"Patentante klingt altbacken"
Für Familie Leis sind Patenkinder ein Geschenk
Katharina (rechts) und Thomas Leis (Mitte) aus Chemnitz sind Eltern von vier Kindern. Wenn sie für ihre Kinder beten, dann sind es aber mehr als vier, denn ihre Gedanken sind auch bei ihren Patenkindern. Carolin Schier (links im Bild) ist eines davon. Ein befreundetes Ehepaar hat Katharina Leis gebeten, Carolins Taufpatin zu werden. "Als ich damals Ja gesagt habe, galt mein Ja in erster Linie den Eltern von Carolin. Ihnen zur Seite zu stehen, sie als werdende Familie zu begleiten", erinnert sie sich. Mittlerweile ist das 18 Jahre her und ihr Patenkind steht kurz vor dem Abitur. "In der Beziehung zu meiner Patin ist mir wichtig, dass ich weiß, dass sie für mich da ist", sagt Carolin Schier. "Wenn ich was auf dem Herzen habe, kann ich zu ihr kommen, gerade weil wir uns schon so lange kennen. Meine Patin steht mir mit gutem Rat zur Seite", und mit Kreativität, etwa bei gemeinsamen Kochabenden und Ausflügen mit ihrer Patentante, die sie aber nie so nennt: "Das klingt ganz schön altbacken", findet Carolin. Das Patenamt ist für das Ehepaar Leis mit einem klaren Auftrag verbunden: Das Patenkind begleiten. "Es hat keinen Sinn, seine Patenbeziehung auf gemeinsame Aktionen zu beschränken, die man dann nach dem Motto Pflichterfüllung abhaken kann", sagt der Elektrotechniker Thomas Leis, der selber auch Taufpate ist. "Ich wünsche mir, dass wir den Kontakt zu unseren Patenkindern nie verlieren. Denn nur dann wird das Patenkind auch den Mut haben, mal anzurufen und uns um Hilfe zu bitten, wenn es etwas braucht." Für Katharina Leis, die in der katholischen Ehe-, Familien- und Lebensberatung tätig ist, ist die Beziehung zu ihrem Patenkind "das größte Geschenk", das sei mit Materiellem nicht aufzuwerten. Gemeinsam mit Ehemann Thomas hat sie sich darum etwas einfallen lassen: "Unseren Patenkindern haben wir vorgeschlagen, dass wir das Geld, das wir für Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke ausgegeben hätten, für einen guten Zweck spenden." Die Patenkinder waren einverstanden und so wurde es über mehrere Jahre praktiziert. An die Taufe von Carolin kann sich Katharina Leis nur noch vage erinnern: "Ich weiß aber noch, dass die Taufe von Carolin ein richtig schönes Fest war! Und dieses Bündnis, das wir in der Taufe und Eucharistie gefeiert haben, das gilt für uns auch heute." Damals waren es noch ihre Eltern und Paten, die für Carolin das Glaubensbekenntnis gesprochen haben. Und heute? "Als Jugendliche hat man immer wieder mal Zweifel und da gibt mir der Glaube einen Rückhalt." Und das erfährt die 18-Jährige auch ganz konkret in der Chemnitzer Propsteigemeinde, wo sie sich als Jugendvertretung im Pfarrgemeinderat einbringt. "Dass Carolin so einen guten Weg geht, auch im Glauben und in der Kirche - das ist ein Geschenk, auf das ich mit großer Freude und Dankbarkeit schaue", so die Taufpatin. "Mein Verdienst ist das aber nicht."
Elisa Eichberg