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Einfach da sein vor Gott

Adelheid Kieschnick gibt Einblick in ihre Erfahrungen mit Exerzitien

Görlitz. Jedes Jahr einmal fährt Adelheid Kieschnick zu Exerzitien. Anfangs war es Pflicht, inzwischen ist daraus ein persönlicher Wunsch geworden.

Anfangs war es Pflicht, heute ist es Adelheid Kieschnick ein persönliches Bedürfnis, jedes Jahr Exerzitien zu erleben.

"Zu meinen ersten Exerzitien bin ich nach Dresden-Hoheneichen zu Jesuitenpater Lothar Kuczera gefahren, da war ich 20 Jahre alt. Es hat mich interessiert, ich wollte meinen Glauben dadurch vertiefen", sagt Adelheid Kieschnick, heute Leiterin der Schulabteilung im Bistum Görlitz. Danach absolvierte sie eine Ausbildung zur Gemeindereferentin. In dieser Zeit war es "verpflichtend, einmal im Jahr Exerzitien zu halten", sagt sie. Daraus ist der persönliche Wunsch entstanden, sich jedes Jahr einmal, häufig in der Fastenzeit, zu Exerzitien zurückzuziehen.

Zur Ruhe komme ich bei Exerzitien nicht immer

Sie hat schon in einigen Exerzitienhäusern bei unterschiedlichen Exerzitienmeistern diese Tage verbracht. In diesem Jahr war sie mit anderen Gemeindereferentinnen des Bistums bei den Benediktinerinnen in Alexanderdorf "Es hat lange gedauert, bis ich die mir gemäße Form gefunden habe. Zur Ruhe komme ich bei Exerzitien nicht immer. Nach zwei bis drei Tagen, wenn ich mich richtig darauf einlassen kann, beginnt Wohlfühlen. Dann kommen Fragen, denen ich mich sonst nicht stelle, wenn ich besetzt bin mit irgendwelchen Alltagsdingen."

Der regelmäßige Tagesablauf eines Klosters trägt bei ihr dazu bei, dass Exerzitien gut gelingen können. Eingebettet sind diese in Alexanderdorf in das Chorgebet der etwa 30 Benediktinerinnen. Das Angebot besteht bereits um 6 Uhr zur Laudes. 7.30 Uhr heilige Messe und Gebet der Terz. "Wichtig ist, dass ich alles vor Gott hinhalten darf und in seinem Licht zu betrachten versuche." Dabei ist eine erfahrene Begleitung wichtig. Jeden Tag gibt es persönliche Gespräche. "Ein solches kann ganz kurz sein. Wenn es mir gut geht, mache ich so weiter", ansonsten können Änderungen am Ablauf vorgenommen werden.

Zeit für eigene Meditationen und Yoga

Um 12.15 Uhr beginnt in Alexanderdorf die Mittagshore. Neben dem Angebot zum Begleitgespräch gibt es zwischen den Gebetszeiten auch Zeit für eigene Meditationen, Körperübungen, beispielsweise mit Yogaelementen, einfache Gymnastik oder auch Spaziergänge. 17.30 Uhr ist das Vespergebet. Gerade bei Leuten, die mit Exerzitien noch keine großen Erfahrungen haben, gibt es abends meistens eine Austauschrunde. "Dort kann ich mich äußern, wie es mir ergangen ist", sagt Adelheid Kieschnick. Für sie sind Exerzitien für ihre "eigene Identität wichtig, damit ich kein Plagiat werde. Ich muss den Mut haben, mich aus allem herauszuziehen". Sich aus dem Alltag zurück zu ziehen, liegt mittlerweile sogar im Trend. Glaubt man den Medien, so ziehen sich immer mehr Manager kurzzeitig in Klöster zurück, ohne Mobiltelefon und Laptop. "Die Seele muss atmen können und das bewusste Wahrnehmen muss man lernen", sagt die Exerzitienerfahrene.

Sie ermuntert, aufgrund ihrer guten Erfahrungen auch andere dazu. "Jeder sollte suchen und sich nicht entmutigen lassen, um das Richtige für sich zu finden." Dazu muss man auf "Neuland zugehen, wie auf eine Expedition. Ich darf zunächst nicht erwarten, dass es mir dabei gut geht, sondern sollte meine Zeit Gott zur Verfügung stellen, da er der eigentlich Handelnde ist."

Adelheid Kieschnick ist davon überzeugt: Jeder hat die Möglichkeit, etwas für seine Seele zu tun. Wer nicht zu Exerzitien fahren will oder kann, hat beispielsweise schon vielerorts die Möglichkeit, Exerzitien im Alltag zu machen.

Von Raphael Schmidt

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