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Selbstkritisch in die Zukunft

Bistumsversammlung widmet sich drängenden Fragen der Ortskirche

Magdeburg. Die Probleme der Kirche in der Region sind vielfältig. Das wurde von der Bistumsversammlung in Magdeburg deutlich herausgearbeitet. Nun gilt es Lösungsvorschläge zu entwickeln.

In guter Atmosphäre fand am 27./ 28. Mai in Magdeburg der erste Teil einer Bistumsversammlung statt. Einigen Anteil am Gelingen hatten dabei die Moderatoren Peter Abel (Bildmitte) und Matthias Kaune aus Hildesheim.

Es gibt viel zu tun. Packen wir’s an. So könnte man die Stimmung am Ende der Bistumsversammlung am 28. Mai optimistisch beschreiben. Denn als die Beratungen der ersten, eineinhalbtägigen Sitzungsperiode zu Ende gingen, war für viele der Teilnehmer klar: Eine Reihe anstehender Themen im Bistum sind benannt. Nun gilt es, Lösungsvorschläge zu entwickeln. Entsprechend erklärten sich immerhin mehr als die Hälfte der 133 Teilnehmer bereit, in den nächsten eineinhalb Jahren in einer der zehn Arbeitsgruppen mitzuwirken. Hinsichtlich der in verschiedenen Zusammensetzungen herausgearbeiteten Problemfelder wollen sie konkrete zukunftsweisende Anregungen und Schritte entwickeln und gegebenenfalls in Modellprojekten testen. Im November 2012 soll dann im zweiten Sitzungsteil der Bistumsversammlung Bilanz gezogen und dem Bischof das Ergebniss der Arbeitsgruppen als Handlungsempfehlung übergeben werden.

Gefordert, den Glauben zu vertiefen und zu verkünden

Als zentrale Herausforderung sehen viele der Mitglieder der Bistumsversammlung die Stärkung des persönlichen Glaubens von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen und die Weitergabe des Evangeliums. Entsprechend sind Arbeitsgruppen zu den Themen "Glauben - Leben, vertiefen, weitergeben", "Wachsen wollen", "Gott als ,Quelle‘ allen Lebens" oder "Aufbrechen, Aufsuchen und Hören - Kirche als Resonanzraum Gottes" gebildet worden. Bei der Arbeit kam zum Beispiel zur Sprache: Die Atmosphäre in einer Gemeinde spielt eine wichtige Rolle dabei, ob sich Menschen auf- und angenommen fühlen und ob sie in ihrem Glauben wachsen können. Selbstgenügsamkeit ist keine gute Voraussetzung für missionarisches Handeln. Als Christen gilt es, sich selbst als Suchende zu begreifen und andere dazu mit einzuladen.

Christsein gilt es immer auch in der Gesellschaft zu leben. Wie dies aussehen kann, soll in der Arbeitsgruppe "Als Christ leidenschaftlich Gesellschaft prophetisch mitgestalten" bedacht werden.

Großes Interesse fand bei der Versammlung auch das Thema "Wir alle sind Priester durch die Taufe" / "Gemeinsames Priestertum stärken - alle Getauften einschließlich der Kleriker". 23 Teilnehmer beschäftigten sich in zwei Gruppen damit. Es gelte, stärker die Gaben und Fähigkeiten der einzelnen Christen zum Zuge kommen zu lassen, hieß es hier unter anderem. Ehrenamtliche sollten - wie im "Vor-Ort-lebt-Kirche-Projekt (VOLK)" angestrebt (Tag des Herrn berichtete) - zunehmend Verantwortung in den verschiedenen Lebensbereichen der Gemeinde übernehmen, dafür qualifiziert und beauftragt werden.

Als weiteres Themenfeld, dem Aufmerksamkeit zu widmen sei, sahen die Bistumsvertreter die Ökumene. Angesichts eines Bevölkerungsanteils von 80 Prozent Nichtchristen hätten die Christen eindeutig gemeinsam den Auftrag, das Evangelium zu bezeugen. Dementsprechend gelte es, das konkrete Miteinander besonders vor Ort zu entwickeln und weiter auszubauen. Die Situation von konfessionsverbindenden Ehen und Familien hingegen und die Frage der zumindest von manchem schmerzlich empfundenen, nicht vorhandenen Eucharistiegemeinschaft kam - vielleicht, weil dies letztlich nur gesamtkirchlich zu lösen ist - kaum zur Sprache.

Wiederverheiratete Geschiedene im Blick

Der Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen, generell mit Menschen mit Brüchen in ihren Biografien oder mit gleichgeschlechtlichen Paaren in der Kirche wurde von den Teilnehmern unter der Überschrift "Menschliche Pastoral - Seht, wie sie einander lieben" ebenfalls als Problem herausgearbeitet. Nötig seien ein liebevoller Umgang in der Gemeinde, ehrliche, tabufreie Kommunikation, aber auch ein Überdenken des Verhältnisses von Werten/Tugenden und Normen in der Kirche, wurde der künftigen Arbeitsgruppe auf den Weg gegeben.

Frauen sind nur ungenügend an der Verantwortung in den Gemeinden und im Bistum beteiligt. Das wurde unter der Überschrift "Frauen in unserem Bistum - von der Provokation zur Chance" ebenfalls als Problem benannt. Es gelte, mehr Frauen zur Übernahme von Verantwortung zu ermutigen, um die damit verbundenen Chancen für die Kirche nutzen zu können. Für Frauen sollte es die Möglichkeit geben, zur Diakonin geweiht zu werden, hieß es. Zudem wird sich eine Gruppe mit dem für Sachsen-Anhalt und die christlichen Gemeinden wichtigen Thema "Bevölkerungsschwund und Altersstruktur - demografischer Wandel als Last und Chance" befassen. Am Ende wurde beklagt, dass Fragen von Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung kaum im Blick waren.

Unter den Gästen waren der Paderborner Seelsorgeamtsleiter Domkapitular Thomas Dornseifer, die Bischöfin der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands, Ilse Junkermann, Magdeburg, und Kirchenpräsident Joachim Liebig von der Evangelischen Landeskirche Anhalts aus Dessau.

Zu Arbeitsweise und Hintergrund der Bistumsversammlung: www.bistum-magdeburg.de


Von Eckhard Pohl

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