"Jesus stärkt mir den Rücken"
Wallfahrt in Helfta führte 500 Frauen zusammen
Helfta. Gut 500 Frauen kamen am 25. Juni zu ihrer diesjährigen Wallfahrt in Helfta zusammen. Diesmal stand die Heilung der gebeugten Frau aus dem Lukas-Evangelium im Mittelpunkt.
"Vor Gott aufrecht stehen." So war die Wallfahrt der Frauen nach Helfta überschrieben und nahm damit einen Abschnitt aus dem Lukas-Evangelium (Lk 13, 10-17) in den Blick: Eine Frau, die seit vielen Jahren von einem Dämon geplagt wird und nur gebeugt gehen kann, wird von Jesus am Sabbat in der Synagoge geheilt.
In der Eucharistiefeier wies der Leiter des Fachbereichs Pastoral in Kirche und Gesellschaft, Ordinariatsrat Ulrich Lieb, darauf hin, dass Jesus es ist, der die Frau zu sich ruft - nicht sie ruft nach ihm. Er fasst sie an und sagt ihr: Du bist deine Krankheit los! Und: Du bist doch eine Tochter Abrahams. Für Jesus ist selbstverständlich: Die Frau steht auf der gleichen Stufe wie der Mann. "Es sind die hierarchischen Strukturen in den Religionsgemeinschaften, die das Gleichgewicht der Geschlechter gefährden", so Ulrich Lieb. "Männer meinen gelegentlich, dass ihnen Privilegien zustehen."
Stärker noch als in der Eucharistiefeier stand dann in der Abschlussandacht in der Klosterkirche die Begegnung mit der aufgerichteten Frau im Mittelpunkt. In seiner Predigt am Morgen hatte Rat Lieb schon darauf verwiesen: Jesus heilt die Frau und sie kann wieder aufrecht gehen. Diese Zusage gelte jedem Menschen auch heute: "Er rührt mich an und das stärkt mir den Rücken." Denn auch heute gebe es vieles, was einen krank machen könne. Doch Jesu Zusage gelte: "Ich darf sein wie ich bin, vor ihm stehen, auch mit meinen Verkrümmungen und manchmal krummen Touren. Unabhängig von meiner Leistungsfähigkeit, guten Taten, moralischen Anstrengungen."
Auch bei dieser 17. Frauenwallfahrt hatten die Frauen über den Mittag Gelegenheit, an verschiedenen Angeboten teilzunehmen. "Vor Gott aufrecht stehen und ihm tanzen" stand über dem Angebot zum meditativen und liturgischen Tanz. Auch die Impulse für das persönliche Gebet und das Angebot zur gemeinsamen Bibellesung waren dem Wallfahrtsthema gewidmet. Zudem waren alle eingeladen, eine Blume zu basteln, die dazu ermutigt, sich immer wieder aufzurichten und zu blühen.
Die Kollekte kam der Regionalgruppe Schönebeck von Kaleb- "Wiege" und über die Partnerschaftsaktion Ost dem Russischen Invalidenverband zugute.
Vor zehn Jahren, im Jahr 2001, startete das Stein-Projekt der Katholischen Frauenseelsorge in Deutschland. Seitdem steht im Hof des Klosters ein großer radähnlicher Stein mit der Frage der Frauen am Ostermorgen am Grab Jesu: "Wer wird den Stein wegrollen?" Bei der Wallfahrt wurde daran erinnert. Vorbereitet wurde die Wallfahrt von Frauen aus Schönebeck. Die Schönebecker Jugendschola sorgte mit frischen Liedern aus dem Neuen Geistlichen Liedgut für eine lebendige Gestaltung der Gottesdienste.
Von Eckhard Pohl