Anstoß
Engel unserer Kinder
In vielen Gemeinden wird in diesen Wochen Erstkommunion gefeiert. Kinder und Eltern haben sich lange darauf vorbereitet. Viele Menschen haben ihre Ideen, Zeit und Kraft eingesetzt, um den Kindern das große Geheimnis zu erschließen: Gott verschenkt sich selbst im Brot an uns. Er führt uns zu einer großen Gemeinschaft zusammen und ist ihre Mitte, wann immer wir zum Gedächtnis an das letzte Mahl Jesu Brot und Wein teilen.
In die Freude und den Stolz auf den Schritt der Kinder weiter in die Gemeinschaft der Glaubenden hinein mischen sich bei so manchem aber auch die Sorgen und Zweifel oder gar der dunkle Pessimismus, wie lange wohl die Kinder weiter im Gottesdienst und in der Gemeinde zu sehen sein werden. Wird die Saat des Glaubens weiter wachsen und Früchte tragen? Oder ist der eigentliche Schritt weiter hinein in die Kirche nicht oft einer weiter hinaus? Auch wenn dieses Gefühl sicher auch in Zahlen beschreibbar ist: Wir wissen es letztlich nicht. Niemand weiß, was sich in der Zeit der Erstkommunionvorbereitung in einem Kinderherzen bewegt hat und welche Saat vielleicht lange in der Tiefe ruht und erst viel, viel später aufgeht.
Ich denke dabei an die Geschichte von Tobit, der sein Leben im wahrsten Sinne des Wortes gerecht und fromm verbracht und nach Kräften versucht hat, all das, was für ihn im Leben zählt, seinem Sohn Tobias mitzugeben. Dann muss er ihn auf die Reise seines Lebens schicken und vertrauen, dass der Sohn seine Sache gut macht und sich bewährt. Tobias geht nicht allein. Er hat einen zuverlässigen und klugen Begleiter gefunden, der sich ganz am Ende als Engel Gottes erweist.
Die Tobit-Geschichte zeichnet ein wunderbares Bild von der treuen und liebevollen Sorge Gottes um jedes einzelne seiner Kinder, und sie mag in allen, die sich um die Weitergabe des Glaubens an die nächsten Generationen sorgen, das Vertrauen stärken, dass Gottes Engel auch ihre Kinder und Enkel begleitet und ihnen nahe bleibt, auf der Suche nach dem je eigenen "richtigen" Weg ins Leben.
Im Alten Testament verschmelzen die Engel manchmal nahezu mit der Gegenwart Gottes. So können wir sie und Gott gleichermaßen bitten, dass sie den Kindern treue Wegbegleiter bleiben, gerade dann, wenn wir selber ihnen nicht mehr helfen können, unser Rat nicht mehr gefragt ist, wenn sie gar eine Zeit erleben, wo sie an Gott und seine Engel nicht mehr glauben mögen: Dann seid bei ihnen, ihr Engel, dann brauchen sie euch mehr als früher, als sie noch klein waren!
Angela Degenhardt, Gemeindereferentin in Sangerhausen