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Strukturreform, Papstbesuch, Dialogprozess

Frühjahrsversammlung des Katholikenrates

Erfurt ( jak). Informationen zur Strukturreform, zum Papstbesuch in Deutschland und zum Wort der deutschen Bischöfe "Im Heute glauben" standen im Mittelpunkt der Frühjahrstagung des Katholikenrates im Bistum Erfurt.

Bischof Wanke und Generalvikar Beck nahmen an der Versammlung des Katholikenrates teil.

"Wir müssen auch nach der Strukturreform immer auf das schauen, was in der Seelsorge zu leisten ist. Erfurt wird zu einem Missionsbistum neuen Typs", sagte Bischof Joachim Wanke bei der diesjährigen Frühjahresversammlung des Katholikenrates im Bistum Erfurt. Dabei, so der Bischof, komme es in Zukunft auf die Möglichkeiten des ehrenamtlichen Dienstes und die Vernetzung an. Die pastoralseelsorgliche Arbeit müsse durch "Leuchttürme" erkennbar bleiben.

Weiter ging der Bischof auf das Memorandum "Freiheit" ein, das von Theologen verfasst wurde, und warnte vor falschen Hoffnungen. Wanke forderte eine Entemotionalisierung der Debatte und verwies auf den Dialogprozess, den die deutschen Bischöfe am 8. und 9. Juli diesen Jahres in Mannheim beginnen wollen. Die Kirche sei heute in der Gefahr, dass sich die verschiedenen Seiten gegenseitig den guten Willen absprechen. Wanke: "Auf Barrikaden lässt es sich schlecht sprechen." Ein einladendes Wort der Bischöfe zum Dialog "Im Heute glauben" liegt vor und richtet sich an die Gemeinden.

Ausführlich ging Bischof Wanke auf den bevorstehenden Besuch von Papst Benedikt XVI. im September ein. Der Papstbesuch möge mehr sein als nur ein punktuelles Ereignis. Neben den organisatorischen Vorbereitungen komme es auf die geistliche Grundlegung an, so wie er es im Hirtenbrief zur vorösterlichen Bußzeit formuliert habe. Zurzeit ist angedacht, am Sonntag vor dem Besuch - das ist der dritte Sonntag im September und damit traditioneller Wallfahrtstag der Erfurter - in den Gemeinden zu einer Statio einzuladen, die auf die folgenden Gottesdienste in Erfurt (heilige Messe) und in Etzelsbach (Vesper) hinweisen wird. Er hoffe, sagte der Bischof, dass es während des Aufenthaltes in Thüringen zu einer Begegnung des Papstes mit Vertretern der evangelischen Kirche komme.

Mit Blick auf die Minderheitensituation der Christen in Thüringen sagte der Bischof: Man könne nicht voraussetzen, dass die Menschen wissen, wer und was ein Papst sei. Deshalb müsse man ihnen das erklären. Er selbst erhoffe sich vom Papst auch einen Blick zurück in die DDR-Zeit, verbunden mit einem Dank an alle, die an ihrem Glauben festgehalten haben.

Fragen der Strukturreform im Bistum Erfurt bis zum Jahr 2020 widmete sich Generalvikar Raimund Beck. Er stellte den Abschlussbericht der Rahmenvorgaben der Strukturreform vor. Danach wird es neben den Pfarrgemeinderäten in den 33 Pfarreien künftig Filialgemeinderäte geben, denen ein Sprecher vorstehen wird. Die Umsetzung der Strukturreform habe gezeigt, wie verschieden die Gemeinden sind. Der Filialgemeinderat, der allerdings keine Entscheidungskompetenz habe, könne helfen, Eigenes zu bewahren. Bischof Wanke mahnte in diesem Zusammenhang, dass sich die Maßstäbe nicht nur an der Vergangenheit ausrichten sollten. Künftig komme es neben der Hebung des geistlichen Grundwasserspiegels auf Kooperation und Kooperationsfähigkeit an.

Vor und nach dem Gespräch mit dem Bischof ging es bei der Frühjahrsversammlung des Katholikenrates auch darum, wie sich dessen Besetzung im Zuge der anstehenden Strukturreform verändern wird. Bisher kamen die gewählten Vertreter aus den Bereichen der Dekanatsräte. Doch die, so die bei der Frühjahrsversammlung geäußerten Befürchtungen der Vertreter, werde es vielleicht nicht mehr geben. Schon heute sei es schwer, eine Dekanatsratsarbeit aufzubauen. Eine mögliche Lösungen sieht der Katholikenrat darin, künftig von jeder der 33 neu zu gründenden Pfarreien einen Vertreter in den Katholikenrat zu entsenden. Grundsätzlich sei dies möglich, so der Vorsitzende des Katholikenrates, Alois Wolf aus Erfurt. In einer Tendenzabstimmung wurden die Bemühungen des Katholikenrates um je einen Vertreter pro Pfarrei unterstützt.

Beschlossen wurde zudem die Stellungnahme des Katholikenrates für eine Lockerung beziehungsweise Abschaffung der Residenzpflicht für Asylbewerber und Ausländer mit Duldung, die in Thüringen leben. In der Erklärung heißt es unter anderem: "Als katholische Christen wissen wir uns einem Menschenbild verpflichtet, nach dem jeder Mensch eine einmalige, unveräußerliche Würde besitzt. Diese sehen wir durch die bestehende Einschränkung der Bewegungsfreiheit für die betroffenen Flüchtlinge unangemessen beeinträchtigt." So verschärfe die Residenzpflicht die angespannte Lage der Betroffenen, hindere sie daran, Ärzte und Behörden aufzusuchen und schränke ihre Suche nach Arbeit ein. Die verabschiedete Erklärung wird in den nächsten Tagen an das Thüringer Innenministerium weitergeleitet.

Abschließend diskutierten die Vertreter noch Überlegungen, den Pfingstmontag künftig als Ökumenetag zu begehen. Eine Stellungnahme in dieser Hinsicht wurde nicht beschlossen.

Der Katholikenrat ist die oberste Vertretung des katholischen Laien im Bistum Erfurt. Unter seinem Dach sind Dekanatsräte, geistliche Gemeinschaften und katholische Verbände sowie Persönlichkeiten aus Kirche und Gesellschaft versammelt. Er versteht sich als Forum politischer und kirchlicher Meinungs- und Willensbildung. Er vertritt die Anliegen der Katholiken in der Öffentlichkeit, beteiligt sich an politischen Gestaltungsprozessen und berät den Bischof in Fragen des gesellschaftlichen, politischen und kirchlichen Lebens.

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