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Roter Teppich mal nicht für Promis

Caritastag für Ehrenamtliche in Heiligenstadt

Heiligenstadt. Ehrenamtliche, die im karitativen Bereich in Nordthüringen tätig sind, waren zum Tag des Dankes und der Information ins Marcel- Callo-Haus eingeladen. Dort wurde ein ganz besonderer Roter Teppich entrollt.

Wie regagiert der Eichsfelder? Ein Anspiel mit den beiden Caritasmitarbeitern Cornelia Nacke und Gerald Nolte.

Eigentlich sind es immer nur die Mächtigen und Prominenten dieser Welt, die für sich und ihresgleichen das Recht einfordern, auf Roten Teppichen zu wandeln. Anders bei der Thüringer Caritas, diese entrollt derzeit den Roten Teppich für Menschen, die sich für andere engagieren, die sozialen Anstand und Respekt zeigen gegenüber all den Menschen, denen es nicht so gut geht. Menschen eben, wie dem Obdachlosen vor dem Supermarkt, dem bettelnden Punk im Einkaufsviertel, dem Trinker vor dem Gemüseladen, der Hartz-IV-Empfängerin auf der Parkbank …

Sie alle, betonte Diözesancaritasdirektor Bruno Heller, gehören nicht an den Rand der Gesellschaft, sondern sind ein Teil von ihr. Auch sie haben Anspruch auf Respekt, auf ein Lächeln, ein gutes Wort, eine Geste der Verbundenheit, kleine Zeichen der Nähe, die Vertrauen wachsen lassen. Dabei sei es nicht leicht, diese Zeichen auszusenden, wie Bruno Heller weiter sagte. Immer wieder stehe in den konkreten alltäglichen Begegnungen die Frage, "wie ich mich entscheide".

Domkapitular Heller ist sich sicher, dass die deutsche Caritas mit ihrer aktuellen Kampagne "Soziale Manieren für eine bessere Gesellschaft" den Nerv der Zeit trifft. Es komme darauf an, den Menschen zu sehen, sein Leben zu akzeptieren und zu verstehen. Und es ist nötig, Hilfen anzubieten. Ein einseitiges In-die-Ecke-Stellen, Beschimpfen und Verletzen sowie jede Form der Vorverurteilung seien mehr als nur falsche Signale zur falschen Zeit.

Während des Treffens wurden den Teilnehmerinnen verschiedene Projekte der Caritas vorgestellt. Darunter die Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt, die mit ihrer Arbeit und den angebotenen Hilfen den gesamten Bereich der Polizeidirektion Nordhausen abdeckt. Tritt ein Fall häuslicher Gewalt ein, so kann nach polizeilicher Meldung innerhalb von 24 Stunden der Kontakt zum Opfer hergestellt werden. Dabei geht es zuerst um das Zuhören und das Auffangen. Eine Analyse der Situation und der Gefahren wird erstellt, eine erste Sicherheitsplanung vorgenommen. Weitere Hilfen und Begleitung schließen sich an. Problematisch, so Steffi Meyer von der Interventionsstelle, sei allerdings die Haltung vieler betroffener Frauen, die immer auf eine Veränderung hoffen und deshalb konkrete Schitte gegen ihren Lebenspartner ablehnen, damit würde sie aber weder sich selbst noch ihrem Parner wirklich helfen.

In einer sich anschließenden Diskussionsrunde suchten die Teilnehmerinnen nach Möglichkeiten, konkret in den Dörfern darauf zu schauen, wer von den Nachbarn Hilfe braucht, wer allein aus seiner Not nicht herausfindet. Dabei zeigte sich schnell, dass es einen Ort ohne soziale Schieflagen und Probleme eigentlich nicht gibt. Aber oft fehlt bei den Nachbarn der Mut, zuerst tätig zu werden.

Von Holger Jakobi