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"Klar, dass wir Gastgeber sind"

Wie sich die katholische St.-Petrus-Gemeinde für den Evangelischen Kirchentag engagiert

Dresden. Für Christoph Baumgarten war es keine Frage: "Wenn der Evangelische Kirchentag kommt, sind wir auch Gastgeber", sagt der Pfarrer der katholischen St.-Petrus- Gemeinde in Dresden-Strehlen. Und Gastgeber ist die Gemeinde nun gleich mehrfach geworden.

Die sächsische Landesfrauenpfarrerin Antje Hinze (links) und Dorothee Marth vor dem Gemeindezentrum St. Petrus.

Sie haben der evangelisch-lutherischen Gemeinde Leubnitz-Neuostra eine zu betreuende Quartier- Schule abgenommen - hier müssen jeden Morgen 270 Gäste versorgt werden. Darüber hinaus hat die Gemeinde 50 Privatquartiere zur Verfügung gestellt. Und vor allem: Ihre Gemeinderäume werden von Donnerstag bis Sonnabend für das Frauenzentrum des Kirchentags offen stehen.

Etwa 1000 Frauen werden hier täglich erwartet. Jeweils fünf Veranstaltungen laufen parallel: zwei Podien und drei Workshops. Da geht es um Frauen in der Arbeitswelt, Frauen in der weiten Welt und Frauen in der Beziehungswelt. Unter diese Überschrift sind die drei Tage jeweils gestellt. "Hier finden sich lesbisch lebende Frauen, die sich sonst in ihren Gemeinden nicht treffen können, genauso wie Pfarrfrauen", sagt Dorothee Marth. Sie hat im Auftrag der Kirchlichen Frauenarbeit der sächsischen Landeskirche das Frauenzentrum vorbereitet. "Wir haben nicht nur die Kirche im Blick", sagt sie, "sondern auch andere Frauenprojekte."

Obwohl das Frauenzentrum beim Kirchentag einst von lesbischen Frauen gegründet wurde, soll es in Dresden offen sein für alle Frauen. Und natürlich sind auch Männer willkommen.

So wird es neben feministischer Theologie auch um die Verantwortung beim Kleiderkauf und um das heutige Familienbild gehen bei dem Podium "Familie leben - von Luther bis Patchwork". "Wie viel Frau verträgt das Pfarramt?", heißt eine der Veranstaltungen. Und es werden Frauen von ihrem Umgang mit der Macht erzählen.

"Generell wollen wir den Spagat hinbekommen, kirchliche und theologische Themen zu diskutieren und zugleich einen politischen Anspruch zu haben", sagt Dorothee Marth, die vor ihrem Einsatz für den Kirchentag als Politik- und Sozialwissenschaftlerin gearbeitet hat. Frauen sollen Position beziehen zu gesellschaftlichen und sozialpolitischen Themen, so Marth. Denn das Frauenzentrum soll nach ihren Vorstellungen nicht nur ein Wohlfühlzentrum für Frauen sein - auch wenn es dort Zeit und Platz für Stille, Besinnung und Gespräche geben wird. Mit der "Bibliothek der lebenden Bücher" etwa. Etwa 30 Frauen mit unterschiedlichen Biografien und Berufen stehen dabei als Gesprächspartner zur Verfügung und können für eine halbe Stunde "ausgeliehen" werden, um aus ihrem Leben zu erzählen. Da ist eine Frau auf der Walz, eine Nonne, eine Polizistin, eine Frau im Kirchenasyl, eine Frau mit zehn Kindern, eine Clownin und eine Kräuterfrau. "Jede Frau steht für einen Lebensentwurf", sagt Dorothee Marth. Die Gespräche seien ganz privat und könnten im Café, in der Bibliothek oder bei einem Spaziergang im Gelände geführt werden.

Damit sich die Besucherinnen im Gemeindezentrum St. Petrus wohlfühlen, hat die Gemeinde dafür gesorgt, dass immer jemand da ist, der sich in den Räumen und mit der Technik auskennt. "Dafür haben wir eine Gemeindekarte ausgegeben, damit die Gemeindeglieder ins Gelände hineinkommen", sagt Pfarrer Baumgarten. Er selbst wird beim Abend der Begegnung am Mittwoch am Stand des Ökumenekreises der benachbarten Dresdner evangelischen und katholischen Gemeinden zu finden sein. Und am Sonntag wird er nur morgens um 8 Uhr einen Gottesdienst halten. Denn da hat er die ganze Gemeinde eingeladen, 10 Uhr mit zum Abschlussgottesdienst des Evangelischen Kirchentags auf die Elbwiesen zu kommen. "Denn dort sieht es nur schön aus, wenn viele Menschen hingehen", sagt er. Und überhaupt sei es das Wichtigste, "dass Begegnung unter den Christen stattfindet".

Von Christine Reuther

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