verfügung. Mutter Agnes denkt dabei auch an ihre österreichische Heimat und möchte von dort junge Leute einladen.
Helfta soll auch ein Ort der Jugend werden
"Vor allem möchten wir den Jugendlichen vermitteln, dass wir ein offenes Herz für sie haben. Gott liebt die Jugend, und wir sind sicher, er kennt ihre große Sehnsucht nach Wahrheit und Sinn, aber auch Trost und Verständnis", sagt Priorin Agnes überzeugt. "Gerne möchten wir dabei Werkzeuge sein."
"Nach den Jahren des Aufbruchs und der damit verbundenen verständlichen Anfangsbegeisterung müssen wir unsere spirituelle und wirtschaftliche Basis festigen, wie dies zu einem Zisterzienserkloster gehört", sagt die Priorin. Mutter Agnes nennt in diesem Zusammenhang die Arbeit des klostereigenen Bildungshauses mit seinen verschiedenen spirituellen Angeboten, die altersgerechten Wohnungen im benachbarten Gertrudstift, das Montessori-Kinderhaus und das Hotel auf dem Klostergelände. Die Schwestern arbeiten je nach Ausbildung und Können in den verschiedenen Bereichen mit und tragen so zum Lebensunterhalt der Gemeinschaft bei.
Bislang könne man sich im Blick auf touristisches Interesse am Kloster nicht beklagen. So seien etwa in den Sommermonaten täglich zwei bis drei Führungen für Bustouristen nötig, die vor allem die wieder aufgebaute spätromanische Kirche mit ihrem berühmten Dreifaltigkeitsfenster sehen wollen.
Priorin Agnes denkt aber auch an die internationale Dimension ihres Ordens. So planen die Zisterzienser zum Beispiel 2013 ein großes Treffen in Helfta. Das Interesse auch der Leitung des Ordens am wieder gegründeten Kloster Helfta sei ungebrochen, so die Priorin. Anlässlich der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils vor 50 Jahren soll es 2012 in Helfta ein Symposium geben, außerdem soll ein eucharistischer Kongress stattfinden. Zudem seien Aktivitäten im Rahmen der Lutherdekade 2007-2017 geplant. Dazu gibt es in Zusammenarbeit mit dem Hallenser Religionspädagogen Harald Schwillus verschiedene Überlegungen.
Zudem möchte Priorin Agnes den Ruf Helftas als einem Ort der Stille und des Gebetes weiter ausbauen, an dem die Mystik und die Erfahrungen großer Mystiker vermittelt werden. Dazu seien weiterhin entsprechende Seminare geplant.
Wenige, aber entschiedene Klostereintritte
Derzeit leben zwölf Zisterzienserinnen und eine Kandidatin im Kloster. Bundesweit gibt es nur wenige Eintritte. Aber "unter denen, die ins Kloster gehen, haben die meisten auch schon vorher bewusst als Christen zu leben versucht", sagt Mutter Agnes. "Für Menschen, die heute ins Kloster gehen, bedeutet dies eine größere Umstellung als in früheren Jahrhunderten", sagt die erfahrene Ordensfrau. "Sie müssen einfach viel mehr zurücklassen. Andererseits wissen Menschen, die heute Ordensfrau oder Ordensmann werden, warum sie diesen Schritt tun. Früher ist in den kinderreichen Familien viel eher jemand ins Kloster eingetreten …"
"Aber", so die Priorin augenzwinkernd, "sie können schreiben, dass wir noch Platz haben!"
Von Eckhard Pohl