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Ort der Einkehr für Pedalritter

In Braunsbedra im Geiseltal ist eine weitere Radwegekirche eröffnet worden

Braunsbedra. Seit mehr als zehn Jahren nimmt die Idee Gestalt an, ein Netz von Radwegekirchen zu schaffen. Kürzlich wurde in Braunsbedra die katholische Kirche St. Heinrich mit dem entsprechenden Signet markiert.

Dechant Letzner (2.v.l.), Pfarrer Klytta (4.v.r.), Referent Tilly (2.v.r.), Gemeindemitglieder und Gäste bei der offiziellen Widmung der Gemeindekirche St. Heinrich in Braunsbedra/Neumark als Radwegekirche.

"Möge dieses Gotteshaus ein Raum der Stille und Einkehr sein für Menschen, die hier auf ihrem Weg vorbeikommen." Mit diesem Wunsch brachte Dechant Dietrich Letzner (Merseburg) das Signet der Radwegekirche neben dem Portal der St.-Heinrichs-Kirche in Braunsbedra/Neumark an. "Möge der Ort eine Anlaufstelle sein, wo Radfahrer die Möglichkeit haben, nötigenfalls Luft aufzupumpen oder etwas an ihrem Rad zu reparieren. Möge die Kirche und das Gelände hier aber vor allem eine Stätte sein, an der die Vorbeikommenden ausruhen und etwas für Leib und Seele tun können."

Ein Ort zum Auftanken für Leib und Seele

Mit "St. Heinrich", die seit 11. Juni neben ihrer Aufgabe als Gemeindekirche auch offizieller Anlaufpunkt für Radfahrer ist, gibt es nun auch im Geiseltal eine Radwegekirche. "Der Titel wird in der Regel vom jeweiligen Bistum beziehungsweise evangelischerseits von der Evangelischen Kirche in Deutschland verliehen", erklärt Klaus Tilly vom Fachbereich Kirche und Gesellschaft im Bischöflichen Ordinariat Magdeburg. Im Bistum Magdeburg kooperiere man allerdings bei der Einrichtung von Radwegekirchen eng mit den evangelischen Partnern.

Die Idee, eigene Radwegekirchen zu benennen, begann vor rund zehn Jahren zu wachsen. Entsprechend den Autobahnkirchen sollten auch für Radwanderer besondere Orte der Ruhe und Besinnung entstehen. Die Johanniskirche in Reinhardsbrunn nahe dem Rennsteig wurde 2001 die erste Radwegekirche im mitteldeutschen Raum. 2010 wurden allein entlang des Elberadwegs in Sachsen-Anhalt 26 Kirchen als Radwegekirchen zertifiziert. Aber etwa auch in Bayern gibt es ein umfangreiches Netz solcher spiritueller Anlauforte für Radfahrer.

Zu den Bedingungen, das Signet verliehen zu bekommen, gehört es, neben einem geöffneten Raum der Stille auch Abstellmöglichkeiten für Fahrräder, frisches Trinkwasser, Sitzmöglichkeiten und Toiletten anzubieten. Zudem soll es Informationen zur nächsten Fahrradwerkstatt, Übernachtungsmöglichkeiten und Sehenswürdigkeiten geben. In Braunsbedra etwa befindet sich direkt auf dem kirchlichen Grundstück ein Fahrradverleih, bei dem auch Reparaturen möglich sind. An den Sakralbauten selbst und auf den Zufahrtswegen weisen Signets auf die Radwegekirchen hin. "Zudem sind die Radwegekirchen in die offiziellen Radwanderkarten eingetragen", weiß Referent Tilly bereits auch für die Braunsbedraer Kirche zu sagen. Auch einige weitere Gemeinden im Bistum Magdeburg würden darüber nachdenken, ihr Gotteshaus als Radwegekirche zu öffnen, so Tilly, ohne die Orte schon verraten zu wollen.

Bevor Dechant Letzner nach einem kleinen Eröffnungsgottesdienst an der St.-Heinrichs-Kirche das Radwegekirchen-Symbol anbrachte, schraubte er zunächst das Signet für verlässlich geöffnete Kirche an die Wand neben dem Portal. Eine verlässlich geöffnete Kirche zu bieten, ist Voraussetzung, um den Anforderungen einer Radwegekirche zu entsprechen. Für solche Gotteshäuser sind unter anderem Mindestöffnungszeiten und Informationen zur Kirche, zu Gottesdienstzeiten und zur Gemeinde zu garantieren. In Braunsbedra sorgen dafür Kooperator Pfarrer Ulrich Klytta und Ein-Euro-Jobber.

Voraussetzung: Verlässlich geöffnete Kirche

Am Projekt "Verlässlich geöffnete Kirchen" würden sich neben zahlreichen evangelischen auch etliche katholische Gemeinden beteiligen, sagt Klaus Tilly. Für den Harz sei er da gerade in den letzten Monaten an der Erarbeitung einer neuen Harzkarte verlässlich geöffneter Kirchen beteiligt gewesen. Die neue Karte "Harzer Kirchen aufgeschlossen - Kirchen mit offenen Türen" soll am 27. Juni in Goslar präsentiert werden. Sie wurde in Kooperation der evangelischen Kirchenkreise und Propsteien der Region Harz sowie der Bistümer Magdeburg und Hildesheim entwickelt.

Dass "St. Heinrich" Anlaufstelle für Radfahrer wird, daran besteht kein Zweifel. Denn der Weg rund um den Geiseltalsee, der durch Flutung eines früheren Braunkohletagebaues entstand, ist schon heute von zahlreichen Pedalrittern und Wanderern frequentiert. Als Radwegekirche ist St. Heinrich (Geiseltalstraße 46) bis 30. September täglich von 10 bis 16 Uhr geöffnet.

Weitere Infos

Am Elberadweg befinden sich unter anderem in Stadt Wehlen, in Weßnig, Lutherstadt Wittenberg, Magdeburg und Tangermünde Radwegekirchen. Am "Altmarkrundkurs" gibt es Radwegekirchen in Arendsee, Kloster Neundorf, Schönwalde und Salzwedel. Zudem treffen Pedalritter zum Beispiel in den thüringischen Orten Eberstädt, Oberroßla, Frömmstedt, Jena, Saalfeld, Tröbsdorf und in Wiehe am Unstrut-Radweg im Kyffhäuserkreis auf mit dem Signet gekennzeichnete Gotteshäuser. Standorte sind auch Steckby in Anhalt und Blankenburg im Harz. Infos über eine Reihe weiterer Radwegekirchen unter: www.radwegekirchen.de. Außerdem: www.offene-kirchen.de

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