Jetzt 4 Wochen kostenfrei Tag des Herrn lesen!

Geschenke zum Stromsparen

Mit dem Stromspar-Check hilft die Caritas seit Ende 2008 den Energieverbrauch zu senken

Leipzig. Für Haushalte mit geringem Einkommen bietet die Caritas einen Stromspar- Check an. Stromsparhelfer beraten die Verbraucher und bringen ihnen anschließend kostenlos auf ihren Haushalt zugeschnittene Produkte zum Energiesparen ins Haus. Ein Erfahrungsbericht von Uwe Naumann aus Leipzig.

Ingrid Wagner und Andreas Leschik beraten kostenlos Menschen mit geringem Einkommen, wie sie in ihrem Haushalt Energie sparen können. Sie sind Stromsparhelfer beim Caritasverband Leipzig.

"Heute gibt’s Geschenke", freue ich mich beim Öffnen der Wohnungstür. Draußen stehen Ingrid Wagner und Andreas Leschik mit einer großen Tasche. Die zwei Stromsparhelfer wollen heute in meiner Wohnung so genannte Soforthilfen installieren, um meinen Stromverbrauch zu senken: Energiesparlampen, abschaltbare Steckerleisten und einen TV-Abschalter gegen unnötigen Stand-by-Verbrauch, Wassersparduschköpfe oder Zeitschaltuhren bis zu einem Wert von 70 Euro wären möglich. "Bei Ihnen können wir zwar nicht besonders viel verbessern, aber ein bisschen was schon", zeigt mir Andreas Leschik seine bisherigen Berechnungen für meinen Vier- Personen-Haushalt.

Ingrid Wagner und Andreas Leschik sind zwei von bundesweit über 700 ehemaligen Langzeitarbeitslosen, die dem Stromspar- Check ein freundliches Gesicht geben. Die beiden Leipziger sind von Beginn an dabei, seit im Dezember 2008 die Gemeinschaftsaktion des Deutschen Caritasverbandes und des Bundesverbandes der Energie- und Klimaschutzagenturen Deutschlands (eaD) in der Messestadt startete. Mittlerweile haben die neun örtlichen "Stromchecker" fast 900 Haushalte beraten, darunter auch meinen.

Energiesparlampen gezielt einsetzen

Vor ein paar Tagen waren die Stromsparhelfer erstmals in meiner Wohnung. Sie hatten nach sichtbaren und weniger sichtbaren Stromfressern gesucht, mich nach meinen Nutzungsgewohnheiten elektrischer Geräte und der Beleuchtung befragt sowie den konkreten Stromverbrauch gemessen. Bei dieser Bestandsaufnahme versorgten mich die Berater auch mit vielen Stromspartipps: "Eine Energiesparlampe lohnt sich nicht immer", nannte Andreas Leschik beispielhaft das Schlafzimmer oder die Abstellkammer. "Dort wird meist nur kurz das Licht angemacht. Aber eine Energiesparlampe braucht für den Zündvorgang einen Moment und eignet sich eher bei längerer Leuchtdauer."

Bei mir eigne sie sich in Küche, Bad, Wohn- und Kinderzimmer, meinten die Stromsparhelfer nach der ersten Besichtigung. Bei ihrem zweiten Besuch haben sie nun geeignete Lampen mitgebracht und bauen sie ein. Während mir Ingrid Wagner von den verschiedensten Lampensorten erzählt, tauscht ihr 58-jähriger Kollege in der Küche eine bereits vorhandene röhrenförmige Energiesparlampe gegen eine kugelförmige aus. "Wir schauen nämlich nicht nur auf den Stromverbrauch, sondern auch auf die passende Form der Lampe und den Farbton des Lichts. Das sieht doch jetzt schöner aus, oder?", blickt sie zufrieden an die Küchendecke.

Nachdem Andreas Leschik alle neun Lampen in ihre Fassungen gedreht hat, installiert er im Badezimmer am Wasserhahn des Waschbeckens einen Wasserperlator, der den Wasserdurchfluss unsichtbar verringert. Schließlich gibt er mir noch ein Thermometer für den Kühlschrank. "Sie hatten nämlich noch keins." Ich lege es rein und sehe kurze Zeit später, dass die Temperatur meines größten Stromfressers grenzwertig eingestellt ist.

"Beim Kühlschrank liegt noch ein enormes Einsparpotential", vergleicht der erfahrene Stromsparhelfer mein erst vier Jahre altes Modell mit einem neuen der Energie-Effizienzklasse A++. "Allerdings würden sich die hohen Anschaffungskosten erst in etwa 20 Jahren rechnen", gibt der gelernte Fernmeldemechaniker zu bedenken. Doch auch ohne einen neuen Kühlschrank sollte ich zukünftig mindestens 15 Euro für Strom im Jahr sparen, allein schon durch die Soforthilfen im Wert von etwa 30 Euro.

Im Durchschnitt spare jeder beratene Haushalt in Leipzig etwa 80 Euro pro Jahr an Energiekosten ein, mitunter sogar mehrere Hundert Euro, sagt Caritas-Fachbereichsleiter Marcus Zschornack und ist mit diesem Ergebnis zufrieden. Das entlaste nicht nur die einkommensschwachen Haushalte, die auf staatliche oder kommunale Zuschüsse angewiesen sind, sondern auch die Stadt und um rund 250 Kilogramm CO2 pro Haushalt jährlich die Umwelt, hat der Chef des Fachbereichs Hilfen in besonderen Lebenslagen beim Caritasverband Leipzig errechnet. Vor allem deshalb werde das Programm vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit im Rahmen der Klimaschutzinitiative finanziell gefördert. Bundesumweltminister Norbert Röttgen habe den Stromspar- Check gelobt: "Die Kombination aus Umweltschutz und Hilfe zur Selbsthilfe für einkommensschwache Haushalte ist in diesem Projekt sehr gut gelungen."

Kostensenkung, Klimaschutz und Arbeitsplatz-Chancen

Zudem hat das Projekt auch einen positiven arbeitsmarktpolitischen Aspekt: Die Stromsparchecker waren vorher Langzeitarbeitslose, die von den regionalen Energieagenturen zu Stromsparhelfern ausgebildet wurden. Durch ihre Qualifikation und ak tive Mitarbeit haben sie bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt, verweist Marcus Zschornack auf eine bundesweite Erfolgsquote von bis zu 20 Prozent - vor allem in den alten Bundesländern.

"Doch selbst so ein sympathisches Projekt wie der Stromspar- Check hat es schwer, bekannt und angenommen zu werden", sagt Caritas-Mann Zschornack. "Die Menschen sind einem kostenlosen Angebot gegenüber einfach skeptisch." Ich kann Zschornack gut verstehen, denn auch bei mir lag der Werbezettel zunächst monatelang auf dem Schreibtisch.

Hinweis

Stromspar-Check - Standorte: Bautzen, Kamenz (ab Mai), Bitterfeld, Dresden (ab Mai), Eisenach, Gera (auch für Altenburg), Leipzig (auch für Grimma), Magdeburg (voraussichtlich ab Juli), Meißen, Suhl, Torgau. Stromspar-Check in Zahlen: An 82 Standorten bundesweit wird der Stromsparcheck von der Caritas oder anderen Trägern mittlerweile angeboten, weitere Standorte kommen hinzu. In über 45 000 beratenen Haushalten wurden etwa eine halbe Million Stromsparprodukte im Wert von etwa 2,7 Millionen Euro installiert. Langfristig sollen allein damit über 100 000 Tonnen Kohlendioxid eingespart werden, so Pressesprecherin Nicola Buskotte vom Deutschen Caritasverband.

Weitere Infos: www.stromspar-check.de

Aktuelle Empfehlung

Der TAG DES HERRN als E-Paper - Jetzt entdecken!

Aktuelle Buchtipps