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150 Jahre unterm blauen Schleier

Die Hedwigsschwestern haben in Döbern ihr 150-jähriges Bestehen gefeiert

Döbern (eco). Die Hedwigsschwestern wurden vor 150 Jahren von einem Priester gegründet, der das Elend von Kindern nicht mehr mit ansehen konnte.

Internationales Fest: Polnische und deutsche Schwestern feierten gemeinsam das 150-jährige Bestehen


Seit 150 Jahren versprechen Frauen Keuschheit, Armut und Gehorsam in der Kongregation der Hedwigsschwestern. Dieses Jubiläum haben die Ordensfrauen am vergangenen Sonntag in Döbern gefeiert. In einem Hochamt mit Bischof Konrad Zdarsa in der Döberner Pfarrkirche erneuerten die 40 Schwestern aus Polen und Deutschland ihre Gelübde. Die Generaloberin der Hedwigsschwestern, Schwester Vincentia Weide, erinnerte in einem anschließenden Vortrag an die Anfänge des Ordens und die schwierigen Zeiten des Kulturkampfes, der Zeit des Nationalsozialismus und des Kommunismus.

Die Anfänge des Ordens reichen zurück in die Zeit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert. Wie viele andere Städte auch, wuchs damals die Bevölkerungszahl von Breslau rapide an. Damit einher ging die soziale Verelendung vieler Menschen. Um hunderte Straßenkinder kümmerte sich niemand.

Unterstützung für heimatlose Kinder


Robert Spiske, der langjährige Kaplan der Breslauer Innenstadtpfarrei "Maria auf dem Sande" lernte die Gefährdung und Verwahrlosung vieler familienloser Kinder kennen. Um ihnen wirksam zu helfen, sammelte er seine Gruppe von Helferinnen um sich, die er "Hedwigsschwestern" nannte. Sie brachten gefährdete und heimatlose Kinder in guten Pflegestellen unter, die sie in regelmäßigen Besuchen betreuten und auch finanziell unterstützten. Beim Anwachsen dieser Arbeit ergab sich bald die Notwendigkeit, für solche Kinder ein eigenes Heim zu schaffen, das 1857 als "Haus zur heiligen Hedwig" errichtet wurde.

Bei den "Hedwigsschwestern", die sich ganz der Pflege und Erziehung der Kinder widmeten, erwachte unter der geistlichen Führung Spiskes der Wunsch, sich dieser Aufgabe ganz im Geiste der evangelischen Räte zu weihen. Die Kongregation der Hedwigsschwestern war geboren: Spiske verfasste die erste Ordenssatzung, für die er sich in einer Audienz bei Papst Pius IX. Billigung und Segen erbat. Der Papst schrieb eigenhändig die Worte nieder "Gott segne dieses Senfkorn, auf dass es zu einem großen Baum heranwachse!"

Am 14. Juni 1859, der als der eigentliche Gründungstag der Kongregation gilt, legten die ersten vier Schwestern die Ordensgelübte ab und nahmen den blauen Schleier, der für die Gemeinschaft bis heute charakteristisch geblieben ist.

Die Grundlage ihres geistlichen Lebens ist die Regel des heiligen Augustinus, die älteste Regel des Abendlandes. Die Kongregation ist daher dem Orden der Augustiner- Eremiten angeschlossen und hält lebendigen Kontakt zu anderen augustinischen Gemeinschaften. Als ihre Schutzheilige verehren die Schwestern die heilige Hedwig, die Landespatronin von Schlesien. In der Gegenwart gewinnt sie besonders als Symbol der Versöhnung zwischen dem deutschen und dem polnischen Volk; diesem Gedanken fühlen sich auch die Hedwigsschwestern verpflichtet.

Wie zeitgemäß die Gründung war, zeigt ihr rasches und fruchtbares Wachstum in den ersten zwölf Jahren ihres Bestehens. Bis 1871 wurden 56 Schwestern aufgenommen, und neben dem Breslauer Mutterhaus sieben Zweigniederlassungen in Schlesien gegründet. 1864 wurde dem Kinderheim des Mutterhauses eine eigene Heimschule angegliedert.

Die Schwestern gehen nach Mähren ins Exil


Dieser Umstand war die Ursache dafür, dass die Hedwigsschwestern die Härte des sogenannten Kulturkampfes in Preußen besonders schwer zu spüren bekamen; denn bis zum 1. Mai 1879 mussten alle Ordenshäuser, die sich dem Unterricht und der Erziehung der Jugend widmeten, aufgelöst werden. Die Hedwigsschwestern waren gezwungen, ins Exil zu gehen und fanden ein Asyl im ehemaligen Augustinerkloster Nezamislitz, im österreichischen Mähren.

Erst 1889 konnten die Schwestern in ihr Breslauer Mutterhaus zurückkehren. In der Folgezeit gründeten sie Niederlassungen in Deutschland, Österreich und Dänemark. Durch die Abtrennung eines Teiles von Oberschlesien nach dem Ersten Weltkrieg sind die Schwestern seither auch in Polen vertreten. Die jüngste Niederlassung befindet sich in Weißrussland. An all diesen Orten kümmern sich die Schwestern um die christliche Erziehung und den Unterricht von Kindern und Jugendlichen. In der Diözese Görlitz leben 14 Hedwigsschwestern in der einzigen Niederlassung im Bistum in Döbern, elf von ihnen im Ruhestand.

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