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"Es gibt keinen anderen Weg ..."

Priester und Laien sind gemeinsam verantwortlich / Katholikenrat erörterte Umfrageergebnisse

Magdeburg. Der Katholikenrat hat eine Umfrage zur Situation der Kirche und zu anstehenden Aufgaben des Laiengremiums durchgeführt. Die Ergebnisse wurden bei der Frühjahrs- Vollversammlung erörtert. Sie werden auch in die Arbeit der Bistumsversammlung einfließen.

Die Mitglieder des Katholikenrates hatten bei der Frühjahrsvollversammlung die Aufgabe, die aus der Umfrage herausgearbeiteten Problemfelder in ihrer Bedeutung zu wichten. Dazu vergaben sie Punkte.

Welchen spezifischen Auftrag haben Christen heute und hierzulande? Wie können die Laien in der Kirche gestärkt werden, ihre Mitverantwortung wahrzunehmen? Wie kann es gelingen, bewusst geistlich zu leben und Mitmenschen dazu zu ermutigen? Wie kann das ökumenische Miteinander ausgebaut und in der Gesellschaft fruchtbar werden? Aber auch: Was macht eine lebendige Gemeinde aus? (Die Frage hat Konsequenzen zum Beispiel für den Erhalt von Kirchen oder für Gottesdienstangebote.) Wie geht es weiter mit der Kinder- und Jugendarbeit? - Das sind zu beantwortende Fragen, wie sie am 21. Mai in Magdeburg vom Katholikenrat aus den Stellungnahmen einer Umfrage als Aufgabenstellung herausgearbeitet wurden. Die Umfrage in den 44 Pfarreien des Bistums sowie bei 16 Verbänden und Berufsgruppen war bei der Herbstvollversammlung des 2010 neu konstituierten höchsten Laiengremiums des Bistums angeregt und vom Vorstand iniitiert worden. Zehn Pfarreien und zwei Verbände beteiligten sich.

Das Konzil kennt keine Zweiteilung des Apostolats

Schwerpunkt des Studienteils der Vollversammlung am vergangenen Samstag war zunächst aber die Mitverantwortung der Laien für Glauben und Kirche, wie sie in den Konzils- und Synodendokumenten formuliert ist. Ulrich Lieb, Leiter des Fachbereichs Pastoral in Kirche und Gesellschaft und bischöflicher Beauftragter für den Katholikenrat erinnerte daran, dass nach den Aussagen des Zweiten Vatikanums alle getauften und gefirmten Christen Teil am Propheten-, Priester und Königsamt Christi haben. In den Konzilstexten gebe es keine Zweiteilung des Apostolats in eines der Priester und eines der Laien, so der Ordinariatsrat. Alle Christen sind eingeladen und gefordert, den Glauben zu bezeugen. Dabei seien sich die Konzilsväter mancher Spannungsfelder wie etwa auch zwischen der institutionalisierten Kirche mit ihrer Hierarchie und der Kirche als Gemeinschaft aller Gläubigen bewusst gewesen.

Wie die Konzilsweisungen in der Diasporasituation der DDR aufgenommen wurden, erläuterte Bischof emeritus Leo Nowak an den Beschlüssen der Dresdner Pastoralsynode (1973-1975). Auch die Pastoralsynode stellte heraus, dass alle Glieder der Kirche dazu berufen sind, die Menschen zu sammeln und zum Vater zu führen, betonte Nowak, der selbst leitend bei der Synode mitarbeitete. Herausragender Auftrag der Bischöfe und Priester als den Inhabern unverzichtbarer Ämter in der Kirche sei es, "die Heiligen heranzubilden zur Ausübung ihres Dienstes und zum Aufbau des Leibes Christi". In der Gemeinde, so heißt es weiter im Beschluss "Dienste und Ordnungen im Leben der Gemeinde", werde "der Priester besonders darauf hinwirken, dass aus einer Ansammlung von Betreuten eine lebendige Gemeinde wird, für die eine möglichst große Zahl von verantwortlichen Mitarbeitern und Helfern ein typisches Merkmal ist".

Für- und miteinander Hoffnungsgemeinschaft

"Bis heute - und dies werde wohl einstweilen auch so bleiben - ist allerdings die Frage der konkreten Mitverantwortung der Laien in der Kirche nicht geklärt", beklagte Nowak. Auch augenblicklich stehe die Kirche vor der Frage: Wer entscheidet, worüber und mit wem geredet wird? Es gehe darum, einerseits die besondere Bedeutung des Amtes zu wahren, andererseits aber die Mitverantwortung der Laien ernstzunehmen.

Nowak erinnerte auch an das unter seiner Leitung durchgeführte Pastorale Zukunftsgespräch (PZG/2001-2004) des Bistums. Amtsträger und Gemeindemitglieder hätten dabei gemeinsam versucht, orientiert am Evangelium die seelsorglichen Erfordernisse in den Blick zu nehmen und entsprechende Weichen zu stellen.

Auch in der Gegenwart sei die kirchliche Situation nicht leicht, aber "keineswegs ausweglos". "Ich kann nur appellieren, nicht mutlos zu werden", so der Altbischof. "Es gibt keinen anderen Weg" als den des Miteinanders. Auf diesem Weg gelte es, die Gemeinden als Subjekte der Seelsorge und die synodalen Strukturen zu stärken und den dienenden Charakter der Leitung deutlich zu machen. Ordinariatsrat Lieb ergänzte in Anlehnung an die Beschlüsse der Würzburger Synode (1971-1975): Es ist Aufgabe der Pfarreien, fürund miteinander lebendige Hoffnungsgemeinschaft zu sein.

Letztlich in diesem Anliegen hatte der Katholikenrat die Pfarreien und Verbände um Stellungnahme zur Situation der Kirche und zu sich daraus ergebenden Aufgaben für das Laiengremium gebeten. Die Ergebnisse wurden jetzt gesichtet, konkretisiert und gewichtet. Angesichts der beginnenden Bistumsversammlung und knapper Ressourcen sollen bei der Bearbeitung der Themenfelder Doppelstrukturen vermieden werden. Deshalb soll zunächst geschaut werden, inwiefern sich die Themen mit denen der Bistumsversammlung decken. Entsprechend wolle man sich dann aktiv in die Arbeit der Themengruppen der Bistumsversammlung einbringen, hieß es beim Katholikenrat.

Von Eckhard Pohl

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