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Anstoß

Konzert des Lebens

Händel-Festspiele und Mendelssohn-Festtage -- in Mitteldeutschland liegt zur Zeit Musik in der Luft. Anlass für Gemeindereferentin Angela Degenhardt (Sangerhausen), sich Gedanken über das Konzert des Lebens zu machen.

Angela Degenhardt

In Mitteldeutschland liegt derzeit Musik in der Luft. Im 250. Todesjahr des Komponisten bilden die Händel-Festspiele gerade den Höhepunkt eines Festjahres, während in Leipzig die Mendelssohn- Festtage im Gedenken an dessen 200. Geburtstag ihre Schatten vorauswerfen.

Sicher ist die sogenannte "klassische" Musik nicht jedermanns Geschmack. Musik an sich ist, je nach ihrer Art, für die einen ruhestörender Lärm, für andere unentbehrliche Dauerbeschallung - oder eben ein Klang aus einer anderen Welt, ein Stück Himmel auf Erden. Etwas vom Klang des Himmels hören, am liebsten schon in diesem Leben - wer möchte das nicht? Der "Messias" von Händel oder die Psalmkantaten von Mendelssohn gehören für viele zu den himmlischen Klängen, ebenso wie die Konzerte der beiden Komponisten, die durch ihre Biografie mit unserer Region verbunden sind. Vor einiger Zeit hatten wir einmal für einen Jugendgottesdienst im Wörterbuch die Bedeutung des Wortes "Konzert" nachgeschlagen. Es kommt vom latainischen concertare und wird übersetzt mit wetteifern und zusammenfügen. Gemeint ist das Wetteifern von verschiedenen Stimmen und Melodien; das Zusammenfügen von Buchstaben, Linien und Wörtern. Worte, Gedanken und Empfindungen werden in Töne und Klänge, in Musik übersetzt und sprechen so eine ganz neue Sprache. Unsere Gedanken trieben weiter: Wie sieht es denn mit der Vielfalt der Klänge und Melodien in unserer Welt aus? Sie klingen ja beileibe nicht immer harmonisch zusammen. Und wir kennen manchen Wechsel in Tonart und Takt des Lebens. Doch "egal, ob du dein Lebenslied in Moll singst oder Dur, du bist ein Gedanke Gottes, ein genialer noch dazu ..." Entscheidend ist, dass unsere Lebensmelodie von Gott geschenkt ist.Wir können unser Leben und unsere Welt als ein Konzert verstehen, in dem die Lebensmelodien durchaus im Wettstreit stehen und von Gott als Komponisten und Dirigenten zu einem großen Ganzen zusammengefügt werden. Wann es ein vollendeter und endlich himmlischer Klang sein wird, liegt in seiner Hand. Nur, können wir in einem solchen Konzert wirklich unsere ureigene Stimme spielen? Ist nicht alles schon festgelegt? Dürfen die Musiker noch abweichen von den Noten auf ihrem Pult? Gerade zur Zeit der gegenwärtig gefeierten Komponisten unterlag schließlich selbst das Komponieren strengen Regeln. Doch - wir dürfen und sollen unsere eigene Stimme zu Gehör bringen. Denn es sind nicht selten die Dissonanzen, die ein Musikstück und ebenso unser Leben spannend und herausfordernd machen. Wie wir unsere Melodie spielen und variieren, liegt bei uns. Aber Gott gibt den Grundtenor vor - seine Zusage an jeden Einzelnen von uns: Du bist von Ewigkeit her gedacht und gewollt und geliebt, und zwar durch den Tod hindurch und über ihn hinaus. Wenn wir Christus, in dem wir Ursprung und Ziel haben, nachfolgen und dabei versuchen, in unserer Weise seine Lebensmelodie nachzuahmen, dann spielen wir auch unsere eigene Stimme im Konzert des Lebens mit dem Repertoire, dass jedem von uns zur Verfügung steht - und nicht weniger bedeutsam für den Klang des Ganzen wie die Werke großer Komponisten.

Angela Degenhardt, Gemeindereferentin Sangerhausen

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