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Also: Weiter hoffen!

Kirchentags-Forum zur Ökumene: Keine Alternative, aber auch keine Fortschritte

Dresden. Es gab nur eine große Diskussionsveranstaltung während des Dresdner Kirchentages zum Thema Ökumene. Warum? Eigentlich gebe es doch viel zu diskutieren. Doch in den anstehenden Fragen gibt es keine Fortschritte.

Das Ergebnis der Podiumsdiskussion stand schon in ihrem Titel: "Weiter Hoffnung haben: Alternativlos - Ökumene". Und genau darin waren sich die drei führenden Vertreter christlicher Kirchen einig: Es ist in der Ökumene viel erreicht worden. Das ist Grund zur Hoffnung, dass es weitergeht. Aber im Augenblick steckt die Ökumene fest in den Mühen der Ebene. Eine Alternative zu ihr gebe es dennoch nicht, sagen der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, und Erzbischof Augoustinos Lambardakis, der griechisch-orthodoxe Metropolit von Deutschland und Exarch von Zentraleuropa.

Der Grund für das verlangsamte Tempo war schnell ausgemacht: "Es geht jetzt um Fragen, die die Identität der jeweiligen Kirchen betreffen", sagt Schneider. Außerdem müsse auch die Geschichte aufgearbeitet werden. "400 Jahre lang haben wir uns bekriegt. Da muss vieles geklärt werden", sagt Zollitsch.

"Versöhnte Verschiedenheit" genügt nicht

Manche Frage ist inzwischen geklärt: Die Taufe ist gegenseitig anerkannt und - so Zollitsch - "die Rechtfertigungslehre ist heute nicht mehr kirchentrennend". Auch bei der Akzeptanz mancher Eigenarten der Kirchen, die eher in der Tradition als in der Theologie begründet sind, ist man sich näher gekommen. Schneider brachte es mit dem Satz auf den Punkt: "In meiner Jugend wäre es für mich undenkbar gewesen, dass ich Weihrauch als angenehmen Duft empfinden könnte."

Nun steht die Frage nach der Kirche und im Zusammenhang damit nach Amt und Abendmahl im Raum. Hier fehlen Lösungsmodelle. Die von evangelischer Seite entwickelte "versöhnte Verschiedenheit" der Kirchen ist den Katholiken zu wenig. Zollitsch: "Was wir unter Kirche verstehen, ist eine theologische Frage. Da genügt es nicht zu sagen: Lass doch jeden sein, wie er will."

Es gibt die Gefahr neuer Spaltungen

Die Menschen seien heute mitunter weiter als ihre Hirten, sagt Augoustinos. Dabei sollten die Bischöfe doch für das Kirchenvolk da sein. Doch sowohl Schneider wie Zollitsch warnen vor Schnellschüssen. Ein Grund dafür dürfte sein, dass es in ihren Kirchen auch starke Kräfte gibt, die nicht sehr viel von Ökumene halten und die Gefahr neuer Spaltungen besteht. Zollitsch wies in der Veranstaltung gleich mehrmals auf die Bandbreite der Positionen in der katholische Kirche hin: "Zu schnelles Vorangehen schafft nur neue Ausgrenzungen." "Wir brauchen das richtige Tempo in der Ökumene und müssen klug vorgehen", betonte auch Schneider.

Doch in den Gemeinden wächst die Ungeduld. An verschiedenen Stellen machten das die 1400 Veranstaltungsbesucher durch Applaus oder Buh-Rufe deutlich. Andere Möglichkeiten der Wortmeldung hatten sie diesmal nicht: Direkte Fragen oder Fragen über einen Anwalt des Pubkikums - wie sonst beim Kirchentag üblich - waren nicht vorgesehen.

Auffallend war, dass der Altersdurchschnitt der Besucher der Ökumene-Veranstaltung deutlich über dem des sonstigen Kirchentages lag. Ist Ökumene kein Thema für junge Leute? Die beiden jungen Theologinnen, die den drei älteren Kirchenmännern ihre Fragen stellen durften, wiesen selbst darauf hin, dass unter ihren Kommilitonen das ökumenische Interesse nicht besonders ausgeprägt sei. Man könne heute durch die Ausbildung kommen, ohne eine einzige ökumenische Veranstaltung besucht zu haben. Das ließen Schneider und Zollitsch zwar so nicht stehen, gestanden aber ein: "Die ökumenische Leidenschaft ist verloren gegangen." Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) versprach, sich an den Einrichtungen ihres Bundeslandes einmal zu erkundigen, "ob das, was in der Theologenausbildung vor 20 Jahren selbstverständlich war, heute nicht mehr so sein sollte". Sie ist selbst evangelische Theologin und hat ihre Examensarbeit seinerzeit zum Thema Rechtfertigung geschrieben. Ein Exemplar will sie übrigens dem Papst bei seinem Besuch in Thüringen überreichen.

Das ist nicht der entscheidende Punkt

Das gemeinsame Abendmahl kam dann doch noch zur Sprache - ganz am Ende der Veranstaltung. Zollitsch kritsierte, dass diese Frage zu Unrecht zum entscheidendsten Punkt in der Ökumene hochstilisiert werde. Sie hängt mit der Frage nach Kirche und Amt zusammen. Mit Blick auf konfessionsverschiedene Ehepaare suche seine Kirche "nach Lösungen, die über den Einzelfall hinausgehen". Zum Thema eucharistische Gastfreundschaft aber merkte er kritisch an: "Ich vermisse manchmal den Respekt vor der Überzeugung des anderen."

Was bleibt? Am Ende stand der Appell, in Sachen Ökumene an der Basis nicht nachzulassen und weiter gemeinsam das zu tun, was möglich ist "und vielleicht ein bisschen mehr", wie Schneider anmerkte, obwohl er das ja eigentlich nicht sagen dürfe.

Von Matthias Holluba

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