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Er stärkte die Diasporakirche

Wissenschaftliche Arbeit über Bischof Wilhelm Weskamm vorgestellt

Berlin/Magdeburg/Schönebeck (sf). Der Schönebecker Pfarrer Thomas Thorak hat am 29. Mai in Berlin der Öffentlichkeit seine Doktorarbeit über Bischof Wilhelm Weskamm vorgestellt. Bei der Veranstaltung im Kathedralforum St. Hedwig stand ihm der emeritierte Berliner Weihbischof Wolfgang Weider zu Seite.

Unter dem Titel "Wilhelm Weskamm - Diasporaseelsorger in der SBZ/DDR" hat Thorak dessen Leben und Werk wissenschaftlich erforscht. Der Berliner Bischof Wilhelm Weskamm (1951-1956) - der zuvor Erzbischöflicher Kommissar und Propst von Magdeburg war - spielte bisher bei der Aufarbeitung der Geschichte der katholischen Kirche in der DDR kaum eine Rolle. Die Öffnung der Archive nach 1989 ermöglicht es nun, Antworten auf Fragen nach Leben und Werk dieses bedeutenden Bischofs zu geben. Das Buch ist soeben im Würzburger Echter-Verlag in der Reihe der "Erfurter Theologische Studien" erschienen.


Die Dissertation greift ein Desiderat der zeitgeschichtlichen Katholizismusforschung auf: die Biografie des Berliner Bischofs Wilhelm Weskamm. Weskamm und seine die Kirche in der DDR gestaltenden Amtshandlungen spielten bisher in der Katholizismusforschung nur eine nebensächliche Rolle. Das mag zum einen daran liegen, dass sein Vorgänger, Kardinal Konrad von Preysing, und sein Nachfolger, Kardinal Julius August Döpfner, aus unterschiedlichen Gründen vor allem in der Bundesrepublik besonders bekannt und geschätzt waren. Preysing wurde zum Kämpfer gegen den Nationalsozialismus stilisiert, Döpfner zum Widerpart des DDR-Systems und schließlich als Vorsitzender der Fuldaer Bischofskonferenz zum Verfechter konziliarer Erneuerungen. Weil Weskamm zudem in (West-) Berlin einen professionellen Mitarbeiterstab vorfand, der auf Preysing eingeschworen war und ihm selten loyal, vielmehr ablehnend gegenüberstand, entwickelte sich das Bild eines "Großtyrannen". Sicher trug der Berliner Bischof durch sein aufbrausendes Temperament selbst manches zu diesem Zerrbild bei. Dass er nur "Seelsorgsbischof" war und nicht kompromissloser Kämpfer gegen eine totalitäre Diktatur, schienen ihm aber auch einige Politiker verübelt zu haben.

Mit seinen Amtshandlungen machte er kaum Schlagzeilen in den westdeutschen Medien, beabsichtigte dies auch gar nicht, um die Seelsorge in der DDR nicht zu gefährden. Seine pastoraltheologische Ausrichtung auf die vorgefundene Diaspora konnte kaum aufsehenerregende Aktionen generieren. Dennoch gehört Weskamm zu den Bischöfen in der DDR, die zahlreiche Lebensgrundlagen für die kleine Diasporakirche auf unterschiedlichen Feldern schufen. Nach dem gesellschaftlichen und politischen Umbruch von 1989 und der Möglichkeit zahlreiche Archive zu nutzen, können erst jetzt adäquate Antworten auf die Frage nach Leben und Werk diesen bedeutenden Bischofs gegeben werden. Der Verfasser zeichnet in diesem empfehlenswerten Buch ein umfassendes, faszinierendes Bild des Berliner Bischofs.

Sebastian Holzbrecher

Thomas Thorak: Wilhelm Weskamm. Diasporaseelsorger in der SBZ/DDR (EThSt 96), Würzburg 2009; ISBN 978-3-429-030-86- 5; Preis: 24 Euro

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