Mit Musik Freude bereiten
Dessauer Kirchenchor besteht seit 100 Jahren / Dank an Kirchenmusikdirektor i. R. Eberhard Gritzner
Dessau. Vor 100 Jahren wurde in Dessau ein katholischer Kirchenchor gegründet. Wie anders als mit viel Musik und Gesang wurde das Jubiläum am 3. Juli in und um die Propsteikirche in Dessau gefeiert.
"Ich singe sehr gern", sagt Edith Heidenreich (68). Seit 32 Jahren gehört die Dessauerin dem Kirchenchor der Pfarrei St. Peter und Paul in Dessau an. "Es macht mir viel Freude, mehrstimmig zu singen und auch sonst im Chor die Gemeinschaft zu pflegen." Das kann Bernhard Linek (63) nur bestätigen. "Ich bin im Chor, seit ich den Stimmbruch hatte", erinnert sich Gemeindemitglied Linek, und fügt betont hinzu, das sei vor immerhin 48 Jahren gewesen. Linek ist damit fast halb so lange im Chor, wie dieser überhaupt besteht.
Denn am 5. Juli 1911, also vor 100 Jahren, wurde der Pfarr-Cäcilien- Verein Dessau gegründet. So geht es aus einem Diplom hervor, das in der Dessauer Pfarrkirche St. Peter und Paul besichtigt werden kann und die Gründung des Kirchenchores der Gemeinde bescheinigt.
Fast ähnlich so lange wie Bernhard Linek, nämlich über 43 Jahre hinweg hat Kirchenmusiker Eberhard Gritzner (65) den Dessauer Chor geleitet und bekam deshalb nach der Eucharistiefeier am Sonntagmorgen unter großem Beifall der Gemeinde von Kirchenvorstandsmitglied Lothar Ehm eine Kopie der Gründungsurkunde überreicht. Im Festgottesdienst leitete der Kirchenmusikdirektor in Ruhe den Jubiläumschor und den Kirchenchor Roßlau bei der Aufführung der Messe F-Dur von Valentin Rathgeber sowie von Musik zum Beispiel von Johann Sebastian Bach und Christian Heinrich Rinck. Gemeinsam mit dem Dessauer Propst Gerhard Nachtwei feierte der Generalsekretär des Bonifatiuswerkes, Monsignore Georg Austen, mit der Gemeinde die heilige Messe.
Am frühen Nachmittag dann waren alle Interessierten zu einer eine kirchenmusikalischen Andacht eingeladen. Dabei musizierte der Chor gemeinsam mit der Kinder-Singeschar, dem Instrumentalkreis und der Jugend-Band "P2" aus der Gemeinde sowie dem evangelischen Lutherchor. Und auch die Zuhörer bezog der neue Kirchenmusiker der Gemeinde, Stefan Nusser, zur Freude aller bei zwei Kanones voll mit ein.
Die Bistumsbeauftragte für Kirchenmusik, Sandra Schilling aus Stendal, lobte das umfangreiche Engagement des Chores bei der Gestaltung der Liturgie. Zugleich hob sie die Bedeutung der verschiedenen musikalischen Gruppen in der Gemeinde hervor.
Eigentlich sollten der Chor mit seinem bisherigen Leiter Gritzner bei der Andacht mit der Palästrina- Medaille geehrt werden. Dies werde nun später nachgeholt, so Propst Nachtwei während der festlichen Stunde. Dechant Hartmut Neuhaus überbrachte die guten Wünsche des Dekanats. Sänger und Musiker seien Menschen, die Gott und den Mitmenschen Freude bereiten, unterstrich Neuhaus. Dies hatten zuvor auch Edith Heidenreich und Bernhard Linek bestätigt. Beim Singen im Chor konnte man es ihnen ansehen.
Von Eckhard Pohl
Aus der Geschichte
Gemeinsamer Gesang hat lange Tradition
Der Kirchenchor der Pfarrei St. Peter und Paul Dessau wurde 1911 gegründet. Dies bescheinigt ein Diplom des Cäcilienvereins. Anfangs zählte der Chor etwa 30 Sänger. Vor 1908 gab es in der Gemeinde bereits einen Männerchor und 1908 einen Kinderchor.
1913 wurde der Bezirksverband der Cäcilienvereine gebildet, dem der Kirchenchor angehörte.
1940 starb Johannes Urbanski, der sich (vermutlich als der verantwortliche Chorleiter) "um den Kirchenchor verdient" gemacht hat. Nach Kriegsende 1945 nahm sich dann der aus Oberschlesien stammende Bernhard Teichmann der Kirchenmusik an und versuchte, inmitten allgemeiner Nachkriegswirren die Chorarbeit wieder aufzubauen. Er leitete den Chor bis 1959.
1963 kam Pfarrer Reinhold Heuel nach Dessau und brachte sich neben seinen Aufgaben als Seelsorger und Dechant auch als Chorleiter ein. Zudem rief er den sogenannten "Heuel-Chor" mit Sängern aus einem größeren Umfeld ins Leben.
1967 wurde Eberhard Gritzner Kantor der Gemeinde und Leiter des Chores. Dieses Amt hatte er bis zur Erreichung seines Ruhestandes im vergangenen Jahr inne. 1992 wurde Gritzner anlässlich des 25-jährigen Dienstjubiläums durch Bischof Leo Nowak zum Kirchenmusikdirektor ernannt.
Seit Januar ist Dr. Stefan Nusser Kirchenmusiker in der Pfarrei.
Seit 1990 pflegt der Chor eine lebendige Partnerschaft mit dem Kirchenchor St. Josef Ludwigshafen-Friesenheim. Damals reisten die Dessauer erstmals nach Ludwigshafen.1991 erfolgte der Gegenbesuch. Seitdem gibt es regelmäßige Treffen. 2008 führte eine gemeinsame Chorfahrt nach Volkenroda, 2010 nach Vierzehnheiligen.
Der Chor hat wiederholt bei Rundfunk- und Fernsehgottesdienstübertragungen, Gottesdiensten zu diözesanen Anlässen und Priesterweihen mitgewirkt. Neben dem regelmäßigen Gesang in der Liturgie gestalten die Sängerinnen und Sänger im wieder geistliche Musiken in ihrer Pfarrkirche.