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Aus purer Freude am Leben

Pfarrer Franz Scharfenberg beschäftigt sich in seiner Freizeit mit Bienen

Leipzig. Seit neun Jahren widmet sich Pfarrer Franz Scharfenberg in seiner Freizeit der Imkerei. Ein Hobby, das für ihn vor allem Ausdruck von Lebensfreude ist und das ihn immer wieder dazu bewegt, wie sein Namenspatron Franz von Assisi über die Schöpfung zu staunen.

Pfarrer Schwarfenberg nähert sich seinen Bienen ohne Schutzkleidung. Nur wenn er die sogenannten Magazine öffnet, in denen die Bienen ihre Waben bauen, dämpft er - der eigentlich Nichtraucher ist - ihre Verteidigungslust zuvor mit etwas Rauch.

Franz Scharfenberg weiß, wovon er singt, wenn er in der Osternachtsliturgie den Fleiß der Bienen rühmt. Als Bienenexperte sieht sich der Pfarrer von Leipzig- Engelsdorf dennoch nicht. Gern holt er immer wieder den fachlichen Rat von Imkern mit größerer Erfahrung ein. Manche Fähigkeiten, die einen guten Seelsorger auszeichnen, sind ihm auch in der Imkerei von Nutzen: Das Gespür für die Stimmung beispielsweise, die gerade im Volk herrscht. Die freudige Aufbruchstimmung etwa, die sich in einem Bienenstock ausbreitet, bevor die Bienen ausschwärmen und ein neues Volk gründen, kann er am Gesumm erkennen, das sich langsam aufbaut. Das strahlt dann auch auf den Imker aus, erzählt Franz Scharfenberg, der auf einer Streuobstwiese unweit von Kirche und Gemeindehaus drei Bienenvölker hält.

Eine weitere Seelsorger-Qualität, die auch Imkern zugute kommt, ist das Wissen um die Gefährdungen, denen das Leben ausgesetzt ist. Der Engelsdorfer Hobby-Imker weiß gleich mehrere Einflüsse zu nennen, die seinen Bienen zu schaffen machen: die wachsende Monokultur auf dem Lande, die dazu führt, dass sie in der warmen Jahreszeit nicht durchgängig blühende Pflanzen finden, der Einsatz von Chemikalien in der Landwirtschaft und die aus Asien eingeschleppte Milbe, die sich seit etwa 20 Jahren in Deutschland ausbreitet. In seinem ersten Jahr als Imker - noch in seiner vorherigen Pfarrstelle Annaberg-Buchholz - hat er neun von zehn Bienenvölkern durch die Milbe eingebüßt. Dabei hat er gelernt, wie man den Schädling gering halten kann. Er beobachtet seine Bienen seither genauer, schneidet befallene Bienenbrut aus, setzt ökologisch verträgliche Milbenbekämpfungsmittel ein und sorgt dafür, dass zum richtigen Zeitpunkt Brutpausen eingelegt werden.

Naturverbundener Priester mit Vorliebe für guten Honig

Die Vorliebe für guten Honig hat den naturverbundenen Priester zu seinem Hobby gebracht, das für ihn zugleich auch Erholung bedeutet. Der intensivste Genuss liegt für ihn im sogenannten Scheibenhonig: Den direkt aus der Wabe zu kauenden Honig gibt es in Deutschland für teures Geld allenfalls bei türkischen oder arabischen Händlern zu kaufen. Franz Scharfenberg erinnert sich daran, dass er schon in seiner Kindheit hörte, wie über das besondere Aroma dieses Honigs geredet wurde. Gern zitiert er Bibelstellen, in denen der Genuss des Scheibenhonigs gerühmt (Jesus Sirach) oder mit der Liebe zu Gott und seinen Geboten verglichen wird (Psalm 19). Für Brautpaare hat er Verse aus dem Hohenlied parat, in denen der Wabenhonig als Sinnbild für die höchsten Genüsse der Liebe steht (Kapitel 4 und 5).

In früheren Zeiten widmeten sich viele Pfarrer der Imkerei, weiß Franz Scharfenberg. Schließlich sei Honig hierzulande die einzige Süßigkeit gewesen, bevor die Zuckerrübe eingeführt wurde. Auch heute lasse sich das Imkern einigermaßen gut mit den Verpflichtungen des Pfarramts verbinden. Den Zeitaufwand schätzt der Pfarrer auf etwa ein Viertel der Zeit, den Hundebesitzer für ihre Schützlinge einsetzen müssen. Anders als Hunde forderten Bienen nicht ständig Aufmerksamkeit und Pflege.

Drei Bienenvölker hält Pfarrer Scharfenberg auf einer Streuobstwiese.

Imkern ist heutzutage ein teures Hobby, räumt der Pfarrer ein. Nicht von ungefähr gibt es immer weniger Menschen, die sich dieser Beschäftigung widmen. Selbst Imker, die ihren Honig und andere Imkereiprodukte verkaufen, könnten damit angesichts des kostspieligen Zubehörs, weggefallener Prämien und niedriger Honigpreise kaum noch Gewinne erzielen. Er selbst nutzt den Honig seiner Bienen vor allem, um seiner Gemeinde damit Freude zu bereiten. Im vergangenen Jahr hat er sich bei allen ehrenamtlichen Mitarbeitern mit einem Glas Honig bedankt. Da der selbst geschleuderte für die vielen zu Beschenkenden nicht ausreichte, hat er bei einem befreundeten tschechischen Imker Honig dazugekauft.

Pfarrer räumt mit den Vorurteile über Bienen auf

Nachahmer hat Pfarrer Scharfenberg in seiner Gemeinde noch nicht gefunden, immer wieder besuchen ihn Gemeindemitglieder aber am Bienenstock und interessieren sich - wie zuletzt bei der Religiösen Kinderwoche - für das Leben der nützlichen Insekten. Dabei nutzt der Pfarrer die Gelegenheit, mit verbreiteten Vorurteilen aufzuräumen. Überrascht sind viele Gäste beispielsweise, wenn er ihnen sagt, dass Bienen überhaupt nicht stechlustig sind. "Ich kriege eher einen Sonnenstich als einen Bienenstich", scherzt er. Anders als Wespen fliegen Bienen nicht in Räume und verteidigen ausschließlich ihren Stock. Schutzkleidung hält der Imker nur für Gäste bereit. Er selbst nähert sich seinen Bienen in Freizeitbekleidung. Wenn er die sogenannten Magazine öffnet, in denen die Bienen ihre Waben bauen, dämpft er ihre Verteidigungslust zuvor mit etwas Rauch. "Die Insekten ziehen sich dann zurück, weil sie denken, es sei Gefahr im Verzug", erläutert er.

Erstaunt hören die Gäste auch, welche unterschiedlichen Sorten von Nahrung die Bienen selbst herstellen können und dass es von der Fütterung abhängt, ob eine Biene Königin oder Arbeiterin wird. Anders als die Arbeiterinnen, die Nektar und Pollen sammeln, verlässt die Königin den Bienenstock nur zweimal in ihrem Leben, weiß Pfarrer Franz Scharfenberg zu berichten: Wenn sie den Stock ihrer Nachfolgerin überlässt und zu ihrem Begattungsflug. In ein bis zwei Kilometern Höhe wird sie dabei von den männlichen Drohnen erwartet - ein nicht ganz ungefährliches Unternehmen; hin und wieder kommt es vor, dass die Insekten dabei von Vögeln gefressen werden. "Wenn man das Leben nur nach dem Prinzip der Auslese der Überlebensfähigsten betrachtet, findet man für dies und vieles andere, was man bei den Bienen beobachten kann, eigentlich keine sinnvolle Erklärung", sagt der Pfarrer. Und deshalb glaubt er: "Es gibt in der Schöpfung vieles, was einfach Ausdruck der Freude am Leben ist."

Von Dorothee Wanzek

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