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"Der Ball liegt wieder in Rom"

Kreuzganggespräche zum Thema Papstamt und Ökumene

Erfurt. Der Rolle des Papsttums für die Universalität des Christentums waren die Erfurter Kreuzgang-Gespräche 2011 gewidmet. Am zweiten Abend sprach Professor Herman Josef Pottmeyer aus Bochum über Herausforderungen und Chancen des Papstamtes für die Ökumene.

Wer anlässlich der Erfurter Kreuzganggespräche zum Papstamt nach der Kritik des evangelischen Professors Reinhard Frieling (Ausgabe 22, Seite 15) eine saftige katholische Replik erwartete, wurde enttäuscht: Auch der katholische Theologe Hermann Joseph Pottmeyer von der Ruhr-Universität Bochum hielt in seinem Vortrag am 25. Mai mit Kritik an der derzeitigen Ausformung des Papstamtes nicht hinter dem Berg. Die geschichtliche Entwicklung der Vorstellung von der Unfehlbarkeit habe zu einer heute in keiner Weise mehr gerechtfertigten Überbetonung des Amtes, zu einer regelrechten "Papstmonarchie" geführt. Hinzu komme ein "zunehmend überforderter Zentralismus" in der katholischen Kirche.

Dennoch sieht Pottmeyer Ansätze zu einer Überwindung der unter anderem mit dem Papstverständnis verbundenen Probleme in der Ökumene. Immerhin hatte Papst Johannes Paul II. 1995 die anderen Kirchen zum "brüderlichen Dialog" darüber eingeladen, wie das "Petrusamt" so gestaltet werden könne, dass die anderen Kirchen darin einen Dienst an der Einheit sehen könnten. Aus lutherischer Sicht liegt seit einigen Monaten eine Antwort vor: Eine internationale Gruppe von Theologen hat sich in den letzten Jahren im Städtchen Farfa Sabina getroffen und den Ball aufgenommen. (Tag des Herrn berichtete ) Die Ergebnisse der Arbeitsgruppe, der Pottmeyer als katholischer Gesprächspartner angehörte, liegen als Studie unter dem Titel "Gemeinschaft der Kirchen und Petrusamt" vor. (Verlag Lembeck, ISBN 978-3-87476-625-8, 18 Euro)

Die Kernaussagen laut Pottmeyer: Wenn es dem Papst gelänge, der katholischen Kirche "die Gestalt einer Gemeinschaft der Kirchen" zu geben und wenn er "die monarchische Amtsführung" aufgeben würde, könnte sein Amt auch für andere Kirchen interessant werden. Entscheidungen würden dann nicht selbstherrlich in Rom, sondern durch Versammlungen und Konzilien gemeinsam mit dem einen getroffen, der diese Gemeinschaft zusammenhält.

Dabei weiß der Theologe die Bibel hinter sich: Immerhin habe sich Petrus, auf dessen angeblichen Primat unter den Aposteln sich die Vorstellung vom päpstlichen Primat letztlich stützt, in der Frage der Heidenmission tüchtigen Streit mit Paulus gehabt. Doch Petrus habe sich als lernfähig erwiesen und die Ergebnisse des ersten Apostelkonzils angenommen und nach außen vertreten. Der Papst solle einfach dem biblischen Vorbild nachfolgen. Mehr innerkatholische Demokratie, mehr Einbeziehung etwa der Bischofssynoden, könnten Zeichen für eine veränderte Amtsführung sein. Und noch einen konkreten Vorschlag hat der Professor: Warum sollte der Papst vor wichtigen Lehrentscheidungen nicht andere Kirchen und Kirchenleitungen konsultieren? "Damit würde Rom sich nichts vergeben", ist der Theologe überzeugt. Und setzt hinzu, die vorliegende Studie habe den Ball jedenfalls "wieder auf das katholische Feld gespielt".

Von Harald Krille

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