Auch für die Mitmenschen Glauben leben
Festgottesdienst anlässlich der Gründung des Klosters Hadmersleben vor 1050 Jahren
Hadmersleben. Unter großer Beteiligung ist am Fest "Peter und Paul" in Hadmersleben an die Gründung des Klosters Hadmersleben vor 1050 Jahren erinnert worden.
Im Jahr 961 errichtete König Otto II. auf Bitten und wohl im Beisein des Halberstädter Bischofs Bernhard durch einen Rechtsakt das Kloster Hadmersleben und verlieh Gernrode königliche Privilegien. So geht es aus einer später angefertigten Urkunde hervor, aus der kürzlich Bistumshistoriker Pfarrer i. R. Peter Zülicke bei einem Vortrag zitierte.
Mit einem Festgottesdienst am 29. Juni und dem Festvortrag Zülickes zwei Tage zuvor wurde nun an die Gründung des Klosters Hadmersleben vor 1050 Jahren erinnert.
Grund, dankbar und auch ein wenig stolz zu sein
"Stellen Sie sich einmal vor, es hätte die 1050 Jahre lang keine Christen und keine Kirche gegeben", regte Bischof Gerhard Feige die rund 300 Zuhörer in der einstigen Klosterkirche St. Peter und Paul in seiner Predigt zum Nachdenken an. Der Glaube habe sich über diese lange Zeit hinweg, wenn auch durch "manche schmerzhafte Veränderungen hindurch, bewährt", so der Bischof. Dafür gebe es "allen Grund, dankbar und auch ein wenig stolz auf die Geschichte zu schauen."
Doch diese reiche Tradition gelte es auch an die nächsten Generationen weiterzugeben. Dabei komme es - mit den Worten Papst Johannes XXIII. gesagt - darauf an, "das Feuer zu hüten und nicht die Asche", betonte der Bischof. Für die Gegenwart heiße dies, "nicht stur an alten Positionen festzuhalten". "Das Aufbewahren der Asche kann hart und unbarmherzig machen." Wie Petrus und Paulus, den Patronen der Kirche, gelte es auch heute, sich ganz auf Christus einzulassen und deutlich zu machen, dass Gott für alle Menschen das Heil will. "Unsere Zeit, unsere Mitmenschen sind es wert, dass man sich für sie einsetzt. Gott hat uns nicht umsonst an diesen Ort gestellt", betonte der Bischof.
In einem Grußwort erinnerte Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) angesichts der 1050-Jahr- Feier des Klosters und des Ortes Hadmersleben daran, dass ungefähr zur gleichen Zeit im Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalts "die deutschen Nation begründet" wurde. Diese habe von hier aus eine insgesamt gute Entwicklung genommen. Das Kirchengebäude von Hadmersleben gehöre dem Land, so Haseloff weiter. Insofern bitte er die Gemeinde, immer für die Landesregierung und ihre Arbeit zu beten.
Nach 859 Jahren Geschichte wurde das Kloster aufgelöst
Welche bedeutsamen Ereignisse sich in der Region vor mehr als 1000 Jahren abspielten, daran erinnerte auch Bistumshistoriker Zülicke. Bereits seit 804 bestand das Bistum Halberstadt, dessen siebenter Bischof der Gründer von Hadmersleben, Bischof Bernhard, war. Kaiser Otto I., der Vater Ottos II., baute das Reich mit Magdeburg als Zentrum aus. Dabei spielten die Klöster eine wichtige Rolle.
Der Konvent von Hadmersleben bestand anfangs aus etwa 20 Nonnen. Die Äbtissin war mit weitreichenden Vollmachten ausgestattet. Mit Gründung des Klosters wurde eine kleine Kirche errichtet und den Benediktinerinnen entsprechendes Land geschenkt.
Die Grundsubstanz der heutigen Kirche stammt von einem Bau um 1200. Einige erhaltene Glasfenster der stattlichen Kirche sind um 1320 entstanden, der gotische Marienaltar um 1490. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurde das Gotteshaus barockisiert. Das katholische Kloster bestand mit manchem Auf und Ab über die Reformation hinweg bis zur Säkularisation. 1809 wurde es von König Jérome von Westphalen aufgehoben. Die am Ort existierende katholische Gemeinde blieb allerdings bestehen und erhielt die Klosterkirche als Pfarrkirche. Heute gehört die Gemeinde, die noch immer in der Kirche Gottesdienst feiert, zur Pfarrei St. Marien in Oschersleben.
Am Ende des Festgottesdienstes übergab Bischof Feige der Gemeinde ein Gemälde, das 2010 ersteigert werden konnte und die einstige und drittletzte Äbtissin von Hadmersleben, Sophia von Kappen zeigt. Die Äbtissin leitete das Kloster von 1760 bis 1784. Das Bild war über abenteuerliche Wege ins Museum nach Altenburg gekommen. Von den Nachfahren vorheriger Besitzer wurde es 2010 zur Versteigerung gegeben.
Von Eckhard Pohl