Kinder dürfen kein Risko sein
20 Jahre Katholischer Familienbund im Familienzentrum auf dem Kerbschen Berg gefeiert
Dingelstädt. Der katholische Familienbund ist eine Lobby für die Familien. Im Bistum Erfurt besteht er seit nunmehr 20 Jahren. Im Familienzentrum Kloster Kerbscher Berg wurde dieses Jubiläum gefeiert. Zu Gast war Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht.
Tatkräftig unterstützt von erfahrenen Familienbund-Vertretern aus Rheinland-Pfalz und Hessen war am 22. Dezember 1990 in Erfurt der Familienbund der Katholiken (FDK) im Bistum Erfurt und in Thüringen gegründet worden. Zwei Jahrzehnte später war die Entscheidung für die Jubiläumsfeier auf einen Sonntag im Mai 2011 gefallen. Welche Familie kommt schon zwei Tage vor Weihnachten zu einem Geburtstagsfest? Das hatten Landesgeschäftsführer Dr. Kurt Herzberg und Landesvorsitzender Dr. Frank Häger als zutreffendes Argument angeführt. Ausgesucht als Stätte der sonntäglichen Begegnung unter dem Motto "Familie in Freiheit und Verantwortung" wurde das Familienzentrum Kloster Kerbscher Berg, da enge Verbindungen zu dieser guten und bekannten Dingelstädter Adresse bestehen.
Familien, die kleinen Zellen der Gemeinschaft
"Wir sind dankbar, dass wir ausgewählt wurden", freute sich Leiterin Sabine Stephan zu Beginn des Familiengottesdienstes in der Klosterkirche und verwies auf die Themenvielfalt im Haus. Wenn die Familien eine kleine Zelle der Gemeinschaft sei, so bedeute dies zugleich eine Zelle der Gesellschaft und der Kirche, betonte Pfarrer Hubert Müller, Rektor auf dem Kerbschen Berg. Dass jede Familie aus individuellen, einmaligen Mitgliedern besteht, demonstrierte in einem Spiel Familie Schmerbauch aus Küllstedt. Gänzlich in Gewänder verhüllt waren sie als "Papa und Mama Schmidt" mit ihren Kindern Johanna und Barbara im Altarraum aufgetreten, um ihren Weg durch das Leben zu demonstrieren und am Ende ihrer Darbietung ihre Gesichter und damit ihre Individualität zu zeigen. Das Gleichnis vom Schatz im Acker aus dem Matthäus-Evangelium griff Dr. Kurt Herzberg auf und hob hervor, die Familien mögen einander als Schatz entdecken. In den Grußworten zur Festveranstaltung wurde neben der optimistischen Bilanz deutlich: Familien stoßen im Alltag häufig an Grenzen.
Als Politikerin, aber ebenso als Familienmensch sei sie nach Dingelstädt gekommen, hatte sich Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht an ihre Zuhörer gewandt. In ihrem Vortrag zu Grundzügen einer zukunftsorientierten Familienpolitik nannte sie zehn Eckpunkte für den Freistaat, zu denen unter anderem eine familienorientierte Erwerbstätigkeit gehört.
Familienförderung ist kein Almosen
Wer sich für Kinder entscheide, müsse ein auskömmliches Leben haben; Kinder dürften kein Armutsrisiko darstellen. Deutlich hob die Politikerin, Mutter und dreifache Großmutter hervor: "Familienförderung ist keine Verteilung von Almosen und Familienpolitik mit ihren vielen Bausteinen kann nicht von Politikern am Reißbrett gemacht werden." Sie nannte Deutschland als das Land mit der niedrigsten Geburtenrate in Europa: laut Statistik 1,3 Kinder pro Frau. Zu den 2,3 Millionen Einwohnern im Freistaat Thüringen gehören zirka 200 000 Familien mit Kindern unter 18 Jahren (Ehepaare, Lebensgemeinschaften, Alleinerziehende).
Nicht die Familien müssten sich nach den Anforderungen von Wirtschaft und Infrastruktur richten, sondern es müsse umgekehrt funktionieren. Es komme darauf an, die familiären Belangen immer im Blick zu behalten. Christine Lieberknecht, die sich als Anwältin für Familien und Familienpolitik im Freistaat sieht, war anschließend mitten unter den Kindern, als im Klostergarten bunte Luftballons zum Himmel aufstiegen. Die Kinder hatten ihre Wünsche aufgeschrieben und schickten sie auf Reisen.
Von Christine Bose