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Einstellen auf steigendes Wasser

Hochwasser und steigendes Grundwasser sind auch für Einrichtungen im Bistum eine Gefahr

Görlitz. Das Hochwasser vor einem Jahr hat Schäden im Dreiländereck angerichtet. Im Bistum muss man sich darüber hinaus auf höhere Grundwasserpegel einrichten.

Auf beiden Seiten des Franziskanerklosters in Görlitz floss vor einem Jahr die schmutzige Brühe vorbei. Nach ersten Aufräum- und Reinigungsarbeiten musste der Keller über mehrere Tage leer gepumpt werden.

"Der Neißepegel steigt rasant." "Wassermassen bewegen sich in rasender Geschwindigkeit auf Görlitz zu." "Scheitelpunkt des Hochwassers hat die Weltkulturerbestätte in Bad Muskau erreicht - Park läuft schon voll." Solche und ähnliche Schlagzeilen dominierten vor einem Jahr die Medien. Dass das Franziskanerkloster in Weinhübel nicht vollständig überschwemmt wurde, als der Damm des Witka-Stausees brach, ist dem Umstand zu verdanken, dass große Mengen des Flutwassers - etwa fünf Millionen Kubikmeter - Platz im Berzdorfer See fanden, der damals noch nicht vollständig gefüllt war. Damit blieben die Schäden in Kirche und Kloster auf den Kellerbereich und den Bungalow beschränkt.

Außer der Bedrohung durch Hochwasser, gibt es für Einrichtungen des Bistums Probleme durch aufsteigendes Wasser. Ordinariatsrat Thomas Backhaus, zuständig im Bistum für Bauangelegenheiten, nennt einige Ursachen und deren Folgen an Grundstücken. "Das Flüsse- und Auengebiet der Oberlausitz wurde jahrzehntelang für den Bergbau abgepumpt. Jetzt stellt sich wieder der vorher normale Grundwasserspiegel ein." Dadurch kann es künftig an verschiedenen Gebäuden im Bistum zu Problemen mit dem Grundwasser kommen, so unter anderem in Calau und Lübbenau. "Wir werden damit leben müssen, dass zukünftig insbesondere Keller nur noch eingeschränkt nutzbar sein werden", sagt Backhaus.

Der Aufwand, Drainagen und Pumpsysteme zu installieren, sei auf Dauer nicht finanzierbar. Im Franziskanerkloster Weinhübel wurde während einer Besichtigung und Begutachtung der Hochwasserschäden entschieden, die Heiztherme, die den übergangsweise eingebauten Heizkessel ablösen soll, im Dachgeschoss einzubauen.

Vielleicht, so wurden nach den Hochwassern im vorigen Sommer Stimmen von Kritikern laut, hätte alles nicht so schlimm werden brauchen, wenn rechtzeitig der Natur das Land zurückgeben worden wäre. In Folge der Tagebauerweiterung wurden Ende der 1980er Jahre gravierende Eingriffe in das Öko-System der Neißeauen südlich von Görlitz vorgenommen: Bahndamm und Fernverkehrsstraße zwischen Zittau und Görlitz wurden weiter zur Neiße verlegt, ursprüngliches Auen- und Überschwemmungsland ging verloren. Die Folgen zeigten sich beispielsweise beim letzten Hochwasser im Kloster St. Marienthal. "Wir müssen lernen, mit den Naturgewalten zu leben und anzunehmen, was wir nicht ändern können", sagt Thomas Backhaus.

Von Raphael Schmidt

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