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Im Osten zu Hause

Wolfgang Ipolt bringt viele Erfahrungen mit, die er für seinen Dienst als Bischof in Görlitz braucht

Görlitz / Erfurt. Papst Benedikt XVI. hat den Regens des Erfurter Priesterseminars Wolfgang Ipolt zum neuen Bischof des Bistums Görlitz ernannt. Wer ist Wolfgang Ipolt? Vor wenigen Tagen stellt er sich Journalisten zum Gespräch.

Wolfgang Ipolt, derzeit noch Regens des Priesterseminars in Erfurt, wird am 28. August in Görlitz zum Bischof geweiht und dann von seinem Bistum Besitz ergreifen.

Das Bistum Görlitz ist für Wolfgang Ipolt keine unbekannte Größe. In seiner Biografie gibt es gleich mehre Berührungspunkte mit der Diözese, deren Leitung er als Bischof nach seiner Weihe am 28. August übernehmen wird. So hat Wolfgang Ipolt selbst den letzten Teil seiner Ausbildung zum Priester in der damaligen Apostolischen Administratur Görlitz absolviert, im Priesterseminar Neuzelle. 1979 empfing er dann die Priesterweihe durch Bischof Hugo Aufderbeck in Erfurt. Auch durch seine jetzige Tätigkeit als Leiter des Erfurter Priesterseminars, in dem auch die Görlitzer Priesterkandidaten ausgebildet werden, hat er enge Kontakte in die Region. "Ich habe alle Kapläne, die zurzeit im Bistum tätig sein, während ihrer Ausbildung in Erfurt begleitet."

Als Christ in der DDR aufgewachsen

Trotzdem hat Wolfgang Ipolt sich die Entscheidung, Bischof des mit 29 000 Katholiken zahlenmäßig kleinsten Bistums Deutschlands zu werden, nicht leicht gemacht. Fünf Tage Bedenkzeit hatte er sich erbeten, ehe er Ja gesagt hat. Auch wenn er nun schweren Herzens seine Thüringer Heimat verlassen muss, wird er die Erfahrungen, die er dort gesammelt hat, in seiner neuen Aufgabe gut gebrauchen können.

Ipolt kennt die Geschichte der Katholiken im Osten Deutschlands aus eigenem Erleben. 1954 ist er in Gotha geboren. Seine Eltern sind Vertriebene aus dem Sudetenland. In seiner Schulklasse gab es zwei Katholiken und ein paar evangelische Christen. FDJ und Jugendweihe gab es für ihn nicht. Dennoch durfte er ein staatlich anerkanntes Abitur machen, auch wenn er erst nach einer Beschwerde, bei der er von einigen seiner Lehrer unterstützt wurde, zum Besuch der Erweiterten Oberschule (EOS) zugelassen wurde. Zum Wehrdienst wurde er nicht einberufen, aber seine beiden Brüder haben den Dienst mit der Waffe verweigert und waren Bausoldaten. Die katholische Pfarrgemeinde hat er in dieser Zeit als Raum des Rückzugs, der Freiheit und der Stärkung erlebt. Mit der DDR-Zeit hat sich Ipolt sich übrigens auch wissenschaftlich beschäftigt: Seine Lizentiatsarbeit (Vorstufe zur Promotion) hat er über Religionsunterricht und Katechese in der DDR geschrieben. Sein wissenschaftlicher Lehrer damals war ein Görlitzer Priester, der Erfurter Pastoraltheologe Franz-Georg Friemel.

Eine zweite wichtige Erfahrung bringt Wolfgang Ipolt aus seinem Dienst als Seelsorger in der Thüringer Diaspora mit: Er weiß, was Seelsorge in einer Situation bedeutet, wo wenige Christen unter einer großen Mehrheit von Menschen lebt, die mit Kirche und Glauben nichts anfangen kann. Ehe Ipolt 2004 Regens in Erfurt wurde, war er zwölf Jahre lang Pfarrer in Nordhausen.

Missionarisch Kirche sein in ökumenischem Miteinander

Vor diesem Erfahrungshintergrund sind dem künftigen Bischof zwei Dinge für seinen Dienst besonders wichtig: Missionarisch Kirche sein und das in ökumenischem Miteinander. "Wir dürfen als Kirche nicht nur auf uns selbst schauen", sagt er und betont, dass auch eine kleine Kirche die Chance hat, missionarisch zu wirken. "Wir sind kein frommer Verein, sondern wir sind Kirche für andere." Für ihn heißt das: Katholische Christen müsse sich auch immer wieder fragen, was sie mit ihren Kräften für die Gesellschaft tun können. "Das wird nicht flächendeckend gehen, aber wir können an wichtigen Punkten Zeichen setzen." Dass das auch verstärkt zusammen mit den evangelischen Mitchristen geschieht, darauf hofft er. "Wir müssen unsere Standpunkte gemeinsam in das säkulare Umfeld tragen." An einem Thema wird Wolfgang Ipolt in Görlitz nicht vorbeikommen: die Brückenfunktion nach Polen. Zwar hat er da im Augenblick noch keine konkreten Vorstellungen. Den Weg seiner Vorgänger aber will er fortsetzen. Und dafür lernt er schon einmal auf alle Fälle Polnisch.

Vor wenigen Tagen hat Wolfgang Ipolt sich zum ersten intensiven Gespräch mit seinen künftigen Mitarbeitern getroffen. "Ich habe viel Positives gehört, aber auch einige Sorgen, die ich nun schon mitnehme." Seiner bisherigen Wirkungsstätte wird er übrigens mit der Bischofsweihe noch nicht ganz den Rücken kehren. Wahrscheinlich wird er im neuen Studienjahr noch in der Priesterausbildung tätig sein müssen. Vor allem aber gehört Wolfgang Ipolt zu den wichtigen Organisatoren für den Papstbesuch im Bistum Erfurt. Benedikt XVI. wird dann nämlich im Priesterseminar übernachten.

Von Matthias Holluba

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