Eine Straße erzählt Geschichte
Dritte Sächsische Landesausstellung zur Via Regia in Görlitz
Görlitz. Die dritte Sächsische Landesausstellung wurde am 21. Mai mit einem ökumenischen Gottesdienst eröffnet. Besucher können bis Ende Oktober "800 Jahre Geschichte auf der Via Regia" erleben.
Eines der Wahrzeichen der Stadt Görlitz erstahlt in diesen Tagen in neuem Glanz: der Kaisertrutz. Von 1427 an war dieser ein Teil der Befestigungsanlage der Stadt. Heute ist der Kaisertrutz - eine runde Kanonenbastei - das zentrale Ausstellungsgebäude der dritten Sächsischen Landesausstellung. In diesem wird auf fünf Stockwerken, auf einer Fläche von 1800 Quadratmetern die Geschichte der Menschen an der Via Regia erfahrbar, die im Laufe der Jahrhunderte auf dieser Straße gereist, gepilgert, aber auch geflohen sind.
Wege und Städte entlang der Transitstrecke
In jeder Etage befindet sich eine der fünf Themenwelten der Ausstellung: Das Untergeschoss soll das "Fundament" der Via Regia zeigen. Anhand von archäologischen Funden wird beispielsweise gezeigt, dass Wege und Städte entlang der wichtigsten Transitregion zwischen Ost- und Westeuropa nicht aus dem Nichts entstanden sind. Auch der Kaisertrutz selbst wird im Untergeschoss vorgestellt. Seinen Namen erhielt er 1641, im Dreißigjährigen Krieg. Die Stadt war damals von Schweden besetzt und "trotzte" den kaiserlichen und sächsischen Truppen, die während einer mehrwöchigen Belagerung vor den Stadtmauern lagerten. Die Zeiten haben sich gewandelt. Heute kommen die Schweden als Touristen.
Über den Freistaat Sachsen werden die Kosten der Ausstellung, die sich auf etwa sechs Millionen Euro belaufen, finanziert. Sabine von Scholemer (parteilos), sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, wünscht, dass durch diese Ausstellung die kulturelle Integration im Herzen Europas und das Zusammenwachsen der Menschen an dieser wichtigsten Lebensader gelingt. Dazu brauche es einen neuen Aufbruch.
Das Erdgeschoss der Ausstellung im Kaisertrutz steht unter dem Thema "Straße". Mehrere Medienstationen laden dazu ein, die Via Regia auf spielerische Weise interaktiv zu erkunden. Projektionen vermitteln die historischen Verläufe der Straßen bis hinein in die Gegenwart.
Das "Herzstück" der Ausstellung findet sich ein Stockwerk höher. Das Thema hier: "Markt". Wie funktionierte der Handel damals? Welche Produkte wurden angeboten und auf der Via Regia transportiert? Mit welchen Währungen zahlte man? Auf diese Fragen findet der Besucher hier Antworten.
Um in das nächste Stockwerk zu kommen bedarf es nicht der Treppen. Der soeben erst für 5,9 Millionen Euro sanierte Kaisertrutz verfügt über einen innenliegenden Fahrstuhl und ist damit barrierefrei und behindertengerecht. Es geht um die Menschen und diese stehen auch im Mittelpunkt des zweiten Obergeschosses. Hier werden die Reisenden, die Händler und Kaufleute, die Könige, Studenten und auch die Pilger vorgestellt. Um "Ideen" geht es im letzten Stockwerk. Ideen und Werte, Künstler und Kunstwerke gelangten über die Via Regia von Ort zu Ort. Kriegsherren und Heilige waren auf ihr unterwegs. Die heilige Hedwig, als sie von Andechs nach Schlesien reiste, dürfte die Via Regia benutzt haben. Im diesem Stockwerk findet man viele sakrale Gegenstände und Bilder. Die Jakobsmuschel ziert eine Flasche, ein Hut und ein Pilgerstock sind hier ebenso zu finden wie eine Minaturausführung des Heiligen Grabes von Görlitz.
Via Regia interaktiv und spielerisch erkunden
Die Exponate stammen aus 100 Museen, aus Kirchen und Klöstern. Allein 20 Ausstellungsstücke kommen aus Wroclaw (Brelau).
Neben der umfangreichen Ausstellung im Kaisertrutz am Deminaniplatz lädt das Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz zu seiner neuen Schau "Via Regia - Straße der Arten" ein. Die Ausstellungsmacher thematisieren die Via Regia, die im Laufe der Jahrhunderte neben ihrer Bedeutung als Reiseweg für Menschen und Güter, auch ein Weg war, auf dem Pflanzen und Tiere, aber auch Krankheitserreger verbreitet wurden. Vieles, was heute selbstverständlich erscheint - beispielsweise die Lausitzer Teiche -, wurden zu einem großen Teil angelegt, um dort Karpfen zu züchten. In dieser Ausstellung gibt es elf Themenbereiche.
Vor der Eröffnung der dritten Sächsischen Landesausstellung wurde in der evangelischen Kirche St. Peter und Paul ein ökumenischer Gottesdienst gefeiert, an dem auch der Ministerpräsident des Freistaates Sachsen Stanislaw Tillich (CDU) teilnahm. Den gemeinsamen Segen erteilten Diözesanadministrator Hubertus Zomack und der evangelische Bischof Markus Dröge. Der Bischof der sächsischen Landeskirche, Jochen Bohl sagte in seiner Predigt: "Bewegung ist die Quelle jeglicher Inspiration." Dompropst Zomack mahnte in seiner Begrüßung - mit Blick auf das an Straßen übliche Brückenbauen - Brücken an, "die nicht wieder gesprengt werden können", Brücken zwischen den Menschen.
Bis zum ökumenischen Abschlussgottesdienst in der Kathedrale St. Jakobus am 31. Oktober gibt es auch viele kirchliche Begleitangebote, so an verschiedenen Samstagnachmittagen Vespergottesdienste in der Dreifaltigkeitskirche am Obermarkt. In dieser Kirche wird bis zum 29. Oktober, außer sonntags, jeweils um 12 Uhr zur "Mittagsrast" eingeladen. In der Kirche St. Peter und Paul wird sonntags, dienstags und donnerstags jeweils um 12 Uhr der "Orgel.punkt12" an der Sonnenorgel gesetzt.
Hinweis
Die Ausstellung ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet, freitags bis 21 Uhr. Info: Die hier einst verlinkte Webseite ist leider nicht mehr online (Stand: 07/2017)