Junge Mutter für St. Marienstern
Philippa Kraft ist die neue Äbtissin
Panschwitz-Kuckau (mh). Das Kloster St. Marienstern hat eine neue Äbtissin: Die Zisterzienserinnen wählte Philippa Kraft (36) zur Nachfolgerin von Benedicta Waurick (73). Sie ist die 43. Äbtissin in der 762-jährigen Geschichte des Klosters.
Freundlich, wenn auch einwenig unsicher bittet Philippa Kraft die Journalisten ins Kloster. "Sie müssen mir helfen", sagt die junge Frau. "Das ist meine erste Pressekonferenz." Grund für die Einladung: Zwei Tage zuvor, am 9. August, haben ihre 17 Mitschwestern des Zisterzienserinnen-Klosters St. Marienstern in Panschwitz-Kuckau sie zur neuen Äbtssin gewählt. Sie tritt die Nachfolge von Mutter Benedicta Waurick an, die ein Vierteljahrhundert die Geschicke von St. Marienstern lenkte und nun aus Altersgründen zurückgetreten ist.
Dabei hinterlässt sie ihrer Nachfolgerin große Fußspuren. Benedicta Waurick war es, die das Kloster nach 1990 als Kloster "zu den Menschen hin" positioniert hat. Ein Beispiel dafür war die erste sächsische Landesausstellung, die 1998 hier stattfand. Die neue Äbtissin ist überzeugt, "dass das Kloster solide dasteht". Das meint sie sowohl in wirtschaftliche Hinsicht mit Blick auf die Land- und Forstwirtschaft sowie die Behinderteneinrichtung, die zum Kloster gehören. "Auch wenn die weltweite Finanzkrise nicht spurlos an uns vorübergegangen ist", wie sie einschränkt. Solide stehe auch der Konvent da. "Wir haben eine gute Altersstruktur. Von den 18 Schwestern sind vier jünger als 36. Natürlich könnten wir noch so zehn Leute gebrauchen, aber vielleicht nicht alle auf einmal."
Philippa Kraft gehört selbst zu den jungen Schwestern. Sie ist am 25. Januar 1975 in Greiz als Manuela Kraft geboren und in Elsterberg im sächsischen Vogtland aufgewachsen. Ihre Muter ist katholisch, der Vater evangelisch getauft, als Kind aber mit seiner Familie aus der Kirche ausgetreten. "Bis heute kann er nicht an Gott glauben, auch wenn er sich sehr für die Dinge interessiert", sagt Philippa Kraft.
Sie hat die Polytechnische Oberschule besucht. Im Frühjahr 1989 hat sie nicht an der Jugendweihe teilgenommen, was ihr damals den Weg zum Abitur verbaut hat." Nach der Wende haben die Lehrer mir wegen meiner guten Noten das Abitur ans Herz gelegt. Aber ich wollte nicht." Schule sei nie so ihr Ding gewesen, gesteht sie. Stattdessen hat sie eine Lehre als Buchbinderin absolviert.
Die ersten Kontakte zum Kloster entstanden auch zu Wende- Zeiten. Im Sommer 1989 erlebte Manuela Kraft bei einem Besuch in der CSSR eine Ordensprofess. Das hat sie sehr beeindruckt. Als sie die Nonnen im Oktober 1989 aber erneut besuchen wollte, waren die Grenzen dicht und Manuela Kraft blieb eine Woche im Kloster St. Marienstern, wo sie eigentlich auf der Fahrt nach Tschechien nur übernachten wollte. Dann ist sie jedes Jahr wiedergekommen. Ein Jahr vor Abschluss der Lehre hat sie sich angemeldet. 1995 wurde sie eingekleidet, 1999 legte sie die Ewige Profess ab.
Vor der Größe der Verantwortung, die sie als Mutter Philippa - wie sie jetzt angeredet wird - für das Kloster, die zugehörigen Betriebe und Mitarbeiter übernommen hat, schreckt sie nicht zurück. Zum einen steht ihr ihre Vorgängerin für die erste Zeit mit Rat und Tat zur Seite. "Obwohl sie dann auch endlich einmal einen richtig unbeschwerten Urlaub machen soll." Zuversicht, dass sie der Verantwortung gerecht werden kann, schöpft sie auch aus ihrem Glauben an Gott, was sich in ihrem Wahlspruch ausdrückt: "Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit" (Zweiter Timotheusbrief 1,7).
Mit welchem Programm tritt Philippa Kraft ihre Aufgabe an? "Darüber konnte ich mir noch gar keine Gedanken machen. In den ersten Tag nach der Wahl war einfach zu viel los", sagt sie, verweist aber auf ihren Wahlspruch. "Das ist praktisch mein Programm." Und noch etwas ist ihr wichtig: "Ich möchte für eine friedvolle und liebevolle Atmosphäre im Kloster sorgen."
War Philippa Kraft bisher eher im Verborgenen des Klosters tätig - in der Gästebetreuung, als Computeradministratorin und bei der Beschäftigung mit der Liturgie - wird sie nun öfter im Licht der Öffentlichkeit stehen. Die nächsten Gelegenheiten stehen schon fest: das Kräuterfest an diesem Wochenende und ihre Benediktion als Äbtissin während eines Festhochamtes mit Bischof Joachim Reinelt am 18. September (15 Uhr).