Engagement für junge Leute
Magdeburger helfen Menschen in ghanaischen Bamboi beim weiteren Ausbau einer Berufsschule
Magdeburg / Bamboi (Ghana). Die Pfarrei St. Augustinus und die Katholische Studentengemeinde Magdeburg pfl egen Kontakte zu Christen in Bamboi in Ghana. Mit drei Studenten, die vor Ort ein Praktikum machen, besuchte Prämonstratenser- Pater Clemens Dölken die Partnergemeinde.
Die Anfänge der Partnerschaft reichen mehr als zehn Jahre zurück. Erste Kontakte zur Gemeinde St. Anthony of Padua in Bamboi im armen Norden Ghanas entstanden 1999 als Gemeinschaftsprojekt der früheren Pfarreien St. Petri, Magdeburg, St. Andreas Magdeburg- Cracau und Heilig Kreuz Biederitz, die heute die Pfarrei St. Augustinus bilden, und der Katholischen Studentengemeinde St. Augusti nus Magdeburg.
Das Dorf Bamboi liegt am nördlichen Ufer der Schwarzen Volta und ist nur über eine hohe Betonbrücke vom Süden her erreichbar. Die sogenannte Northern Region ist eine der ärmsten Regionen Ghanas und Afrikas überhaupt. Die inzwischen rasante und höchst er freuliche wirtschaftliche Entwicklung Ghanas hat vor allen Dingen den Süden und die Mitte erfasst, in den Norden dringt sie nur sehr allmählich vor. Hier ist auch noch echtes Missionsgebiet, weil ein großer Teil der Bevölkerung entwe der muslimisch ist oder vor allem zu den sogenannten "Animisten" gehört, das heißt zu Natur re ligionen. Da man angesichts einer solchen Situation in einer Gemeindepart nerschaft nicht nur reden und Besuche austauschen kann, sondern konkrete Hilfeleistung erforderlich ist, wurde bereits 1999 mit Hilfe des damaligen Bi schofs Philipp Naameh, der übrigens in Münster studiert hat, ein konkretes Partnerschaftsprojekt beschlossen. Es handelt sich um den Aufbau einer Be rufsschule für Hauswirtschaft und Büroberufe mit besonderer Mädchenförderung. Dazu dient vor allen Dingen ein Internat, das zunächst nur den Mädchen offenstand.
Seit einigen Jahren ist die Schule in Betrieb, obwohl noch manches unvollendet ist, und nimmt jedes Jahr mehr Schülerinnen und auch Schüler auf. Schon seit zwei Jahren hatte Pater Clemens Dölken von den Prämonstratensern in Magdeburg nach einem günstigen Zeitraum gesucht, um bei einem Besuch in Ghana die dringend notwendigen Dinge zu besprechen. Das Glück wollte es, dass drei Ingenieur- Studenten der Fachhochschule Magdeburg an ihn mit dem Ansinnen herantraten, beim Aufbau der Schule mitzuwirken und dazu ein fünfmonatiges Praktikum in Bamboi zu absolvieren. Damit stand der Reisebeginn fest: Am 1. September 2010 ging es zu viert nach Ghana, über Hannover und Amsterdam, dann vom Flughafen Accra aus in den Norden. Jeder der Mitreisenden hatte zwei schwere Koffer bei sich, die vor allem Werkzeuge für den Bau enthielten.
Weiteres Gebäude mit vier Klassenräumen im Aufbau
Vor Ort wurden mit allen Beteiligten ausführlich die dringendsten Erfordernisse im Blick auf die bauliche Erweiterung und Ausstattung der Berufsschule diskutiert und dann zusammen mit der Bistumsleitung entschieden, dass zunächst ein weiteres Unterrichtsgebäude mit vier Klassenräumen sowie ein Internatsgebäude für Jun gen errichtet werden sollte, außerdem noch eine dringend benötigte Toiletten anlage für Jungen und Männer.
Der Pfarrer in Bamboi hatte in den letzten Jahren mehrfach gewechselt, was die Kommunikation über die Entfernung nicht gerade erleichterte. Nun wollte es ein Glücksfall, dass mit dem neu ernannten Father Aurelio jemand zuständig war, der schon an mehreren (Schul-)Bauten mitgewirkt hatte. Während des einwöchigen Aufenthaltes konnten sich Pater Clemens und die studentischen Vo lontäre überzeugen, dass man in der näheren Umgebung zu annehmbaren Preisen alle benötigten Baustoffe und Materialien kaufen kann. Dennoch ge staltete sich der Bau in vielem afrikanisch: So manches wurde von Hand ge fertigt, wozu man hier selbstverständlich Maschinen verwenden würde. Unter subtropisch-tropischen Bedingungen mussten Probleme beachtet wer den, die es in Europa nicht gibt. Extreme Trockenheit und abwechselnd extreme Regenfälle verlangen besondere Maßnahmen bei der Konstruktion und Fundamentierung. Regenrinnen sind beispielsweise nicht sinnvoll, weil sie die Was sermassen nicht fassen können. Stattdessen müssen Gräben um die Gebäude herum betoniert werden.
So vergingen die wenigen Tage des Besuches in Ghana wie im Flug; Probleme des Baus, des Unterrichts und auch der kleinen Pfarrgemeinde in einer weitgehend "heidnischen" Umgebung wurden diskutiert und bis in den späten Abend Erfahrungen und Meinungen ausgetauscht.
Besonders beeindruckend war das Leben in einem ghanaischen Pfarrhaushalt. Die Priester leben von den Geld- und Sachspenden der Gemeinde; im Sonntagsgottesdienst werden bei der Gabenbereitung tatsächlich Mais, Bohnen, Reis, Zwiebeln, Tomaten, Eier und auch einmal eine Ziegenkeule zum Altar getragen. Von all dem wurden auch die Besucher die ganze Woche lang ver köstigt. Besonders eindrucksvoll: Üblicherweise wurde mit den Fingern geges sen - nach einigen Tagen fanden sich aber auch Gabeln für die europäischen Besucher.
Menschen sind trotz großer Armut fröhlich und herzlich
Das Problem für die Menschen in Ghana besteht derzeit darin, dass gehobene Nahrungsmittel wie Bier oder Käse fast so viel wie in Deutschland kosten, die Menschen dort aber nur ein Zehntel des Einkom mens der deutschen Bevölkerung haben, die Bauern auf den entlegenen Dörfern noch weniger. Jedoch haben viele Menschen in Ghana fröhliche Gesichter und die Menschen aus Deutschland wurden auch herzlich will kommen geheißen. Wichtig für die Magdeburger war die gewonnene Erfahrung, vor Ort Partner zu wissen, mit denen man auf Augenhöhe diskutieren und zusammen arbeiten kann.
Zum Schluss gab es noch eine kleine Überraschung: Der 500 Kilometer lange Rück weg aus Bamboi zum Flughafen der Hauptstadt Accra dauerte nicht wie früher fast zwölf Stunden, sondern nur knapp sieben. Durch den Ausbau der Fernstraße von Süden nach Norden reduzieren sich die Fahrzeiten erheblich. Damit wird ein Besuch in Ghana immer weniger zum Abenteuer, dafür aber realistisch häufi ger möglich. Das wird die Kontakte zwischen den Gemeinden sicher weiter in tensivieren.
Als wichtiges verbindendes Element zwischen der Pfarrei St. Anthony of Padua in Bamboi und St. Augustinus Magdeburg wurde die missionarische Situation identifi ziert, in der sich beide Pfarreien befi nden. Beide bestärken sich darin, die Heraus forderungen hoffnungsfroh anzugehen.
Dr. Clemens Dölken OPraem