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Damit Hilfe Gesicht bekommt

Mit einer Misereor-Projektpartnerschaft können Gemeinden nachhaltig helfen

Zwickau (tdh). Deutschlandweit wird am 10. April in allen Gottesdiensten für das Hilfswerk Misereor gesammelt. Gemeinden, die die Misereor- Arbeit in Afrika, Asien oder Lateinamerika dauerhaft unterstützen wollen, können dies auch durch eine sogenannte Projektpartnerschaft tun.

Eine Dorfgemeinschaft baut einen Brunnen - Projekte wie dieses fördert das Hilfswerk Misereor mit Hilfe deutscher Gemeinden, Schulen oder Gruppen durch sogenannte Projektpartnerschaften.

Die Zwickauer Gemeinde "Heilige Familie" hat sich im vorigen Jahr für das Misereor-Projekt "Wasser schenkt Leben" in Nigeria entschieden. Im März war nun Georg Ehrler in Zwickau zu Gast und berichtete über seine Erfahrungen in Nigeria als freier Berater von Misereor. Gert Friedrich sprach mit dem Agrar-Ingenieur aus der Nähe von Stuttgart.

Herr Ehrler, die Zwickauer Gemeinde hat im vorigen Jahr knapp 6 800 Euro für das Projekt "Wasser schenkt Leben" überwiesen. Wem gibt Misereor in Nigeria die Spenden in die Hand?

Misereor überweist die Spenden und das Geld vom Entwicklungsministerium dem Projektträger - das ist in dem Fall die Diözese Maiduguri. Das ländliche Entwicklungsprojekt verwendet die Gelder dann entsprechend den von Misereor und dem Projektpartner festgehaltenen Richtlinien und Vorgaben. Alle sechs Monate muss ein ausführlicher Bericht über die durchgeführten Maßnahmen erstellt werden. Die Laufzeit eines Projektes ist normalerweise auf drei Jahre festgelegt. Danach erfolgt eine Bewertung durch einen externen Gutachter.

Es gibt in Afrika sicher sehr viele Dorfgemeinschaften, die Hilfe benötigen. Wie wird entschieden, wer unterstützt wird und wer nicht?

Georg Ehrler, freier Mitarbeiter bei Misereor

In den Kirchen hängen Plakate und liegen Flyer, die über mögliche Projekte wie Brunnenbau oder Ackerbau mit gefördertem Saatgut informieren. Wenn ein Dorf unterstützt werden möchte, muss es auf die Diözese zugehen und sagen, was es vorhat. Ein Team des Projektes wird dann in mehreren Tagen gemeinsam mit der Dorfbevölkerung das Vorhaben und die Machbarkeit vor Ort analysieren. Es wird auch geprüft, ob die Dorfgemeinschaft die finanzielle und arbeitsmäßig geforderte Eigenbeteiligung aufbringen kann. Bei einem Brunnen müssen 30 Prozent der Gesamtkosten von der Bevölkerung kommen und nochmal 40 Prozent als Arbeitsleistung. Nur 30 Prozent gibt Misereor dazu.

Es ist immer von Nachhaltigkeit die Rede. Welche Lebenszeit haben denn die Brunnen und Zisternen?

So eine Zisterne hält auf jeden Fall 25 Jahre, vorausgesetzt die alljährlich nötigen Wartungsarbeiten werden eingehalten. Und es ist auch nicht so, dass sie dann zusammenbricht. Dann kann es sein, dass man einige Nacharbeiten machen muss, wie zum Beispiel eine neue Mörtelschicht an den Außenwänden der Zisterne auftragen. Ein Brunnen hält normalerweise ewig.

Sie haben erzählt, dass die Nigerianer bei der Arbeit singen. Kann man sagen, dass die Hilfe von Misereor ihnen einige ihrer Sorgen nimmt, sie etwas zuversichtlicher stimmt?

Das auf jeden Fall. Sie können sich das gar nicht vorstellen: Wenn ich von so einer Spendergruppe wie in Zwickau erzähle, sind die Menschen so froh darüber. Sie würden es auch gern sehen, wenn Spender vor Ort kommen würden. Sie finden es toll, dass es in Deutschland oder sonst irgendwo in der Welt eine Gemeinde gibt, die sie unterstützt. Das erfüllt sie mit Freude, die sie auch singend ausdrücken.

Mit ihrer Entwicklungshilfe will Misereor auch einen Dienst zum Frieden leisten. Haben Sie selbst erlebt, dass es so ist?

Ja, und ich habe dabei viel gelernt. In Jos beispielsweise ist das Verhältnis von Muslimen und Christen 50 zu 50, und es knallt immer wieder. Wenn man in einem solchen Spannungsfeld zusammen etwas baut, etwa einen Brunnen, dann verbindet das. Das verbindet unendlich lang. Wir haben diese Erfahrung oft gemacht. Nur auf diese Weise kann Frieden geschaffen werden.

Welche Erfahrungen haben Sie mit Projektpartnerschaften gemacht? Erleben Sie, dass den Spendergruppen das Anliegen wirklich zur Herzenssache wird?

Ich habe sehr viele Erfahrungen mit Spendergruppen. Ich bin durch ganz Deutschland gereist, habe Großprojekte vorgestellt und immer wieder über die Fortschritte berichtet. Da haben die Leute oft heiß diskutiert, das war richtig spannend. Und daraus sind auch Spenderreisen entstanden. Viele Projektpartner sind noch nach vielen Jahren miteinander verbunden und laden sich gegenseitig ein.

Fragen: Gert Friedrich

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