Bischof warnt vor zu viel Euphorie
Ökumenische Begegnung in Erfurt gehört zu den Höhepunkten des Papstbesuches im September
Erfurt (mh). Zu den Höhepunkten des Papstbesuches im September gehört die ökumenische Begegnung in Erfurt. Manche nennen sie jetzt schon "historisch". Doch die Erwartungen sollten realistisch bleiben, mahnt Erfurts Bischof Joachim Wanke.
Der Erfurter Bischof Joachim Wanke hat mit Blick auf die Begegnung mit Vertretern der evangelischen Kirche während des Papstbesuches vor überzogenen Erwartungen gewarnt. "Der Papst ist kein absolutistischer Herrscher, der mit einem Fingerschnipp grundlegende Unterschiede zwischen unseren Kirchen wegwischen kann", sagte Wanke in Erfurt vor Journalisten. Dennoch freue er sich, dass der Papstbesuch in Thüringen durch die ökumenische Begegnung einen so große Bedeutung erhalten habe. "Die Bilder aus dem Augustinerkloster werden um die Welt gehen", ist der Bischof sich sicher.
Augustinerkloster verweist auf gemeinsame Geschichte
Papst Benedikt XVI. wird am ersten Tag seines Aufenthalts in Thüringen (23. September) mit Vertretern der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zu einem Gespräch zusammentreffen. Anschließend wird er mit etwa 300 geladenen Gästen einen ökumenischen Gottesdienst feiern. Ort der Begegnung ist das Erfurter Augustinerkloster, in das Martin Luther 1505 als Mönch eingetreten ist und in dessen Kirche er 1507 nach der Priesterweihe im Dom seine erste heilige Messe gefeiert hat. Heute ist das Kloster eine wichtige Tagungs- und Begegnungsstätte der evangelischen Kirche. Den Vorschlag für ein Treffen an diesem Ort hatte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider in einem Brief an den Papst gemacht. Die Reiseorganisatoren hatten das gerne aufgegriffen, verbindet doch das Augustinerkloster Traditionen der katholischen wie der evangelischen Kirche und zeigt, dass die gemeinsame Geschichte der Kirchen viel länger ist, als die Geschichte, die sie trennt.
Nicht nur, weil Thüringen zu den Kernländern der Reformation gehört, scheint Erfurt für das Ökumene-Treffen während des Papstbesuches der geeignete Ort. Das ökumenische Miteinander der beiden großen Kirchen funktioniert hier in der Regel gut. "Durch die Erfahrungen zu DDR-Zeiten ist hier die Ökumene schon ein wenig gefestigt", meint Bischof Wanke. Allerdings gesteht auch er manche Schwierigkeit in den letzten 20 Jahren ein. Insgesamt bemühe man sich um ein enges Miteinander, schließlich steht vor der Minderheit der Christen beider Konfessionen eine große Aufgabe: "Es muss uns unruhig machen, dass es Menschen gibt, die Gott nicht kennen." In dieser Richtung verbindet auch der Ökumene-Referent des Bistums Erfurt, Heinz Gunkel, seine Hoffnungen mit dem Papstbesuch. Durch dieses Ereignis könne für die Menschen in Thüringen die Kirche insgesamt wieder mehr in den Blick kommen.
Im Augustinerkloster laufen zurzeit die Vorbereitungen für den Besuch auf Hochtouren. Kurator Lothar Schmelz lobt die gute Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen der katholischen Kirche. "Beide Seiten möchten, dass die Begegnung ein großes ökumenisches Ereignis wird", sagt der Vizepräsident des Kirchenamtes der EKD, Thies Gundlach. Dabei hat die evangelische Seite auch ganz konkrete Erwartungen. So spricht Gundlach sich beispielsweise dafür aus, die Situation konfessionsverschiedener Ehepaare zu verbessern. Grundlage dafür könne die Magdeburger Erklärung sein, in der die Kirchen im Jahr 2007 ihre Taufen gegenseitig anerkannt haben. Gundlach erhofft sich außerdem vom Papst wichtige Worte zur Bewertung der Reformation durch die katholische Kirche.
Gemeinsame Resolution bisher nicht geplant
Nach Abschluss des Gesprächs sei bislang keine gemeinsame "Resolution" geplant, sagt Gundlach. Während der halbstündigen Begegnung werde es vorbereitete Stellungnahmen geben. "Aber auch die können wichtige ökumenische Signale sein." Darüber hinaus traut er dem Papst allerdings durchaus zu, dass er zu einzelnen Punkten in freier Rede Stellung nimmt.