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Pilgerweg mit Hindernissen

Abschluss des Pilgerzugs der Kinder auf dem Görlitzer Untermarkt

Görlitz. Nach umfänglichen Vorbereitungen pilgerten über 120 Kinder und 100 Betreuer mit zwölf Pferdefuhrwerken von Schmochtitz nach Görlitz, wie vor 800 Jahren.

Nach einem beschwerlichen Fußweg von Schmochtitz nach Görlitz kamen die 220 Pilger, davon 120 Kinder im Alter ab fünf Jahren, in den Mittagsstunden des 23. Juli wohlbehalten in Görlitz an. Drei Tage Dauerregen lagen hinter ihnen. Von den zwölf Pferdefuhrwerken, die einige Tage zuvor in Schmochtitz gestartet waren, kamen nur noch neun in Görlitz an. Die anderen drei Fuhrwerke hatten den Strapazen und den teils schlammigen Wegen nicht standgehalten.

Nach einer letzten Rast am Fuße der Landeskrone zog der Pilgerzug über die Promenadenstraße zum Untermarkt. Altbischof Rudolf Müller stand an einem Fenster des St.-Otto-Stiftes und winkte den Vorbeiziehenden mit einem weißen Tuch. Kurz darauf war er dann selbst unter den mehreren hundert Menschen auf dem Untermarkt. Bürgermeister Michael Wieler begrüßte die Pilger, gekleidet in einen Kutschermantel und breitkrempigen Hut. Er, der selbst reitet, sagt: "Wenn es regnet, halte ich maximal vier Stunden in dieser Kleidung aus, dann reicht es mir. Ihr aber habt vier Tage durchgehalten." Er dankte den Verantwortlichen im Namen der Stadt für ihr Engagement.

Lobende Worte für die Polizisten der Reiterstaffel

Inzwischen hatte der Bistumskinderchor aus Görlitz und Dresden- Meißen unter Leitung des Komponisten und Kirchenmusikers Martin S. Müller auf der Bühne Aufstellung genommen. Er sang wie schon die Tage zuvor unter anderem die Lieder aus dem Pilgerheft: "Alles im Leben hat seine Zeit, Geben und Nehmen ...".

Der Landrat des Landkreises Görlitz, Bernd Lange kam mit einem Beutel auf die Bühne. In diesem waren kleine Beutel, darin noch kleinere, alle gefüllt mit Gummibärchen. Er verglich dies mit der großen und den vielen kleinen Gemeinschaften. Alle zusammen bilden das Ganze. Michael Kretschmer, Bundestagsabgeordneter und Generalsekretär der sächsischen CDU, hörte gern die lobenden Worte über die beiden Polizisten der sächsischen Reiterstaffel, die den Pilgerzug die gesamte Zeit über begleiteten und weit über ihre eigentliche Aufgaben hinaus tätig waren.

Zu Beginn des Pilgerweges in Schmochtitz hatte Pfarrer Christoph Baumgarten gesagt: "Was ich hier genau tun werde, wird sich auf dem Weg ergeben." Der Pfarrer der Gemeinde Dresden- Strehlen, der vielfältige Erfahrungen mit dem Pilgern hat, weiß: "Pilgern ist vorher nicht planbar." Seine Soutane hatte er eingepackt, er wollte als Priester zu erkennen sein. Als ihm aber ein ausrangiertes Zisterziensergewand angeboten wurde, das ein Betreuer aus Österreich mitgebracht hatte, zog er dieses an, denn "das passte. Zisterzienser haben im Mittelalter, das Pilgern mitgetragen."

Dasein und den Menschen zuhören

Als Priester wollte Christoph Baumgarten während der Tage des Pilgerzugs "dasein und den Menschen zuhören". An jedem Tag bot er einen Morgen- und einen Abendimpuls an. Für Gabi Kretschmer, die aufgrund des Unwetters besonders viel zu organisieren und zu improvisieren hatte, war Christoph Baumgarten "ein Geistlicher, der mit seiner Anwesenheit Kraft gegeben hat". Eine Teilnehmerin sagte: "Ich bin überrascht, dass dieser Christoph Pfarrer ist. Bisher hatte ich nichts mit Religion am Hut. Jetzt aber muss ich das noch mal neu überdenken."

Von Maria und Raphael Schmidt

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