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"Wenn er bloß nicht gleich wieder weiterzieht!"

Der neue Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt kann sich über einen großen Vertrauensvorschuss freuen

Görlitz. Mit Offenheit und einem großen Vertrauensvorschuss begrüßten die Katholiken des Bistums Görlitz am vergangenen Sonntag ihren neuen Bischof Wolfgang Ipolt.

Während des Weihegebetes wird das Evangelienbuch über den Weihekandidaten gehalten

Von jungen und älteren Christen, Männern und Frauen, Brandenburgern und Sachsen war am 28. August immer wieder der gleiche Satz zu hören: "Es ist einfach schön, dass wir wieder einen Bischof haben!" Und fast immer ließ der bange Ausruf nicht lange auf sich warten: "Wenn er denn bloß nicht gleich wieder weiterzieht!"

Der Schreck darüber, dass der Papst ihren Bischof Konrad Zdarsa nach nicht einmal dreijähriger Amtszeit überraschend als Krisenmanager nach Augsburg geschickt hatte, steckt vielen Görlitzer Diözesanen offenbar noch in den Knochen. Mancher hatte sich in den vergangenen bischofslosen Monaten gar gesorgt, ob das nach Zahl der Gläubigen kleinste deutsche Bistum überhaupt noch einen neuen Oberhirten bekommen würde.

Die Erleichterung unter den Gläubigen war zu spüren, als der Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki einen Tag nach seiner eigenen Einführung Wolfgang Ipolt die Bischofsweihe spendete. Die Görlitzer wünschen sich von ihrem neuen Bischof vor allem eins: dass er persönliche Kontakte pflegt und auf die Menschen zugeht. "Es ist ja gerade die Chance eines so kleinen Bistums, dass man einander kennt und miteinander vertraut ist", sagt Christa Wieg, die unmittelbar neben der Görlitzer St.-Jakobus-Kathedrale wohnt. Angetan ist sie besonders von dem Wahlspruch, den sich ihr neuer Bischof ausgewählt hat: Den Duft der Erkenntnis Christi verbreiten. "Darin kommt zum Ausdruck, dass Gott Schönheit verkörpert, Leichtigkeit, Freiheit. Das gefällt mir. Dieses Bild unseres Glaubens unterscheidet sich sehr von dem, das sich die Öffentlichkeit häufig macht."

Wichtig sind Christen, die zu ihrer Überzeugung stehen

Dass er gewissermaßen in Görlitz bereits "zur Familie" gehört, gab der bisherige Regens des Erfurter Priesterseminars in einer kurzen Ansprache zu bedenken. Schließlich sei die heilige Elisabeth, Patronin seines Herkunftsbistums Erfurt, eine Nichte der Görlitzer Bistumspatronin Hedwig. Er habe sich gefreut, im Hochaltar der Görlitzer Kathedrale die beiden Heiligen zu entdecken.

Christsein könne nicht gelingen ohne die Bereitschaft, sich um der Liebe Christi willen "verwunden" und "durchbohren" zu lassen, hatte der Erfurter Bischof Joachim Wanke in seiner Predigt gesagt. Diese Sicht von Kirche müsse wohl heute neu verinnerlicht werden, zeigte sich der Erfurter Bischof überzeugt. Wichtiger als kirchliche Image-Kampagnen seien Christen, die mit Tapferkeit zu ihren Glaubensüberzeugungen stehen, auch wenn sie darin nicht mit der Meinung der Bevölkerungsmehrheit übereinstimmten. Dies gelte in besonderer Weise für Bischöfe, sagte er mit Blick auf Wolfgang Ipolt. "Sicher wirst du merken, dass ein Leitungsamt in der Kirche schnell zu einem Leidensamt werden kann."

Nicht nur unter Bistumsangehörigen, evangelischen Christen und Medienvertretern war das Interesse an der Görlitzer Bischofsweihe groß. Auch die Zahl der mitfeiernden Bischöfe war noch größer als bei der Weihe von Konrad Zdarsa vor vier Jahren. Erwartungen richten sich nicht zuletzt an Bischof Ipolts Engagement als Brückenbauer hin zu den östlichen Nachbarländern Polen und Tschechien. Mit einem mehr als einminütigen Grußwort in fließendem Polnisch ließ der neue Bischof erkennen, dass ihn diese Aufgabe nicht unvorbereitet trifft.

Stefan Cichy, der Bischof des polnischen Bistums Legnica/Liegnitz, zählte in seinem Grußwort Gemeinsamkeiten und verbindende Aktivitäten der Katholiken beider Nachbardiözesen auf. Unter anderem erwähnte er, dass auch in Polen vor einigen Jahren der Jakobspilgerweg wiederentdeckt wurde und dass es eine bistums- und länderverbindende Wegstrecke gebe. Die Jakobsmuschel, hatte Wolfgang Ipolt zuvor erläutert, befindet sich nicht nur als Hinweis auf das Patronat der Görlitzer Kathedrale in seinem Bischofswappen. Er wolle damit auch seine Sicht der Kirche zum Ausdruck bringen, als Volk Gottes, das immer unterwegs ist und darauf vertrauen kann, von Gott geführt und begleitet zu werden. In diesem Vertrauen, wenngleich auch mit einer Portion "Furcht und Zittern" übernehme er sein neues Amt.

Eltern waren Lehrer im Glauben

Gemischte Gefühle beschlichen auch seine Eltern Maria und Josef Ipolt, die den Weihegottesdienst von der ersten Bankreihe aus mitfeierten. "Natürlich freuen wir uns, aber es ist schon auch ein Abschied", sagt die Mutter. Wolfgang Ipolt hatte seinen Eltern während des Gottesdienstes ausdrücklich gedankt. Von ihnen habe er Glauben und Beten gelernt, sagte er. Und wie einst bei seiner Primiz hätten die beiden ihm vor dem Gottesdienst ihren Segen gegeben.

Von Dorothee Wanzek

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