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Spuren in den Herzen hinterlassen

1991 kamen die Franzikanerinnen von Reute nach Hoyerswerda - Jetzt heißt es Abschied nehmen

Hoyerswerda. Die Pfarrei "Heilige Familie", der Oberbürgermeister und auch das Klinikum Hoyerswerda gestalteten den Franziskanerinnen von Reute am 3. Juli einen großartigen Abschied.

Vertreter der Gemeinde überreichen eine Kerze und einen Korb mit Früchten Auf der Kerze sind einzelne Daten der Schwestern und ihre Namen geschrieben worden.

"Das größte Geschenk, das wir Menschen einander machen können, besteht darin, dem Leben des anderen unsere volle Aufmerksamkeit zu widmen." So hat es Schwester Maria Magdalena von den Franziskanerinnen von Reute als ersten Satz auf ihre Dankkarte geschrieben. Das Wort "Danke" ist auf dem Bild der Karte aus Blütenblättern gelegt. Eine Vielzahl von Blüten und ihre Anordnung ergeben dieses Wort.

Dank hat am 3. Juli auch die Pfarrei "Heilige Familie" in Hoyerswerda ihren Schwestern Manfreda Kopp, Rebecka Langner, Gisela Ibele, Hildegard Oechsle und Magdalena Vasenmayer entgegengebracht. Neben Bischof emeritus Rudolf Müller waren Diözesanadministrator Hubertus Zomack sowie zahlreiche Priester des Bistums, Vertreter der Ökumene und aus der Politik der Einladung zur Dankfeier gefolgt.

Hoyerswerda und seine Menschen sind ganz anders

Vor 20 Jahren sind vier Franziskanerinnen aus dem Kloster in Reute nach Hoyerswerda gekommen, um Aufbauarbeit zu leisten. Anfangs wurden sie von der Bevölkerung argwöhnisch betrachtet. Jetzt sind sie aus dem Stadtbild eigentlich nicht mehr wegzudenken. In einigen Wochen aber werden sie nicht mehr in Hoyerswerda sein. Schwester M. Pauline Link, die Generaloberin des Ordens, nennt einige Zahlen, die den Weggang begründen: "1786 Schwestern in 276 Filialen waren wir einmal. Heute sind wir noch 400. Immer neu beginnen und aufbrechen - das haben wir gemacht. Dazu gehört nun aber auch das Loslassen", sagt sie.

Der Beginn, der Aufbruch der Schwestern nach Hoyerswerda vor 20 Jahren fiel in das Jahr, in dem die Stadt durch ausländerfeindliche Übergriffe Negativschlagzeilen machte. Diese sind - sucht man beispielsweise nach der Stadt im weltweiten Internet - nach wie vor sehr weit oben verzeichnet. Oberbürgermeister Stefan Skora sagte: "1991 - das ist nicht Hoyerswerda. Die Stadt ist ganz anders. Die Menschen hier sind ganz anders." Auch die Stadt Hoyerswerda würdigte die Arbeit der Schwestern mit einem Festakt und der Eintragung in das Goldene Buch der Stadt. Schwester Magdalena zog, bevor sie in diesem Buch unterschrieb, einen Zettel aus der Tasche und fügte einen eigenen Text dem vorbereiteten bei.

Unsichtbare, hoffnungsvolle Spuren in den Herzen

In diesem Text heißt es unter anderem: "Wir lassen euch keine eindrucksvollen Denkmäler zurück, aber vielleicht doch unsichtbare hoffnungsvolle Spuren in den Herzen vieler."

Bischof emeritus Rudolf Müller bezeichnete in der Predigt das Jahr 1991 für Hoyerswerda und die Kirche im Osten Deutschlands als glückliches Jahr, denn "es kam von völlig unerwarteter Seite" Hilfe. "Sie hatten von der riesigen Menge der Ungetauften hier gehört, der bösen Frucht des verordneten Atheismus in der ehemaligen DDR. Dieses Land im Osten der Bundesrepublik war Missionsland geworden", sagte der Bischof.

Die Gemeinde hatte sich für den Abschied etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Pfarrer Peter Paul Gregor begleitete am Keyboard den "Sister Act"-Chor. Den Gottesdienst gestalteten musikalisch die Dresdner Kapellknaben, die danach ein Konzert gaben. Im Anschluss daran wurden sechs Alphörner in die Kirche getragen und von Hoyerswerdaern gespielt. Dieser Anblick war ebenso erstmalig und ungewohnt wie der, als Pastorin Anja Kruse Michel nach ihrem Grußwort den Schwestern Magdalena und Manfreda die Hände auflegte, um sie zu segnen. Dieser Segen soll sie begleiten, wenn sie Ende September Hoyerswerda verlassen, das sie mit verändert haben.

Von Raphael Schmidt

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