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Dialog soll Gemeinden erreichen

Erfahrungen Erfurter Teilnehmer beim begonnenen Gesprächsprozess der Kirche in Deutschland

Erfurt. Dr. Anne Rademacher und Alois Wolf gehörten zu den Vertretern aus dem Bistum Erfurt, die an der Eröffnung des Dialogprozesses in Mannheim teilnahmen, zu der die Deutsche Bischofskonferenz eingeladen hatte. Der Prozess steht unter dem Motto "Im Heute glauben".

Anne Rademacher und Alois Wolf waren bei der Auftaktveranstaltung des Dialogprozesses in Mannheim mit dabei.

"Im Heute glauben" - wie kann das gehen? Diese Frage prägte den Auftakt des Dialogprozesses der katholischen Kirche in Deutschland. Keine fertigen Antworten, sondern einen Gesprächsprozess zu diesem Thema streben die deutschen Bischöfe für die nächsten Jahre an, wie Dr. Anne Rademacher vom Seelsorgeamt des Bistums Erfurt mitteilte. Die Auftaktveranstaltung mit 300 Vertretern aus den Diözesen fand am 8. und 9. Juli in Mannheim statt. Anne Rademacher gehörte neben Pfarrer Egon Bierschenk (Diedorf), Christine Fütterer, Thorsten Kordon und Alois Wolf zur Erfurter Gruppe.

Die Frage nach Gott neu stellen

Im Zentrum des Treffens stand das Anliegen, wie es gelingt, dass die Kirche mit ihrer Botschaft näher an die Menschen kommen kann. Alois Wolf präzisiert: "Wir haben etwas anzubieten, aber wie erreichen wir damit die Menschen." Und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch aus Freiburg drückte es so aus: "Am tiefsten ist die Frage nach Gott für uns, für die Kirche und für die Welt … Wie leben wir diese Frage so, dass sie ansteckend wird?"

Für Anne Rademacher und Alois Wolf ist es wichtig, dass dieses Anliegen und der Dialogprozess auch die Gemeinden des Diaspora- Bistums Erfurt erreichen kann. Alois Wolf: "Es ist einfach entscheidend, inwieweit der Prozess auf regionaler Ebene wahrgenommen wird. Um erfolgreich zu sein, müssen die Gemeinden erreicht werden." Und Anne Rademacher ist sich sicher, dass die Impulse des Elisabeth-Jahres 2007 ein guter Ansatz sind, neu auf Bistumsebene - in den Pfarreien und den karitativen Einrichtungen - nachzudenken und am Ball zu bleiben. Gerade mit Blick auf die Strukturreform komme es darauf an, zu schauen, was gemeinsam vor Ort getan werden kann, damit die christliche Botschaft die Menschen in Thüringen und auf dem Eichsfeld erreicht. Dabei steht, so Anne Rademacher, auch die Hoffnung, die Erzbischof Zollitsch am Ende ausgesprochen hat: "Christus kann uns Wege zeigen, die wir noch nicht kennen."

"Oft wurde im Vorfeld des Mannheimer Treffens die Befürchtung geäußert, dass doch wieder nur geredet wird", berichtet Anne Rademacher weiter. Ein Eindruck, den sie und Alois Wolf nicht teilen können. "Wir sind auf dem richtigen Weg. Es ist eine neue Qualität des Gespräches zwischen Bischöfen und Laien spürbar geworden. Es ist etwas Besonderes, dass Bischöfe sich öffnen, dass sie sich auch den Problemen und schwierigen Fragen stellen." Und Alois Wolf: "Deutlich wurde in Mannheim, dass der Dialog nicht nur Methode ist, sondern eine Haltung, in die sich Kirche in ihren Gliedern immer wieder einüben muss."

Noch nicht abzusehen, wohin Prozess führt

Wenig Verständnis zeigen die beiden Erfurter Teilnahmer für die Kritik am Treffen, wie sie beispielsweise Bernhard Luthe in einem Beitrag der in Würzburg erscheinenden katholischen Zeitung Deutsche Tagespost vertreten hat. "Ich verstehe das nicht, er war doch dabei", sagt Wolf. Luthe kritisierte unter anderem, dass bei der ersten Veranstaltung Forderungen gestellt wurden, "die teilweise - eindeutig nicht auf der Grundlage der Lehre der Kirche" stünden "und dem Glauben der Weltkirche" widersprechen. Weiter schrieb Luthe: "Die gestellten Forderungen wie das Diakonat der Frau oder die "Viri probati" (Zulassung verheirateter Männer zum Priestertum) sind kaum überraschend oder gar neu, wurden aber mit Vehemenz vorgebracht." Bernhard Luthe setzt sich zudem dafür ein, den Dialog mit den Gruppierungen innerhalb der katholischen Kirche zu suchen, die in Mannheim nicht vertreten waren. Er schrieb: "Ist dies wirklich repräsentativ für die gesamte katholische Kirche in Deutschland? Ist die eventuell ,schweigende Mehrheit‘ damit auch vertreten?"

Alois Wolf verweist auf die Vielfalt in der katholischen Kirche und hofft, dass es gelingt, sie alle unter einem Dach zu halten. Insgesamt waren es drei große Themenfelder, die in Mannheim zur Sprache kamen: Die Frage nach der Sprachfähigkeit über den Glauben, der Umgang mit Versagen und Scheitern in der Kirche und die Suche nach Nähe zu den Menschen und ihren Anliegen. Dabei stellt sich Alois Wolf die Frage, was jetzt konkret auf die Laien zukommt und wie es gelingt, die Charismen der Menschen auf der Basis des Zweiten Vatikanischen Konzils zu entdecken. Und Anne Rademacher war die Erfahrung wichtig, dass es im jetzt begonnenen Dialogprozess um das Gespräch miteinander geht. Zwar ist noch nicht abzusehen, wohin dieser Prozess führen wird. Die Teilnehmer aus dem Bistum Erfurt waren sich jedoch einig, "dass wir auch in unserem Bistum am Dialog dranbleiben sollten".

Von Holger Jakobi

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