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"Euer Besuch ist ein großartiges
Geschenk für uns!"

Tage der Begegnung für Weltjugendtagsteilnehmer aus dem Bistums Magdeburg in Murcia

Murcia/Magdeburg. Für 142 junge Pilger aus dem Bistum Magdeburg endeten am vergangenen Montag die "Tage der Begegnung", mit denen sie sich in der spanischen Provinzhauptstadt Murcia auf den Weltjugendtag in Madrid eingestimmt hatten.

18 Magdeburger Weltjugendtags- Pilger fanden bei den Franziskanerinnen von der Unbefleckten Empfängnis Aufnahme während der Tage der Begegnung. In den viereinhalb Tagen waren den Magdeburgern ihre Schwestern ans Herz gewachsen, so dass der Abschied schwer fiel

"Ihr ahnt gar nicht, welch großartiges Geschenk euer Besuch für uns war", hörten die deutschen Weltjugendtagsfahrer in der südostspanischen Stadt während der vier Tagen ihres Aufenthalts immer wieder. Auch wenn es nach den Erfahrungen in Deutschland und Australien wohl kaum Anlass zu hohen Erwartungen an die Nachwirkungen von Weltjugendtagen gibt, knüpften Bischof José Manuel Lorca Planes und andere Katholiken im Bistum Cartagena- Murcia Hoffnungen an das Großereignis.

Kirche in Spanien auf rasantem Abwärtskurs

Das Land steckt nicht nur wirtschaftlich und politisch in der Krise. Auch die Kirche bewegt sich seit geraumer Zeit auf einem rasanten Abwärtskurs. Nach Informationen der Zeitung "La Verdad" bezeichnen sich gegenwärtig 24,3 Prozent aller Spanier als nicht glaubend oder atheistisch. Vor zehn Jahren waren es noch 14,6 Prozent. Auch wenn sich noch sechs von zehn Jugendlichen selbst als katholisch bezeichnen, gehen nur sechs von hundert jeden Sonntag zur Messe, halb so viele wie vor fünf Jahren. Umfragen zufolge genießen die Monarchie, das Rechtssystem, die Medien und selbst die Streitkräfte bei jungen Menschen mehr Vertrauen als die Kirche. Auch als moralische Instanz hat die Kirche an Bedeutung verloren, was unter anderem in Gesetzgebungsverfahren für eine vereinfachte Ehescheidung und für die Einschränkung des Verbots von Abtreibungen deutlich wurde. Junge Menschen, die sich offen zur Kirche bekennen, werden nicht nur belächelt. Sie haben mit feindseligen, zuweilen sogar aggressiven Reaktionen zu rechnen.

Gastmütter und -väter der murcianischen Pfarreien freuten sich nicht zuletzt ihrer Kinder wegen über den Besuch junger Christen aus Ländern wie Ecuador, Litauen und Deutschland. Eine große Zahl Jugendlicher zu erleben, die selbstbewusst, fantasievoll und froh ihren Glauben feiern, war für sie eine Erfahrung von unschätzbarem Wert. "Ihr gebt uns Gelegenheit, Gastfreundschaft zu leben, uns zu öffnen für euch und damit auch für Christus, der in diesen Tagen unter uns ist", sagte ein Helfer aus der Gastgeber-Pfarrei San Lorenzo.

"Wir sind uns sicher, dass aus dieser Begegnung Segen erwachsen wird - in welcher Weise auch immer", sagte auch Schwester Esmeralda, Franziskanerin von der Unbefleckten Empfängnis, die mit ihrem Konvent 18 Pilger der Magdeburger Gruppe beherbergte. Geistlichen Gemeinschaften wie den Franziskanerinnen oder dem stark vertretenen Neokatechumenalen Weg ist es zu verdanken, dass Jugendliche im Gemeindeleben der Pfarrei San Lorenzo für spanische Verhältnisse überdurchschnittlich stark vertreten sind.

Zu den Tagen der Begegnung gehörte auch das Fest der Nationen. Die Jugendlichen feierten dabei auch einen Gottesdienst im Stadion mit dem Bischof von Murcia.

Aus welchem Land ihre jungen Besucher kommen würden, hatten die Ordensfrauen erst am Tag vor der Ankunft der Magdeburger erfahren. Obwohl niemand im Konvent deutsch sprechen konnte, stießen die Gäste in "ihrem" Kloster auf deutsche Willkommensschilder. Liebevoll hatten die Schwestern auch Duschen, Speise- und Schlafräume und die Kapelle zweisprachig ausgeschildert. Sie überraschten ihre Gäste mit typisch deutschen Frühstückszutaten wie Butter und wuschen ihre schmutzige Wäsche.

"Es ist richtig rührend, wie besorgt sie um uns sind", fand die Delitzscherin Julia Müller. Beeindruckt war sie auch von der Liebe der Schwestern zu den Armen, die ihr und anderen Jugendlichen im Stadtbild von Murcia von Anfang an ins Auge gefallen waren. Im Kloster bekommen sie zu essen. Kinder aus armen und problembelasteten Familien finden hier auch Unterstützung bei den Hausaufgaben. Ordensgründerin Paula Gil habe ihnen ans Herz gelegt, sich zuerst um die Allerärmsten zu kümmern, erklärt die mexikanische Schwester Esmeralda. Zur Zeit von "Mutter Paula" im vorletzten Jahrhundert waren das Waisenkinder, die ihre Angehörigen bei einer Überschwemmungskatastrophe in Murcia verloren hatten. Heute sind es Alte, Kranke und vernachlässigte Kinder, die das Jugendamt den Schwestern zuweist.

Ein deutscher Pilgerhut ist jetzt im Museum

Dort, wo sonst die Kinder, die wie fast alle Murcianer den heißesten Monat des Jahres außerhalb der Stadt verbringen, ihren Spielund Hausaufgabenbereich haben, dürfen die Besucher aus dem Bistum Magdeburg ihre Schlafmatten ausbreiten. In viereinhalb Tagen sind ihnen "ihre" Schwestern so sehr ans Herz gewachsen, dass der Abschied tränenreich wurde. "Die Liebe, die wir euch zu geben versuchen, wird sich verdoppeln", hatte ein Gastvater zur Begrüßung gesagt. Im Kloster der Franziskanerinnen von der Unbefleckten Empfängnis scheint sie sich zu vervielfachen. Die gegenseitigen Aufmerksamkeiten wollen kein Ende nehmen: Erinnerungsgeschenke, Lieder und Tänze, mit denen man einander erfreut, Einladungen und immer wieder die Zusicherung, auf jeden Fall miteinander in Verbindung zu bleiben.

Während die Pilger weiter zur Begegnung mit Papst Benedikt XVI. in die spanische Hauptstadt reisen, bleibt einiges von ihnen in Murcia zurück. Ein deutscher Pilgerhut zum Beispiel. Er hat seinen Platz in dem Museum gefunden, dass die Franziskanerinnen von Murcia anlässlich des 125-jährigen Bestehens ihres Ordens eröffnet haben. Und die Erinnerung an junge Christen, die mit einer Unbefangenheit zu ihrem Glauben stehen, die sich Katholiken in Spanien gern zurückerobern würden.

Von Dorothee Wanzek

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