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Was die Sphinx erzählt

Sommerserie: Der Barockgarten in Großsedlitz bei Dresden

Die diesjährige Tag des Herrn- Sommerserie widmet sich dem Thema Gärten. Ein Besuch im Barockgarten Großsedlitz bei Dresden.

Die Sphinx im Barockgarten Großsedlitz. Insgesamt 60 Figuren gibt es heute, einst waren es über 300. Übrigens, die Sphinx hat noch eine ihr gegenüber wachende Schwester.

Max Zistel fand für seine in den 20erJahren erschienene Broschüre über den Barockgarten Großsedlitz den schönen Titel "Was die Sphinx erzählt". Der Leser wird in den stillen Momenten der Nacht von der Sphinx - im Park wachen zwei steinerne Plastiken dieser mythischen Wesen - durch den Park geführt. August der Starke, der legendäre Sachsenfürst wird genauso lebendig wie König Friedrich II. von Preußen, der im Siebenjährigen Krieg hier Quartier bezog. Rauschende Feste werden geschildert, geheime Liebschaften erwähnt und es wird berichtet, wie es still um die Figuren im Park wurde. Großsedlitz war vergessen.

"Das Ganze ist versteinerte Musik"

Dies hat sich nach ersten Bemühungen im 19. Jahrhunder bis zum heutigen Tag geändert. Zunächst nahmen Kunstkenner wie Cornelius Gurlitt, Heimatfreunde wie Max Zistel und Künstler wie Erich Buchwald-Zinnwald, später Ernst Hassebrauk und Hans Körnig den Barockgarten in den Blick und auch in der DDR war der Park ein gerne besuchter Naherholungsort. Heute gehört Großsedlitz zu den Staatlichen Schlössern und Gärten des Freistaates Sachsen. Er wurde in den zurückliegenden Jahren grundlegend saniert und erneuert. Dem Wetter lange ausgesetzte Figuren wurden durch Kopien ersetzt, die Originale kamen ins Lapidarium und sind nicht zu besichtigen. Insgesamt 360 Figuren beziehungsweise Figurengruppen sollen es einmal gewesen sein, die im Garten standen, heute sind es 60. Tätig waren die Bildhauer Johann Christian Kirchner, Johann Benjamin Thomae sowie weitere Künstler, die namentlich nicht mehr bekannt sind.

Der Blick zur

Herauszuheben ist, sowohl in Plastik wie in der Gestaltung die sogenannte "Stille Musik", "eine Treppenanlage, die sich in zwei Armen um das Halbrund eines Wasserbassins schwingt", wie Adolf Grafe in seinem Heft "Der Garten von Großsedlitz" - erschienen in den "Geschichtlichen Wanderfahrten" - schrieb. Weiter heißt es dort: "Auf den Steingeländern treiben pausbackige Putten ihr Wesen, einige empfangen den Besucher mit dem stummen Konzert ihrer Musikinstrumente. Das Ganze ist versteinerte Musik. Sie tönt aus dem Rhythmus der Stufen und Balustraden, nicht minder aus den bewegten Gruppen, in deren Beschwingtheit sich die Schwere des Sockels auflöst. Besonders fein empfunden ist, wie die gesamte Anlage in den einzelnen Figürchen vorn ausklingt. Hier spüren wir den Geist Pöppelmanns."

Die Größe von Versailles nach Sachsen bringen

Neben Baumeister Matthias Daniel Pöppelmann, dem Schöpfer des Dresdner Zwingers, waren in Großsedlitz Zacharias Longuelune und vermutlich auch Johann Christoph Knöffel beteiligt. Letzterer hat allerdings Entwürfe für das Schloss geliefet, das heute leider nicht mehr vorhanden ist. 1723 kam Großsedlitz in den Besitz von Kurfürst August dem Starken, der den Park gartenbaulich und architektonisch vergrößern und umgestalten ließ. Doch das, was fertig wurde, ist nur ein kleiner Teil des ursprünglichen Plans, den Zacharias Longuelune entworfen hatte. Es war der Wunsch August des Starken, hier die Größe von Versailles in Frankreich zu übertrumpfen. Doch sein Tod, der Siebenjährige Krieg und der sich wandelnde Zeitgeschmack verhinderten dies. Das Bewahren wurde zur Aufgabe nachfolgender Generationen.

Öffnungszeiten: April bis August täglich von 8 bis 20 Uhr, September bis März täglich von 8 Uhr bis Einbruch der Dämmerung (maximal bis 20 Uhr) Info im Internet: www.barockgarten-grosssedlitz.de

Von Holger Jakobi

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