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Musiker, Europäer, Christ

Halle erinnert mit neu konzipierter Ausstellung an seinen großen Sohn Georg Friedrich Händel

Halle. Anlässlich des 250. Todestages von Georg Friedrich Händel (1685-1759) hat seine Geburtsstadt Halle ihre ständige Ausstellung im Elternhaus des Barockmusikers neu eröffnet. Ob in Deutschland, Italien oder schließlich in England, stets waren es auch geistliche Stoffe, die der Komponist großartig vertonte.

Viele verbinden mit dem Namen Georg Friedrich Händel dessen berühmtes Oratorium "Messias", wie es vielerorts und immer wieder neu aufgeführt wird. Ein Noten-Auszug aus diesem Werk, eine Passage aus seinem berühmten Halleluja, ist auch in der Ausstellung

"Händel. Der Europäer" zu sehen, die neu konzipiert seit kurzem im Elternhaus des Komponisten in Halle zusehen ist. "Händel war zeitlebens ein tief religiöser Mensch", sagt Dr. Konstanze Musketa vom Händel-Haus Halle. "Er hat immer Kontakt zur Kirche gehalten und viele Werke mit tief religiösem Inhalt geschrieben." Ihn, wie es gelegentlich getan werde, etwa angesichts seiner 40 Opern in dieser Hinsicht kritisch mit Johann Sebastian Bach zu vergleichen, der fast drei Jahrzehnte Gemeindeorganist und -kantor war, sei unangemessen, betont die Musikwissenschaftlerin. Beide Komponisten seien einfach verschiedene Wege gegangen.

Händel wächst in einem gläubigen Elternhaus auf. Seine Mutter Dorothea ist die Tochter des Pfarrers in Giebichenstein bei Halle, Georg Taust. Aus dem Taufregister der Marktkirche "Unser lieben Frauen" in Halle ist ersichtlich, dass Händel hier getauft wird. Gemeinde-Organist Friedrich Wilhelm Zachow (1663-1712) wird sein Lehrer. Bei ihm lernt Georg Friedrich die protestantische Kirchenmusik kennen, die wesentlich auf dem Choral basiert. Choräle lässt Händel dann im Laufe seines Schaffens immer wieder in seine Werke einfl ießen. Bei Zachow kommt er aber auch mit der modernen französischen und italienischen Musik in Berührung und erwirbt sich Fähigkeiten in der Satztechnik. All dies wird im ersten Teil (acht Räume) der Ausstellung vermittelt.

1702 schreibt er sich als junger Mann in die Matrikel der Universität Halle ein (Jura?). Wenig später wird er als Organist am Dom angestellt, als "evangelisch-lutherisches Subject" jedoch nur probeweise für ein Jahr. Im Dom sind reformierte Christen zu Hause, die ihre Gottesdienste musikalisch vergleichsweise arm gestalteten. Händel dürfte sich also nicht sonderlich gefordert gesehen haben, sagt Dr. Musketa. Dennoch lasse sich hier bereits eine aus heutiger Sicht ökumenische Offenheit des Musikers erkennen, die er dann auch in Italien und vor allem in England praktizierte.

Während seines Aufenthalts in Rom, Florenz, Venedig und Neapel (1707-10) - darüber wird unter anderem im Teil II der Ausstellung (zehn Räume) berichtet - komponiert Händel zahlreiche Werke für seine von seinem Können begeisterten Auftraggeber, so zum Beispiel das Oratorium "La Resurrezione". Das Werk über die Auferstehung wird Ostern 1708 theatralisch mit großem Orchester aufgeführt. Die Auftraggeber Händels, darunter bedeutende Kardinäle, versuchten, ihn zum katholischen Glauben zu bekehren, so die Leiterin der Bibliothek des Händel-Hauses. Auch das könnte dazu beigetragen haben, dass er 1710 Italien, obwohl dort sehr geschätzt, verlässt und eine Anstellung am Hof in Hannover annimmt.

Hannovers Kurfürst Georg Ludwig unterhält gute Kontakte nach England, wo Händel bereits kurze Zeit später wirkt. Nach seiner endgültigen Übersiedlung nach London 1712 schreibt er neben vielen Opern (Multimediaraum in der Ausstellung) auch Kompositionen für Gottesdienste des anglikanischen Königshauses. 1713 wird zum Beispiel sein Te Deum und Jubilate zum Frieden von Utrecht aufgeführt, 1727 schreibt er die vier Coronation Anthems zur Krönung Georgs II. 1743 entsteht das Dettinger Te Deum.

Nach großen Erfolgen mit seinen Opern und Opernunternehmungen lässt deren Akzeptanz in den 1720er Jahren nach. Nach berufl icher und gesundheitlicher Krise widmet sich Händel nach 1737 ganz dem Oratorienschaffen (bis 1751 entstehen 20 Werke). Die meist biblischen Stoffe warenweithin bekannt. Die Darbietung in der Landessprache, aber auch der beeindruckende Klang durch große Orchester und Chöre tragen zum Erfolg bei. So wird 1742 in Dublin auch Händels Messiah uraufgeführt. Ab 1750 wird das Oratorium in London jährlich zugunsten des Foundling Hospitals, eines Waisenhauses, aufgeführt.

Überhaupt sei der wohlhabende Händel sozial eingestellt gewesen, sagt Konstanze Musketa. Als er 1750 sein Testament verfasst, bedenkt er großzügig seinen Koch und seine Angestellten.

Von Eckhard Pohl


Hinweis

Die Ausstellung im Händel-Haus Halle, Große Nikolaistraße 5, ist täglich außer montags von 10 bis 18 geöffnet. (Erw. 4 Euro, ermäßigt 2,50 Euro). Mehr darüber und zu den bevorstehenden Händelfestspielen vom 4. bis 14. Juni unter www.haendelhaus.de

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