Jetzt 4 Wochen kostenfrei Tag des Herrn lesen!

Gesichter des Weltjugendtags

Was junge Menschen nach ihrer Spanienreise im Herzen behalten

Madrid. So unterschiedlich wie die Teilnehmer und ihre Erwartungen war auch das, was sie beim Weltjugendtag in Spanien erlebt und empfunden haben. Der Tag des Herrn hat mit einigen Weltjugendtagsfahrern gesprochen.

Sie trafen sich in Madrid beim Weltjugendtag: Franziska Windirsch, Clemens Wörner, Innocent Foguebara (oben, von links) Maria Wolf, Sebastian Socha, Florian Weyers (unten)

Mit sechs anderen Jungen und jungen Männern aus dem Landkreis Viersen hat Florian Weyers aus Süchteln die 1900 Kilometer weite Strecke nach Madrid mit dem Fahrrad zurückgelegt. "Ich bin müde, aber vor allem total glücklich, dass ich das geschafft habe", sagt der 16-Jährige aus dem Bistum Aachen. Besonders anstrengend empfand er den ersten der 15 Reisetage, an dem die Gruppe 159 Kilometer gefahren ist. Auf Campingplätzen unterwegs hat er auch den einen oder anderen - motorisierten - Weltjugendtagsfahrer getroffen. Nach den ersten Tagen in Madrid freute er sich vor allem darüber, Leute aus so vielen Ländern kennenzulernen, die "trotz ihrer Unterschiedlichkeit einen so starken Glauben haben". Fünf seiner Mitfahrer, darunter der ältere Bruder Alexander, waren im vergangenen Jahr bereits von Viersen aus nach Rom zur Ministrantenwallfahrt geradelt.

Trotz vieler Pannen: Es war doch schön!

Für die 19-Jährige Franziska Windirsch aus Calbe war es nach Sydney und Köln der dritte Weltjugendtag, und unbestritten der intensivste. In Köln war sie nur wenige Tage, die von der unangenehmen Erfahrung eines Sonnenstichs überschattet waren. Der spanische Weltjugendtag hat sie fast ein ganzes Jahr lang beschäftigt.

Ihr Freiwilliges Soziales Jahr in der Jugendseelsorge des Bistums Magdeburg begann mit den Vorbereitungen darauf und endet mit der Nachlese. Unter anderem hat sie mitgeholfen, das Logo für die Magdeburger Teilnehmer zu entwickeln. Der eine oder andere Newsletter an die Mitfahrer stammt aus ihrer Feder. Mit besonders kritischen Augen hat sie wahrgenommen, was alles in der Organisation nicht so geklappt hat wie erwartet und abgesprochen. Angefangen bei der Unterbringung in einer Turnhalle, die jeden Morgen für den Sportbetrieb komplett geräumt werden musste, bis hin zu den reservierten Plätzen auf dem Pilgerfeld, die der Magdeburger Gruppe dann doch nicht zur Verfügung standen. Trotz aller Pannen lässt Franziska keinen Zweifel aufkommen: "Es war doch schön, dabei gewesen zu sein!"

Fröhliche Buntheit genossen, Vorfreude auf Afrika

Die Magdeburgerin Maria Wolf (24) hat schon während ihrer Kindheit in Bad Liebenwerda davon geträumt, einmal als Entwicklungshelferin nach Afrika zu gehen. Letztlich war ihr Afrika- Fernweh auch die Motivation, eine Ausbildung als Krankenschwester zu machen. Allmählich rückt ein Afrika-Aufenthalt als Missionarin auf Zeit in greifbare Nähe. In Spanien hat sie es genossen, die Buntheit und Freude der Jugendlichen zu erleben, die miteinander ihren Glauben feiern, nicht nur aus Europa und Afrika, sondern aus vielen Völkern in allen Kontinenten. "Ich bin nicht so der Typ, der auf andere zugeht und möglichst viele Leute kennenlernen will, ich habe einfach alles auf mich wirken lassen", erzählt sie. Besonders schöne Erinnerungen hat sie auch an ihren Aufenthalt im Mutterhaus der Franziskanerinnen von der Unbefl eckten Empfängnis während der Tage der Begegnung in Murcia. Beeindruckt hat sie vor allem, mit welcher Liebe sich die Schwestern um vernachlässigte Kinder kümmern. "Sie waren so liebenswert und haben auch uns von Anfang an alle ins Herz geschlossen. Man hat gemerkt: So zu leben, ist wirklich eine Berufung."

Freude an der Musik mit improvisierter Band

Eigentlich hatte der Stendaler Musiklehrer und Trompeter Sebastian Socha sich vorgenommen, sich beim Weltjugendtag musikalisch "ausnahmsweise mal komplett zurückzuhalten". Als er dann aber gebeten wurde, die Band der Magdeburger Bistumsgruppe auf die Beine zu stellen, konnte er doch nicht "Nein" sagen.

"Hat Spaß gemacht", kommentiert er abschließend. Zwar hätten die musikbegeisterten Pilger es zeitlich nicht geschafft, sich vorher zu Proben zu treffen. Dennoch gelang es bei Gottesdiensten und Begegnungen in Frankreich, dem südspanischen Murcia und in Madrid immer wieder, Hobbymusiker mit verschiedenen Instrumenten und unterschiedlicher Erfahrung und Begabung zu einem harmonischen Zusammenklang zu bringen. Für Songs aus dem deutschsprachigen Pilgerheft hatte Sebastian Socha vorher noch einige Arrangements geschrieben.

Dankbar für die musikalische Verstärkung aus Magdeburg war nicht zuletzt das Jugendseelsorge- Team aus dem Bistum Speyer. Es brachte die Magdeburger Band spontan bei den Bischofs-Katechesen in Madrid zum Einsatz. Trotz seiner Aktivitäten als Bandleiter blieb Sebastian Socha genügend Zeit, in Spanien Kontakte mit Jugendlichen aus aller Welt zu knüpfen. Als einer von drei Pilgern aus dem Bistum Magdeburg durfte er während der Vigilfeier mit dem Papst im Block der Ehrengäste Platz nehmen. Und traf dort überraschend auf eine alte Bekannte, eine ehemalige FSJlerin aus dem Bistums-Jugendhaus in Roßbach (siehe Bild oben).

In Freude und Hindernissen Gott begegnen

Mit der blauen Bistumsfahne in der Hand sorgte Clemens Wörner aus Hohenmölsen dafür, dass die Pilger aus dem Bistum Magdeburg im Gewühl der Jugendlichen aus aller Herren Länder immer wieder zu ihrer Gruppe zurückfanden. "Als Fahnenträger konnte ich einfach immer ganz vorne sein", begründet er schmunzelnd seinen freiwilligen Einsatz. Der spannendste Teil" der Pilgerfahrt war für den 19-Jährigen der im Bistum Murcia. "Ich habe dort eine Familie mit sieben Kindern kennengelernt, die sehr bewusst ihren Glauben gelebt hat", berichtet er. Er traf auch Spanier wieder, die bei den "Tagen der Begegnung" vor dem Kölner Weltjugendtag in seinem Heimatort gewesen waren. Clemens war damals noch zu jung gewesen, um in Köln teilnehmen zu dürfen.

Nachhaltig begleitet hat ihn ein Impuls, den Bistumsjugendpfarrer Stefan Hansch seiner Busgruppe mit auf den Weg gegeben hatte. Der Pfarrer hatte den Jugendlichen empfohlen, in allem, was ihnen widerfährt, die Begegnung mit Jesus Christus zu suchen. "Der Satz ,Es ist der Herr!‘ ist für mich zum Leitmotiv der ganzen Reise geworden", sagt Clemens Wörner. "Die extrem guten Erlebnisse, aber auch das Schlechte war darin aufgehoben."

Bestärkt durch die Spiritualität Jugendlicher

Innocent Foguebara (28) war der einzige Weltjugendtagsteilnehmer aus seiner togolesischen Diözese Kara. Der Priesterseminarist hatte bereits 2006 den Gedanken gehabt, zum Kölner Weltjugendtag zu kommen. Damals war die Reise an den Finanzen gescheitert. Durch Vermittlung von Ronald Kudla, einem Priester der Diözese Magdeburg, der seit 2004 in Togo arbeitet, hat es diesmal geklappt. Gemeinsam mit der Pilgergruppe aus dem Bistum Magdeburg ist er per Bus mit Zwischenstopp in Frankreich nach Spanien gereist. "Es hat mich sehr berührt, hier die ganze Welt zu treffen, Jugendliche, die erfüllt sind von intensiver Spiritualität". Inspirierend fand er die Tage nicht zuletzt für sein Engagement zu Hause in der Jugendseelsorge. Besonders den französischsprachigen Jugendlichen hat er während der Reise von seinen Erfahrungen in Togo erzählt. Die weniger sprachkundigen bekamen einen Eindruck anhand der Fotos, die er auf dem Laptop präsentierte. Zum Abschied hat er seinen Mitreisenden aus dem Bistum Magdeburg zwei afrikanische Rhythmusinstrumente geschenkt, mit denen er sich während der Reise in der Bistums- Band einbrachte. Er seinerseits hat eine Deutschlandfahne im Fluggepäck, auf dem alle Mitpilger sich mit ihrer Unterschrift verewigt haben.

Von Dorothee Wanzek


Termine

Nachtreffen
Huysburg: Weltjugendtagsfahrer aus dem Bistum Magdeburg treffen sich am 3. September zu einem Nachtreffen auf der Huysburg, das mit der Bistumswallfahrt am folgenden Tag ausklingt. Heiligenstadt: Das Glaubensfestival für Jugendliche in Heiligenstadt am 16. September ab 19 Uhr soll zugleich Wiedersehen für Weltjugendtagsfahrer sein. Schmiedeberg: Eine Begegnung für Jugendliche aus dem Bistum Dresden-Meißen beginnt am 2. Oktober gegen 9.30 Uhr im Winfriedhaus Schmiedeberg und endet nachmittags. Am gleichen Wochenende fi nden im Jugendhaus auch ein Besinnungswegwochenende statt, das mit dem Weltjugendtagsnachtreffen kombinierbar ist.

Aktuelle Empfehlung

Der TAG DES HERRN als E-Paper - Jetzt entdecken!

Aktuelle Buchtipps