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Nächstenliebe und Ökonomie

Magdeburg: Caritas-Trägergesellschaft lädt regelmäßig neue Mitarbeiter zu Einführungstag ein

Magdeburg. Neue Mitarbeiter der Caritas-Trägergesellschaft St. Mauritius waren am 4. Mai zu einem Einführungstag ins Magdeburger Roncalli-Haus eingeladen.

Mit einem Wortgottesdienst beginnt der Einführungstag für neue Mitarbeiter der Caritas-Trägergesellschaft.

"Auch wenn viele von Ihnen nicht getauft sind und zu keiner Kirche gehören, freuen wir uns, dass Sie bereit sind, bei uns zu arbeiten. Als Kirche gehört es zu unserem zentralen Auftrag, uns Menschen in Not zuzuwenden, weil Gott jeden Menschen liebt. Mit rund 88 000 katholischen Christen sind wir im Bistum aber eine kleine Kirche und deshalb auf die Unterstützung von Menschen, die nicht katholisch sind, angewiesen." so Domkapitular Scholz.

53 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus vielen der 30 Einrichtungen der Caritas-Trägergesellschaft St. Mauritius (ctm) sowie deren Tochtergesellschaft Servitas haben sich an diesem Morgen im Magdeburger Roncalli- Haus zu einem Einführungstag versammelt. Am Beginn steht ein Wortgottesdienst, den der Vorsitzende des Caritasverbandes für das Bistum Magdeburg und Ordinariatsrat Bernhard Scholz leitet. Viele hören interessiert zu, als Domkapitular Scholz das Evangelium vom barmherzigen Samariter erklärt.

Es arbeiten etwa 1600 vor allem Frauen in den ctm-Einrichtungen. Circa.30 Prozent sind nach Angaben von Geschäftsführer Dr. Marcus Waselewski Christen. Zweimal im Jahr lädt der in Magdeburg ansässige Sozialverbund die neuen Kollegen zu einem Einführungstag ein.

Zur ctm und der Servitas gehören 16 Altenhilfe-, sieben Behindertenhilfe- und sieben Erziehungshilfe- Einrichtungen in Sachsen-Anhalt und in kleinem Umfang in Brandenburg und Sachsen, erläutert Waselewski den neuen Mitarbeitern. Wie andere Träger müsse auch die ctm die Mittel für ihre Angebote erwirtschaften. "Kirchensteuermittel stehen der ctm nicht zur Verfügung", erläutert Waselewski. Umso mehr gelte es für das Unternehmen, eine ausgewogene "Balance zwischen Nächstenliebe und Wirtschaftlichkeit" zu erreichen.

Was dabei im Blick zu halten ist, erläutert später Andreas Wacha vom Servicebereich Finanzen den neuen Kollegen in einer von drei Arbeitsgruppen, die alle Mitarbeiter durchlaufen. Andere Teilnehmer erfahren währenddessen bei Winfried Preden Interessantes aus dem Bereich Bau- und Gebäudemanagement. Dabei geht es zum Beispiel um Möglichkeiten der Energieeinsparung oder Sanierungsmaßnahmen.

Christoph Rink vom Servicebereich Personal und Recht schließlich informiert die Teilnehmer zu Themen der Personalentwicklung und erörtert mit ihnen leitbildorientiert, was eine Caritas-Einrichtung ausmacht und was einen ctm-Mitarbeiter auszeichnen soll.

"Es ist interessant, einen kleinen Einblick in das gesamte Unternehmen bekommen zu haben", sagt am Ende des Tages eine Teilnehmerin aus Oschersleben. Ein junger Mitarbeiter aus Sandau freut sich, Kollegen aus anderen Einrichtungen kennengelernt zu haben. Andere sagen, ein solcher Tag wäre auch einmal etwas für die schon länger Beschäftigten in den Einrichtungen. Denn die Einführungstage gibt es erst seit gut vier Jahren.



Zahlen und Fakten

Einziger Gesellschafter der ctm ist der Caritasverband für das Bistum Magdeburg. Gründung: 1995 mit neun Einrichtungen; heute 30 Einrichtungen an zirka 50 Standorten mit 1600 Mitarbeitern; 1750 Plätze für Bedürftige in der Alten-, Behinderten- und Erziehungshilfe



Drei Fragen an

Als Konzern Hilfesuchende und Mitarbeiter im Blick

Herr Dr. Waselewski, wie gelingt es der Caritas-Trägergesellschaft, mit wenigen christlichen Mitarbeitern ihre Einrichtungen christlich zu prägen?

Marcus Waselewski

Dabei spielen viele Aspekte eine Rolle. Bei uns herrscht eine gute Atmosphäre. Führungskräfte von privaten Anbietern wechseln gerade deshalb zu uns und nehmen Gehaltseinbußen in Kauf. Wir suchen bewusst christliche Einrichtungsleiter. Vieles hängt von den konkreten Personen ab, etwa vom Miteinander der Einrichtungen mit den Pfarrgemeinden und Ehrenamtlichen. Bei uns finden Gottesdienste etwa für Verstorbene statt, an denen sich auch Nichtchristen beteiligen. Unsere Leiter beschäftigen sich regelmäßig mit theologischen Themen und bemühen sich um einen bewusst christlichen Leitungsstil und die Einbindung aller Mitarbeiter in die bei der Caritas praktizierte Dienstgemeinschaft. Zudem sind wir gerade im Begriff, in einem Modellprojekt mit dem Bistum und dem Caritasverband zu erproben, wie eine regelmäßige Vermittlung von wichtigen Aspekten des christlichen Lebens und Glaubens an alle unsere Mitarbeiter aussehen kann. Wichtige Bausteine sind die Einführungstage für die neuen Mitarbeiter. Sie haben das Ziel, Transparenz zu schaffen, Kommunikation und eine Annährung an das Trägerleitbild zu ermöglichen.

Wie erreichen Sie im Wettbewerb mit anderen Anbietern eine ausgewogene Balance zwischen praktizierter Nächstenliebe gegenüber Hilfesuchenden, aber auch Mitarbeitern, und den Aspekten der Wirtschaftlichkeit?

Unsere Gehälter sind innerhalb des Caritas-Tarifwerkes derzeit um zirka 15 Prozent abgesenkt. Jedoch erhalten die Mitarbeiter der ctm vereinbarte jährliche Gehaltssteigerungen, haben Entwicklungsmöglichkeiten und sind darüber hinaus am wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens beteiligt. Dies ist ein zentraler Aspekt, da sich unsere Einrichtungen überwiegend in strukturschwachen Regionen befinden und hier unsere Mitarbeiter die Hauptverdiener ihrer Familien sind. Viele andere Anbieter zahlen ihren Mitarbeitern nochmals fünf bis 15 Prozent weniger Gehalt. Das bringt mit sich, dass diese, ihrer Leistungen günstiger anbieten können und es zunehmend schwieriger macht, unseren Platz im Marktgefüge behaupten zu können.

Inzwischen gibt es in ersten Regionen in der Altenhilfe eine Übersättigung an Plätzen. Die Caritas hat glücklicherweise auch in den östlichen Bundesländern einen guten Ruf. Andererseits werden wir daran natürlich auch gemessen.

Um flexibel reagieren zu können, wird heute vieles dezentralisiert. Im Organisationsentwicklungsprozess des Caritasverbandes ist dies ein Schwerpunkt. Die ctm aber wird zentral von Magdeburg aus gelenkt ...

Unsere Einrichtungsleiter haben eine große Entscheidungsfreiheit. Sie stehen im Kontakt mit anderen Trägern und den Gemeinden. Sie stellen Mitarbeiter ein. Die Rahmenbedingungen stimmen Leiter und Geschäftsführung jährlich gemeinsam ab. Mit unseren in Magdeburg ansässigen Servicebereichen Bau- und Gebäudemanagement, Finanzen und Personal und Recht verstehen wir uns ausdrücklich als Dienstleister unserer Einrichtungen.

Interview: Eckhard Pohl

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