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Anstoß

Auf den richtigen Auftritt kommt es an

Marko Dutzschke

Vor ein paar Tagen waren wir mit unseren Ministranten im Spreewald Paddeln. Unsere Mittagspause haben wir auf Decken vor einer Gaststätte verbracht. Als es dabei so laut wurde, dass ich nicht mehr schlafen konnte, musste ich eingreifen und ein paar Ministranten daran erinnern, dass es noch andere Menschen gibt, für deren Unterhaltung wir nicht verantwortlich sind. Offenbar haben unsere Nachbarn genau darauf gewartet, denn von der Decke nebenan war ein dankbares "Genau!" zu hören. In der Art, wie wir auftreten, hinterlassen wir einen bestimmten Eindruck bei anderen Menschen.

In der Apostelgeschichte wird erzählt, wie Petrus am Pfingsttag zusammen mit den übrigen Aposteln aufgetreten ist und die Menschen mit seiner Rede mitten ins Herz getroffen hat. Anscheinend haben die Apostel einen guten Eindruck hinterlassen, denn "an diesem Tag wurden ihrer Gemeinschaft etwas dreitausend Menschen hinzugefügt." (Apostelgeschichte 2,41) Man könnte sagen, Petrus hat den richtigen Ton gefunden. Das ist Lena Meyer-Landrut am vergangenen Wochenende in Düsseldorf leider nicht gelungen. In diesem Jahr musste sie sich mit einem enttäuschenden zehnten Platz zufrieden geben. Gerade bei einer Veranstaltung wie dem Eurovision Song Contest kommt es auf den richtigen Auftritt an. Stimme, Bewegungen und Aussehen müssen zueinander passen. Doch um die Menschen ins Herz zu treffen, reicht das noch nicht. Es gehört mehr dazu als ein gutes Lied und eine perfekte Darbietung. Die Ausstrahlung der Künstlerin muss stimmen.

In dieser Beziehung geht es Petrus und den übrigen Aposteln nicht anders als Lena Meyer -Landrut. Ob sie gewinnen, hängt vom Eindruck ab, den die Apostel bei den Menschen hinterlassen. Dieser Eindruck hat mit ihrer Ausstrahlung zu tun. Gute Worte und eine gelungene Darbietung sind zu wenig. Es kommt darauf an, die Botschaft im eigenen Leben zu bezeugen. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Die Kirche muss in ihrem Leben überzeugen. Jeder Christ muss in seinem Leben einholen, was er im Glaubensbekenntnis behauptet.

Wenn Christen den lieben Gott Sonntag für Sonntag einen guten Mann sein lassen und im Bett bleiben, wird ihnen niemand abnehmen, wenn sie Gott ihren Herrn nennen. Wenn sich Christen im Gottesdienst die Hände zum Friedensgruß reichen, aber in ihrer Familie hoffnungslos zerstritten sind, wird man ihnen nicht abnehmen, was sie da im Gottesdienst tun.

Eine junge Frau, die selber nicht Christin ist, hat es in einem Traugespräch einmal so gesagt: "Wenn ich die Familie meines Mannes sehe, frage ich mich, warum gerade Christen so sind." Von uns erwarten die Menschen mehr. Das ist eine große Verantwortung, denn mit unserem Leben können wir Menschen das Herz für den Glauben aufschließen oder verhärten. Auf den richtigen Auftritt kommt es an.

Marko Dutzschke, Kaplan in Cottbus

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