Jetzt 4 Wochen kostenfrei Tag des Herrn lesen!

"Gemeinde der Zugezogenen"

Katholische Christen in Bernburg blicken auf 150 Jahre Geschichte zurück

Bernburg. Die St.-Bonifatius- Gemeinde in Bernburg hat mit einer Reihe von Veranstaltungen an ihre Gründung vor 150 Jahren erinnert. Zu den Angeboten waren alle Bürger der Stadt eingeladen. Stellvertretend für alle Ehrenamtlichen der Gemeinde wurden vier für ihr Engagement geehrt.

Wurden stellvertretend für alle Ehrenamtlichen in der Gemeinde von Pfarrer Jörg Bahrke (rechts im Bild) geehrt: Markus Heinevetter, Antonie Lange, Gudrun Kostorz, Johannes Wengorz.

Zu ihrem Fest wollten die Gemeindeglieder von St. Bonifatius in Bernburg und ihr Pfarrer Jörg Bahrke nicht zuletzt auch Menschen willkommen heißen, die nicht zur Gemeinde gehören oder an ihren Angeboten teilnehmen. So gab es anlässlich des 150-jährigen Gemeindebestehens zum Beispiel am 25. Mai einen Tag der offenen Tür. Dazu waren ausdrücklich auch alle Kinder eingeladen.

Zu einem Abend mit Festvortrag und Würdigung der Arbeit der Ehrenamtlichen hatte die Gemeinde am 18. Mai besonders auch Mitglieder der Stadtverwaltung gebeten. Gekommen waren Oberbürgermeister Henry Schütze, sein Stellvertreter Paul Koller sowie vier Stadträte (drei von ihnen gehören zur Gemeinde). Schütze dankte in einem Grußwort allen, die das Gemeindeleben aktiv tragen und sich auch in die Stadt hinein für die Mitmenschen engagieren. Als Sinnstifterin und Ort, an dem existentielle Fragen zur Sprache kommen, werde die Kirche auch im 21. Jahrhundert gebraucht, so der Oberbürgermeister.

In seinem fundierten Festvortrag machte Reiner Krziskewitz, deutlich, wie sehr die St.-Bonifatius- Gemeinde von Anfang an eine "Gemeinde der Zugezogenen" war und es auch heute ist. Gemeindemitglied Krziskewitz hat sich ehrenamtlich intensiv mit der Geschichte der Katholiken in der Stadt befasst.

Diaspora als Geisteshaltung verstehen und leben
Waren es Mitte des 19. Jahrhunderts Menschen aus dem Eichsfeld und bald darauf auch aus den damaligen deutschen Ostgebieten oder Mitte des 20. Jahrhunderts Evakuierte aus dem Westen und die große Zahl der Heimatvertriebenen, so sind es in den letzten Jahren Umsiedler aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion und Fachkräfte aus Westdeutschland, die nach Bernburg gekommen sind und kommen. "Menschen, die aus bitterer Not hierher verschlagen wurden, die unter dem Verlust ihrer Heimat, der Verwandten und Freunde oft schwer gelitten hatten, haben sich und den Nachfolgenden eine neue Heimat geschaffen", sagte Krziskewitz. Und: "Solch eine Gemeinde kann nur leben, wenn sie ständig bereit ist, sich der Vorläufigkeit, Veränderbarkeit und Improvisation zu stellen, wenn sie begreift, dass Diaspora kein nur geografisch zu verstehender Ort, sondern eine Geisteshaltung ist." Insofern sei der vom verstorbenen Pfarrer Claus Herold (Halle) geprägte Ausdruck "Gemeinde der Zugezogenen" ein Ehrentitel, dem gerecht zu werden auch weiterhin alle Anstrengung lohne.


In der St.-Bonifatius-Gemeinde gibt es nach Angaben von Pfarrer Bahrke "227 ehrenamtliche Tätigkeiten", wobei viele Ehrenamtliche zwei oder mehrere dieser Aufgaben wahrnehmen. Stellvertretend für die große Zahl der Ehrenamtlichen dankte Bahrke Vertretern aus verschiedenen Generationen: Markus Heinevetter für seine Ober-Ministrantenarbeit, Antonie Lange für ihren Einsatz in der Kinderpastoral und bei der Gestaltung von Familiengottesdiensten, Gudrun Kostorz für ihre Seniorenarbeit in der Kirchengemeinde und bei der Stadt und Johannes Wengorz als langjährigem früheren Organisten und Chorleiter. Und der Pfarrer vergaß auch nicht, dem kleinen Team seiner Hauptamtlichen Danke zu sagen.

Von Bibelabend über Fußballspiel bis Konzert


Zu Beginn der Jubiläumstage war am 17. Mai Bischof Gerhard Feige zur Firmung in die Gemeinde gekommen. Ökumenischer Bibelabend, ein brilliantes Konzert mit dem Vokalkreis Gotha, Ewiges Gebet, aber auch die Begegnung mit ehemaligen Seelsorgern oder ein Fußballspiel gehörten ebenfalls zum Festprogramm. Bereits am 2. Mai hatte es einen Tanzabend gegeben, an dem auch etliche Ehemalige teilnahmen, die sonst kaum zur Kirche kommen.

Ein besonderes Ereignis für die Katholiken Bernburgs ist die Priesterweihe von Daniel Rudloff am 30. Mai in Magdeburg. Rudloff stammt aus der Gemeinde. Am Tag darauf wird der Neupriester um 10 Uhr seine Primizmesse in St. Bonifatius zelebrieren. Anschließend wird gemeinsam gefeiert.

Von Eckhard Pohl

Aktuelle Empfehlung

Der TAG DES HERRN als E-Paper - Jetzt entdecken!

Aktuelle Buchtipps