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Wieder alle Register ziehen

Orgebaufirma Hüfken ist zwischen Moskau, Miskolc und Halberstadt gefragt

Halberstadt. Vor 32 Jahren gründete Reinhard Hüfken in Halberstadt seine Orgelbaufirma. Heute ist sein Können international gefragt.

Orgelbaumeister Hüfken mit Holzpfeifen einer Orgel.

Wo man in der Werkstatt von Reinhard Hüfken auch hinschaut: überall Orgelpfeifen. Gegenwärtig restauriert der in Halberstadt ansässige Meisterbetrieb mit vier der insgesamt elf Mitarbeiter die "Königin der Instrumente" aus der katholischen Moritzkirche Halle. Ein ehrgeiziges Projekt, schließlich sollen innerhalb von neun Monaten die Arbeiten abgeschlossen sein. Die Hallenser gründeten einen Förderverein, um das Instrument wieder zum Klingen bringen zu können. Reinhard Hüfken verspricht ihnen nach dem Wiedereinbau im September ein Aha-Erlebnis für die Ohren. "Dann können wieder alle Register gezogen werden." Das Instrument aus der Moritzkirche verfügt über 3500 Pfeifen, 64 Register und drei Manuale. Fünf Meter ist die größte Pfeife lang, die kleinste nicht einmal einen Zentimeter. "Dagegen kommt keine Hundepfeife an. Man stößt an Schallgrenzen im wahrsten Sinne des Wortes."

Reinhard Hüfken sorgt mit seiner Mannschaft nicht nur in Halle dafür, dass Orgeln gut bei Stimme sind. Anfang Mai wurde die Orgel der evangelisch-reformierten Gemeinde im ungarischen Miskolc fachgerecht demontiert und nach Halberstadt gebracht. Die Restaurierung der Orgel in der Moskauer Baptistenkirche schreitet nur in kleinen Schritten voran. "Eine Geldfrage", erklärt der Meister. Doch das sei keineswegs nur ein Problem in der Ferne. "Die Kirchen können keine dicken Brötchen backen", weiß der Orgelbaumeister, der gerade 60 Jahre alt geworden ist.

An wie vielen Orgeln er seine Spuren hinterlassen hat? Reinhard Hüfken könnte es in den akribisch geführten Rechnungsbüchern nachzählen. Sicher weiß er, dass er selbst 32 Orgeln schuf. Vor 32 Jahren kam er von der Potsdamer Orgelbauwerkstatt Schuke nach Halberstadt und gründete sein eigenes Unternehmen. Glücklich ist er darüber, dass auch sein Sohn Johannes den Weg zum Orgelbau fand. "Ich bin dankbar, dass der Junge weitermacht. Im Sommer 2012 wird er dann Meister sein." In Ludwigsburg bei Stuttgart, wo Lehrlinge, Meister und Orgelrestauratoren deutschlandweit zentral ihr Handwerk lernen, absolviert er seine Ausbildung. Der Vater sieht darin eine große Chance zum Austausch, zur Wissenserweiterung, dem Lernen mit den Augen. "Die haben dort eine Top-Werkstatt, da bin ich selbst etwas neidisch", so der Fachmann. Selbst ein Japaner zählt dort zu den Meisterschülern. Er wurde nach Deutschland geschickt, um seine Kenntnisse in diesem Handwerk zu perfektionieren. Johannes Hüfken brachte ihn zum Praktikum in die väterliche Werkstatt mit. Nun wird der Gast aus Fernost sein Meisterstück in Halberstadt bauen.

Wie international es bei den Hüfkens zugeht, davon zeugt auch ein Auftrag aus England. Dort sollte eine nicht mehr benötigte Orgel ausgebaut werden, an der eine niedersächsische Kirchengemeinde Interesse hatte. "Dass wir den Zuschlag bekamen, daran hatte mein Sohn einen großen Anteil", sagt Reinhard Hüfken. "Er arbeitete ein Dreivierteljahr in England und war sozusagen der Türöffner." Nach der Restaurierung erstand die Orgel in der katholischen Kirche in Peine bei Hannover wieder. Warum sich eine Kirchgemeinde eine englische Orgel einbauen lässt? "Es ist der ganz spezielle englische Sound", erklärt der Experte. "Da gibt es andere technische Finessen, die Ansteuerung und der Klang sind der englischen Musikkultur angepasst."

Von Uwe Kraus

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