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Sommer, Ferien und der Tod

Die diesjährige Religiöse Kinderwoche beschäftigt sich mit Sterben, Tod und Trauer

Von Raphael Schmidt
Neuhausen. Darf man Kindern Sterben, Tod und Trauer in den Ferien zumuten? Kaplan Markus Kurzweil sagt ein klares "Ja" dazu.

"Wohin gehe ich und was erwartet mich nach dem Tod? Das sind Themen, die von Kindern ferngehalten werden. Sie gehören aber zu unserem Leben dazu", sagt der Görlitzer Kaplan Markus Kurzweil. Aber sind das Themen für Kinder in den Sommerferien? Viele Erwachsene versuchen, Sterben, Tod und Trauer von Kindern fernzuhalten. Doch das funktioniert nicht. In den Medien finden sich immer deutlichere Bilder von Kriegen, Terroranschlägen oder Umweltkatastrophen. Kaplan Kurzweil hat sich darum diesmal für die Vorbereitung der Religiösen Kinderwoche (RKW), die er mit seinem achtköpfigen Betreuerteam leitete, besondere viel Zeit genommen. Das Material zum diesjährigen Thema "R. I. P. - Raupe im Paradies" ist im Bistum Dresden-Meißen erarbeitet wurde. Für ihn war es eine gute Arbeitsgrundlage.

Wohin gehe ich? Was darf ich hoffen?
Für die bistumsweite Religiöse Kinderwoche ist jedes Jahr eine andere Pfarrei zuständig. In diesem Jahr war es die Görlitzer Pfarrei Heilig Kreuz. 40 Kinder aus dieser Gemeinde nahmen in Neuhausen daran teil. Darüber hinaus waren 15 Kinder aus Spremberg, Lauta, Neuhausen, Lübbenau, Senftenberg und Görlitz St. Jakobus dabei, die in ihren Pfarreien keine eigene RKW haben oder die daran - zum Beispiel wegen des Urlaubs mit den Eltern - nicht teilnehmen können. Die bistumsweite RKW soll möglichst vielen Kindern die Möglichkeit gegeben, christliches Leben und Gemeinschaft mit anderen Kindern erfahren zu können.
"Ein Leben wie im Paradies", darüber machten sich die Kinder mit ihren Betreuern, die allesamt für diese Woche Urlaub genommen hatten, als erstes Gedanken. ",Wohin gehe ich?‘ Und: ,Was darf ich hoffen?‘ - Abschied, Sterben und Tod", darüber denkt kaum ein Mensch nach, geschweige Kinder. "Fit, vital, jung und gesund liegen im Trend, aber doch nicht Vergänglichkeit, Sterben und Tod", sagt Markus Kurzweil. Genauso schwierig wie das Vorgenannte ist die Beschreibung des Paradieses, aber genau dazu sollten die Kinder als erstes Bilder gestalten. Pizza, Cola, Computerspiele wurden gemalt, aber auch ein paar Männchen, die Geschwister, Eltern und Freunde darstellen sollten. "Nicht das Schlaraffenland ist das Paradies. Jesu Vorstellung ist: Wo wir mit Menschen zusammenleben, die uns wichtig sind, da ist schon ein Stück Paradies", sagt der Görlitzer Kaplan.
Nach dem Paradies kam der vorläufige Abschied, in der Reihenfolge der RKW-Themen. Ein Schulfreund zieht weg. Dies kann schmerzhaft sein. Aber der Kontakt kann gehalten werden durch Telefonate, Briefe, Freundschaftsbändchen, E-Mails, Skype ... Bei endgültigen Abschieden, beim Tod eines lieben Menschen, ist es mit solchen Rezepten nicht mehr getan. Wie kann mit dem Verlust umgegangen werden, mit dem Schmerz und der Trauer? Am Beispiel von Jesu Sterben und Tod, dem, was in der Heiligen Schrift dazu geschrieben steht, sollten die RKW-Teilnehmer versuchen nachzuvollziehen, wie es der Mutter von Jesus und seinen Freunden bei seinem Tod ging. Dazu wurde ein Kreuzweg gegangen.
Die kleineren Kinder bastelten im Wald Holzkreuze, die größeren Grabgestecke, die sie dann zum Cottbuser Südfriedhof mitnahmen. In acht Gruppen, jeweils mit einem Betreuer, gingen sie verschiedenen Fragen nach, die mit Sterben und Tod in Verbindung stehen. Sie versuchten die Gräber des jüngsten und des ältesten Verstorbenen zu finden, die auf diesem Friedhof begraben sind.

Als farbenprächtiger Schmetterling grenzenlos
Das letzte Wort hat aber nicht der Tod. Die Raupe ist dafür ein gutes Beispiel. Mühsam bewegt sie sich kriechend über die Erde. Daraus wird eine Puppe, die in ihrem Kokon "stirbt". Auferstehung wird "erlebbar, wenn ich als Mensch tot bin und danach, als farbenprächtiger Schmetterling über alle Grenzen hinweg fliege", stellt Kaplan Kurzweil dieses Bild von der Raupe in einen neuen, einen christlichen Rahmen.
Jeden Morgen gab es ein Anspiel zum jeweiligen Thema. Dabei sorgten Tante Hilde, Onkel Leo, Anna und Gustav für die Impulse des Tages. Drei heilige Messen wurden während der RKW gefeiert. Dies gefiel besonders dem neunjährigen Moritz gut: "Wir haben schöne Gottesdienste gefeiert", antwortete er auf die Frage, was ihm am besten gefallen hat. Der elfjährige Mika fragte: "Können wir nicht nächstes Jahr zwei Wochen RKW machen?" Und der fünfjährige Benedikt sagte ohne zu zögern auf die Frage, ob er auch bleiben würde ohne seinen Vater, der als Helfer dabei war: "Ja klar, wenn der Kaplan da bleibt."

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