Dialog beginnt mit Hinhören
Priester greifen Impulse der Bischofskonferenz auf - Intensiver Austausch bei diesjähriger Werkwoche
Schmochtitz (tdh). Der Dialogprozess, zu dem die Deutsche Bischofskonferenz eingeladen hatte, war Thema der diesjährigen Priesterwerkwoche im Bistum Dresden-Meißen. 110 Priester versammelten sich dazu vom 4. bis 8. September im Bischof-Benno-Haus Schmochtitz.
Es sollte in dieser Woche nicht gleich um die Inhalte gehen, sondern zunächst um die Haltung, die Erzbischof Robert Zollitzsch in seiner Rede bei der Herbstvollversammlung der deutschen Bischöfe 2010 beschrieben hatte: Einer Haltung des Hinhörens statt des Belehrens, die Bereitschaft voraussetzt, immer noch zu lernen und sich im Dialog auch selbst verändern zu lassen.
Nach einem anregenden Bericht der Bistums-Delegierten vom offiziellen Auftakt des deutschlandweiten Dialogprozesses im Juli war darum auch ein ganzer Nachmittag dem Hören gewidmet: Sieben "Laien" aus Gemeinden des Bistums waren eingeladen, den Priestern zu sagen, wie sie sie erleben. Was da zu Gehör kam, war alles andere als laienhaft. Es zeugte von hoher Reife, großer Wertschätzung und zugleich tiefer Sorge. Meist wurde in Form von Wünschen ausgesprochen, was man am Priester zuweilen vermisst. Es kam zur Sprache, wie aufbauend es ist, wenn die Liturgie so gefeiert wird, dass man einen roten Faden erkennen kann. Und wie wichtig es ist, dass der Priester strukturiert arbeiten und Haupt- und Ehrenamtliche gut anleiten kann. Man wünschte den Priestern ausreichend Freizeit und Weiterbildung und dass sie erkennbar in einer Gemeinschaft von Mitbrüdern und Freunden leben, in der sie sich austauschen, aber auch ein Korrektiv erfahren können.
Ganz vielfältig waren die Äußerungen, und mancher Priester kommentierte im Nachgang, dass dies der wichtigste Moment dieser Tage gewesen sei. Es wurde keinesfalls der ideale Priester verlangt, eher die Bereitschaft bekundet, mit menschlichen Schwächen zu leben, wenn sie denn als solche eingestanden werden. Eine langjährige Pfarrgemeinderatsvorsitzende sagte, dass sie sich im Hinblick auf ihre drei Söhne nicht wünschen konnte, dass einer Priester geworden wäre, denn sie sollten ja glücklich werden. Viele haben darauf erwidert, dass sie für ihre Berufung dankbar sind. Dass man das offenbar so selten erkennt, mache freilich nachdenklich. Vor allem und immer wieder aber wurde im Laufe des Gesprächs gedankt und … auch herzlich gelacht. Wichtig war die Erfahrung, wie gegenseitiges Wohlwollen den Raum für gelungenen Dialog schafft. Bevor man sich den Einzelthemen zuwenden kann, braucht es die gemeinsame Grundlage, jene Gemeinsamkeit und Gemeinschaft, die die Kirche kennzeichnet. In dieser Weise verliefen die kommenden Tage, in denen die heißen Eisen nicht außen vor blieben.
Mancher sagte, dass er ein Gespräch in dieser Intensität bei einer Priesterwerkwoche noch nicht erlebt hat. Im letzten Schritt wurden Themen zusammengetragen, die in den kommenden Jahren des Dialogprozesses mit bedacht sein sollen. Ermutigt sind die meisten von Schmochtitz wieder aufgebrochen, wissend, dass Dialog nicht "auf die Schnelle" geht, sondern viel Geduld und Einfühlungsvermögen verlangt, aber dass er unbedingt lohnt.