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Hilfe auf dem Weg aus der Sucht

Klaus-Ulrich Schuldt führt eine kleine Firma, in der er Suchtkranke beschäftigt

Stendal. Klaus-Ulrich Schuldt hatte vor Jahren selbst mit Alkoholproblemen zu tun. Heute leitet er einen kleinen Betrieb, in dem er frühere Suchtkranke beschäftigt, und ist der Vorsitzende des Selbsthilfeverbandes Kreuzbund im Bistum Magdeburg.

Mitarbeiter Wolfgang Wiese (57) und Klaus-Ulrich Schuldt (62) im Büro ihrer Firma Umzugsservice Altmark. In den Räumen treffen sich auch wöchentlich die zwei Stendaler Selbsthilfegruppen des Kreuzbundes.

"Es gab Zeiten, da glaubte ich, aufgrund meiner beruflichen Belastungen täglich einen Schlummertrunk zu brauchen", erzählt Klaus- Ulrich Schuldt. "Doch aus dem Schlummertrunk wurde im Laufe der Jahre mehr. Neben reichlich Bier mussten es auch harte Getränke sein. Meine Frau erkannte, dass ich abhängig bin, ich wollte es lange nicht wahrhaben", so der heute 62-jährige Stendaler. Eines Tages wurde Schuldt zum Unfall eines Mitarbeiters gerufen. Der Kollege war volltrunken in eine Böschung gefahren. Die Polizei hatte ihn im Rausch im kaputten Auto vorgefunden. "In diesem Moment stand für mich fest: So weit darf es bei mir nie kommen", sagt Schuldt.

"Mit Hilfe von Mitmenschen änderte ich mein Leben"

Bei Suchtberater Ewald Kittner von der Caritas und in einer seit den 1990er Jahren in Stendal bestehenden Caritas-Selbsthilfegruppe fand Schuldt 2002 Hilfe. "Mit Unterstützung meiner Frau, meiner Tochter, mit Hilfe von Herrn Kittner, mit der Helfergemeinschaft für Suchtkranke Kreuzbund sowie mit zwei Büchern und mit meinem eigenen Willen änderte ich mein Leben", sagt Schuldt heute mit gesundem Stolz. Er selbst habe den Ausstieg zwar ohne Entzug geschafft. Damit sei er aber eher eine Ausnahme. Oft sei eine entsprechende Therapie von zwölf bis 16 Wochen der erste notwendige Schritt.

Klaus-Ulrich Schuldt ist seit Gründung 2008 der Vorsitzende des Kreuzbund-Diözesanverbandes Magdeburg. Und er ist Chef einer kleinen Umzugsservice-Firma. Das Besondere dabei: Nicht nur er selbst, sondern auch die Mitarbeiter waren alkoholabhängig. "Es ist sehr schwierig, als ehemaliger Suchtkranker eine Anstellung zu finden", weiß Schuldt.

Deshalb kam der studierte Wohnungswirtschaftler auf die Idee, eben seine Umzugsfirma zu gründen. "Gerade Menschen, die dauerhaft aus der Sucht finden wollen, müssen wissen, warum sie sich darum bemühen", sagt Schuldt. "Sie brauchen Hilfe dabei, ihrem Leben Sinn zu geben. Berufsarbeit ist dabei ein wichtiger Baustein." Zurzeit arbeiten mit Schuldt zwei geringfügig beschäftigte Mitarbeiter. Weitere Kollegen werden bei Bedarf auf Honorarbasis dazugeholt. "Wir arbeiten mit einer Magdeburger Umzugsfirma zusammen, die die Transporte übernimmt", erzählt Schuldt. "Wir organisieren den Umzug und bringen, wenn gewünscht, im Landkreis Stendal die Umzugskartons zu den Kunden und holen sie am Ende wieder bei den Leuten ab. Zudem übernehmen wir Kleintransporte und Entrümpelungen." Reichtümer könne man damit nicht verdienen, sagt Schuldt. Eine erste Firma mit sechs fest angestellten Mitarbeitern habe auch nicht so funktioniert, wie er es gehofft habe. Die jetzige Firma sei kleiner und anders strukturiert. Um noch eine weitere Verdienstmöglichkeit zu haben, verkauft Schuldt im Direktvertrieb Nahrungsergänzungsmittel.

Selbsthilfegruppen bieten Unterstützung

In den Räumen, in denen die kleine Umzugsfirma ihr Büro hat, treffen sich auch die beiden Stendaler Kreuzbund-Selbsthilfegruppen für Suchtkranke. Eine davon leitet Schuldt. Die Räume stellt der Caritasverband kostenlos zur Verfügung. Jan Kiehl, der als Referent für Suchtkrankenhilfe des Diözesan-Caritasverbandes mit Schuldt zusammenarbeitet, lobt dessen Engagement. "Mir fällt immer wieder auf, wie perspektivlos die Lage für Suchtkranke ist. Es ist schon eine heroische Aufgabe, aus der Sucht herauszukommen. Und wer dies schafft, steht dann oft dennoch vor dem Nichts, weil niemand frühere Suchtkranke einstellen will." Kiehl hofft, dass auch nach der Verantwortungsübernahme der Suchtbekämpfung durch die Kommunene 2012 eine wirksame Suchtnachsorge und -prävention möglich ist.

Schuldt betont immer wieder, wie wichtig die Selbsthilfegruppen sind. "Man kann dazu niemanden zwingen. Aber um die Sucht in den Griff zu bekommen, ist die Beteiligung wesentliche Voraussetzung", so der Vorsitzende des diözesanen Kreuzbundes, der übrigens selbst kein Christ ist. Um andere an seinen Erfahrungen teilhaben zu lassen, hat Klaus-Ulrich Schuldt auch einen kleinen Ratgeber für Suchtkranke erarbeitet und herausgegeben.

Infos zur Suchtberatung und zu Selbsthilfegruppen: Die hier einst verlinkte Webseite ist leider nicht mehr online (Stand: 07/2017) zu erhalten.

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